„Ich gehe mit dem Gedanken um, über Friedrich Schiller zu schreiben“. — Lange hatte sie es hinausgezögert, sich lieber dem anderen zugewandt, „der es weniger mit dem Fleiß hatte und mehr Heiterkeit versprach“. Das Ergebnis, Christiane und Goethe, geriet zu einer kleinen literarischen Sensation. Nun also der schwerer zugängliche Schiller. Und — das Wunder scheint sich zu wiederholen, wie ein Blick in die Bestsellerlisten beweist.
Unvergesslich blieb für die Autorin eine feurige Aufführung der Räuber in lettischer Sprache in Riga. Sigrid Damm erinnert sich, wie ihr Herz dem Autor und „dem Stück seiner Stücke“ förmlich zuflog. Dann der Besuch seiner Lebensstätten. Alles Zufälligkeiten? Nein! Das Buch wollte geschrieben werden! Frau Damms Neugier gilt dabei nicht dem Werk Schillers, vielmehr entdeckt sie den Menschen im Blick auf seinen Arbeitsalltag, auf seine Briefe, die Werkstattberichten und Tagebüchern gleichen. Es entsteht die betörende Nahaufnahme eines Idealisten, dem das Schreiben als einzige Daseinsform galt, und der auf eng begrenztem Raume den Weg zur Freiheit über die Schönheit fand.
Diese schöne Erkundungsfahrt liegt nun in gelesener Form vor. Ein wahrer Glücksgriff für Sigrid Damms literarische Wanderung ist die Wahl der Sprecherin Eva Garg. Erweckte der legendäre Rezitator Gert Westphal einst die Welten Thomas Manns und Fontanes akustisch zum Leben, so hat sich Eva Garg in zahlreichen Lesungen unbedingt als sein weibliches Gegenstück etabliert. Ohne jede (ohnehin nur störende) klangliche Untermalung bringt die wohl modulierte Zartheit ihres Vortrags im Hörer sämtliche Saiten zum Klingen. Sigrid Damms Wanderungen in die Geistesregionen und Werkstätten des großen deutschen Dichters geraten so zur reinsten Meditation. Unbedingt mitwandern und bis zur letzten Zeile genießen!
Gekürzte Lesefassung; 5 CDs; Gesamtlaufzeit ca. 368 Minuten –Ravi Unger
