HomeDie Horen1795 - Stück 8I. Zufällige Ergießung eines einsamen Denkers in Briefen an vertraute Freunde. [Friedrich Heinrich Jacobi]

I. Zufällige Ergießung eines einsamen Denkers in Briefen an vertraute Freunde. [Friedrich Heinrich Jacobi]

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Erster Brief an Ernestine F***

*** den 21sten Februar 1793.

Seit Montag vor acht Tagen, liebste Ernestine, da ich deinen köstlichen Brief vom fünften erhielt, bin ich wie mit der Feder in der Hand herum gegangen um dir zu antworten, ohne sie ansetzen zu können. Unvermögender den eigenen Willen zu vollbringen, als ich es in hundert Fällen bin, giebt es wenige andre Menschen, und vielleicht keinen unter diesen wenigen, der es so schmerzlich gewahr wird, es mit so tiefem Gram empfindet. Es haben in meiner innern Verfassung Volk und Stände eine solche übermäßige Gewalt in Händen, daß ihnen das Monarchische Ich beständig nach den Augen sehen, und zu allerhand Mitteln sich verstehen muß, um sie auf seine Seite zu bringen. Dennoch möchte ich meine Verfassung weder in eine reine Aristokratie noch Demokratie, um des Ungehorsams und der Widerspenstigkeiten weniger gewahr zu werden, umgeschaffen sehen, und muß also fortfahren, mich durchzuquälen, wie ich kann.

Zuerst von deiner Trauer über König Ludwig. Ich finde dich darin so ganz nach meinem Herzen; Am mehrsten hat mich das gerührt, als treffend, groß und wahr, und ist tief in mich gedrungen, was du von seinem entblößten Haupte sagst, von dem Glanz, der sich auf seiner Stirne unerwartet sehen ließ, nachdem die goldene Königskrone weggenommen war. Ich pflegte ihn vor diesem Zeitpunkt Lear zu nennen; aber Lear den Unschuldigen, der keine Cordelia verstieß, keinen edlen Kent verbannte. Nun ist er mir der im heiligen Wetter zum Grabe hinabsteigende, sich verklärende Ödipus geworden.

Niemals werde ich den Tag vergessen, an dem ich sein erstes Verhör las. Er war mir noch Lear, da er vor jene Schranken geführt wurde, wo die Geister Gonerills und Regans, vornehmlich Edmunds zur Legion gewordener Dämon wider ihn zu Gericht saßen. Ich erwartete nicht, daß hier auf einmal seine Gestalt sich so verwandeln würde. Auch seine Richter waren nicht darauf gefaßt. Ich fühlte mit ihnen, fühlte mit dem Könige, und mit mir selbst. Nie war ich gleich erschüttert, zerrissen, und bewegt! Lears Worte: „Wer kann mir hier sagen wer ich bin?“ – „Ich gab Euch alles!“ – „Ein so gütiger Vater!“ … sie mußten in Ludwigs Herzen seyn diese nagenden Worte, mußten sein Herz ihm um und um gewendet haben im Busen – wie oft, und seit wie lange schon! Dennoch war dies Herz milde geblieben; Wehmuth ergriff den Mann, und seine Festigkeit schien einen Augenblick zu wanken, da man ihm Verrätherey darum anschuldigte, weil er ein so gütiger Vater gewesen, und man ihn fragen durfte: In welcher Absicht das?

Lies es einmal wieder, ich bitte dich, Shäkespears grosses Meisterwerk, diesen Lear! Ich rede mit jedem, der zu mir kommt, davon, lese jedem, der mich hören will, daraus vor. Alles was in diesen Tagen vor unseren Augen geschehen ist findest du hier, als schon vor Jahrhunderten begegnet, wieder dargestellt in Gesichten voll Weißagung für alle Zeiten. Dein Gedächtniß, da ich dich erinnert habe, wird dem Lesen zuvor eilen und die Hauptzüge des Drama dir vor die Seele bringen.

Armer Lear! für eine Liebe, die über alles gehen sollte, verschenktest du dein Königreich, und fodertest nur Lebensunterhalt für dich und hundert Ritter, deine Freude! das schien den Königinnen bald zu viel. Gonerill, die Eine Tochter, hieß dich fünfzig deiner Begleiter abdanken; von den fünfzig übrigen wollte Regan die Hälfte dir noch einmal nehmen – Und wozu hast du nur die Übrigen, die fünf und zwanzig, nöthig? Wozu nur zwölfe? Wozu nur Einen? – Endlich: wozu athmest du, wozu lebst du noch, Thor, Wahnsinniger, Aufrührer, und Verräther? – „Ich gab Euch alles!“ sprach der Unglückliche. Darauf ward ihm zur Antwort: „Und es war hohe Zeit, daß du es gabst!“ – Tödlich gekränkt, mit zerbrochenem Herzen stürzt der Greis hinaus bey tobendem Ungewitter. – „Laßt ihn gehen, schreien die Töchter, er läßt sich ja nicht bedeuten; es ist seine Schuld, daß er keine Ruhe hat, er mag die Folgen seiner Thorheit fühlen.“ – Zuletzt gefangen mit Cordelia; gefesselt; in der Gewalt des scheuslichen Edmunds, der ihn vor Gericht stellen soll! … Vor dasselbe Gericht, mit dem man vorhin den treuen Gloster schon bedroht hatte, da es hieß: „Bindet ihn wie einen Dieb und bringt ihn vor uns; wir können ihm zwar ohne gerichtliche Form das Leben nicht absprechen; indeß soll unsre Gewalt unserem Zorn willfahren, den man zwar tadeln, aber nicht verhindern kann.“

Wie auffallend jeder Zug! wie so ganz getroffen, nach gewiesen alles bis zum Sitze der kleinsten Bewegungen im Minenspiel!

Aber was am mehrsten ergreift: Alles steht zugleich auch wieder da, nur wie Allegorie und Gleichniß. Nicht was Einmal geschah, und Einmal wieder geschieht; sondern was immer da ist und vorgeht erblicken wir. Der Geist wird weggezogen unvermerkt vom Einzelnen zum Allgemeinen; jede zufällige Beziehung verschwindet, wird vergessen; und es steht allein der fürchterliche Umriß einer allgemeinen Welt- und Menschengeschichte da. Welch ein Anblick! Siehe, die ganze Natur, leblose und belebte, vernünftige und unvernünftige, wie aufgethürmte Wolken durcheinander wogend, hierhin und dorthin, über sich, unter sich, sich entformend und formend, kaum noch schwebend: eine schwarze, schwere, stumme Nacht; und nur hie und da ein Wetterleuchten Gottes; Blitze der Vorsehung, welche das Gewölk zerreissen… Siehest du das?

Unter einem Haufen von Ungeheuern und Scheusalen, den wüsten Werkzeugen eines wüsten Schicksals, glänzt eine Cordelia, erhebt sich ein Kent, wird man einen Edgar gewahr. Hier ist Wohlthun! Es waltet ein guter Geist! Hier hat ein Gott geschaffen! Ein Gott, dem Natur und Schicksal müssen unterworfen seyn. – Edler Kent! „In deiner Verhüllung, wenn du deinen Feind, den herumirrenden Lear, der als König dich verbannt hatte, unerkannt begleitest, und ihm Dienste thust, wozu sich kaum ein Sclav verstanden hätte, weil er etwas in seinen Minen hatte, was du gern deinen Herrn nennen mochtest;“ du erscheinst als ein Bote des Himmels! In deinen Augen sind Winke, die uns mit Zuversicht, Geduld und Muth erfüllen; wir entdecken Züge, Minen, ein Etwas im Angesicht der Schöpfung, das wir gern unsren Herrn nennen, dem wir gern durch die Nächte des Schicksals mit Ergebung folgen mögen.

Der mir Lear gewesen, sagte ich vorhin, wäre mir der im Wetter zum Grabe hinab steigende, sich verklärende Ödipus geworden.

Vor Jahren sprach ich einmal mit dir von einer Ähnlichkeit des Eindrucks, den der Lear des Brittischen, und der Ödipus des Griechischen Sehers jedesmal in mir zurückließen. Du verstandest mich nicht gleich, und ich wollte mich auf keine Zergliederung bey einer Sache, die nicht dafür gemacht war, einlassen. Hierin hatte ich recht, und will darum auch heute dies allein dir noch darüber zu Gemüth führen: daß Shäkespear nur Einen Lear; Sofokles aber zwey Ödipus gedichtet hat: und daß die zwey Gedichte des Griechen zusammen gehören, wie Anfang und Ende; beyde sich gegenseitig bedürfen, wie die beyden Schwingen des Adlers. So betrachtet, in dieser Vereinigung zweyer Begebenheiten zu Einer großen Offenbarung, flößt mir das Werk des Griechen eine Ehrfurcht ein, die mir die Kniee beugt. Dem Britten waren die Geschichte, die er hatte, selbst zum Theil noch dunkel; der Grieche hingegen offenbarte in Gleichnissen, was er selbst ganz durchschaut hatte.

Zeus, Allherrscher des ewig,
Ewig dauernden Reichs!
Blicke herab! schon welkt des Götterspruches
Ehre, der Layos drohte! Ach schon sinket
Föbos Ruhm, und im Staube
Liegt die Religion!

Dies ist das Thema des ersten Ödipus, des Königs. – Hörte der Mensch nur sich selbst, schaute er – das Auge nicht mehr empor gerichtet – nur auf Lebendiges der Erde: „wo bliebe die Unschuld? wo das unabläßige Bestreben, rein zu seyn in jedem Wort, in jeder That?“ – Feste Zusage, heilige Treue, wo bliebest du, wenn die Olimpier nicht mehr walteten, nicht mehr, als Leiter der Schiksale, der Tugend Gewähr leisteten für ihre Frucht, wenn auch nicht für ihren Lohn? Wenn nun jeder Mensch sich an Zeus stelle drängen, eine Vorsehung einsetzen, und der weisere seyn müste mit Gewalt? – Tyranney würde die Menschheit vertilgen, das Gewissen sich selbst zerstören; Friede und Vertrauen würden ohne Stätte seyn.

Darum mußte Ödipus „ein Zeugniß zeugen für der Götter Wort,“ das durch Mark und Gebein dränge allen die es vernähmen.

Schon waren die frevelnden Worte an Jokasta aus des Königs Munde gegangen:

Und uns gebürte noch zu achten auf
Den Schicksalehrenden Altar, o Weib!
– – – – – Mein Vater
Liegt im Grab, und hat mit sich den Götterspruch
Genommen, der nicht werth der Achtung ist.

Triumphierend hatte Jokasta ausgerufen:

– – – – – O, du Götterspruch;
Wo bist du? – – – – – – –
Was soll der Mensch wohl fürchten? Zufall
Nur beherrscht die Welt!

Da tritt plötzlich, allen andern noch unsichtbar, der Schmähenden ins Angesicht. Sie bebt, sie verstummt – sie ist verschwunden.

Ödipus weilt. Der Ungestümme muß, hartnäckig forschend, noch verziehen, damit Alles Allen offenbar werde; damit er das lauteste Zeugniß zeuge vor seinem Volk – einst vor allen Völkern! – für der Götter Wort.

Unglückseligster der Menschen!
Du, dessen Pfeil der Ziele höchstens überflog,
Du, der du schöpftest aus der vollen Quelle des Glücks!
Ach, wer ist nun wie du
Unglückselig und jammervertieft;
Wie du, ein Genosse des Rachefluchs.

Auf ihn, den Schuldlosen, kam von seinen Vätern her der Fluch und das Weh. Allen Menschen und sich selbst ein Gräuel stand er da – mit reinem Herzen! Wuth, Verzweiflung, Wahnsinn mußten, über sein Verhängniß, ihn ergreiffen… Er beraubt, grausam, sich auf immer des Lichts; wünscht, „alle Thore seines Lebens eben so auf immer verschließen zu können“…

Da neigen die Himmlischen sich zu ihm, ziehen ihn in ihren Rath:

Gott, der ihn niederschlug, hebt ihn empor –
– – Ihn lohnet Gott, der Gerechte.

Eine Majestät, wie kein Thron sie gewährt, umgiebt den blinden Bettler; Seherkraft erfüllt den Geweihten, Apollons Gesandten, den keine Menschenhand verletzen darf. Drohend und verheißend schwebt der Götter Macht auf seinen Lippen. Aus Delphi war ein Spruch, daß ihm die Eumeniden, die Allschauenden, Rächerinnen, Helferinnen werden sollten. Herumirrend an der frommen Antigone Hand gelangt er, auf unbekanntem Pfade, in der fruchtbaren Göttinnen Hain zu Kolonos, setzt sich, unwissend wo er war, um auszuruhn, auf einen Stein, ruht und erquickt sich, wo sonst schaudernd jeder Fus zurück bebt. Da er den Nahmen des Orts vernimmt, erhebt er froh die Stimme:

Nun weiß ich, daß kein Ungefähr mich führt;
Daß ich nicht ohne Gottes Hand mich Euch,
Ihr Reinen, Keuschen! nahte, selber keusch
Und nüchtern, und mich hier auf euren Sitz,
Den heiligen, kunstlosen, lagerte.

Hier war ihm das Ende seiner Wanderung, die letzte Entwicklung seines wundervollen Schicksals verheißen; hier sollte der Fluch, der ihn getroffen, sich in Heil und Segen ihm verwandeln: er war am Ziel!

Um den verbannten Laios Sohn versammeln sich nun bald Kolonos Greise, und mit König Theseus, dem edelsten der Menschen, Volk und Krieger aus Athen. Theseus, um ein unterbrochnes Opfer zu vollenden, entfernt sich. – Es tobt in der Luft.

Gewaltig, gewaltig ertönt
Zeus Geschoß, mit des Schreckens Schall!
Blitze des Himmels, o seht! Flammen umher!
Und wieder! – Was kündet uns an
Diese Stunde des Grauns? Sie stürmt
Nicht umsonst! – – – –
Wehe! Wehe! wieder umhallt
Uns des Donners schreklicher Ruf!
Schiltst du im Zorn die Erd, unsre Mutter, Gott?
O erbarme unser dich!

Ödipus allein steht da mit ungebeugtem Geist; ihm winkt ein Bote des Himmels. – Er sendet nach Theseus; Theseus erscheint.

Keines Führers bedarf der Augenlose mehr. Er geht voran und zeigt dem Könige den Weg zum heiligen Ort, zum SiegesHügel, wo auf ihn Verklärung wartet.

„Meine Töchter, folgt!
Ihr war’t des Vaters Leiterinnen, nun
Bin euer Führer ich! – – – – –
Dorthin! Dorthin geht! dorthin treibet mich
Hermäs, der Schattenführer, und der Gruft
Schutzgöttinn! – O wo warst, wo warst du
vordem, o du der blinden Augen Licht,
Das nun im Tode meinen Leib bestrahlt?“

Angelangt am heiligen Hügel, umarmt er mit Inbrunst seine Töchter, Antigone und Ismene, segnet sie mit heißem Dank.

Plötzlich scholl eine Stimme, rufte laut
Ihm; alle bebten, aller Haar stand hoch
Vor Graun empor; und abermal erscholl
Die Stimme, Gottes Stimme, und abermal.
Sie rufte: Komm!

Ödipus gebietet den Jungfrauen, sich mit ihren Begleitern zu entfernen; Theseus muß ihm schwören, daß er sie beschützen will. Dieser allein darf bleiben: ein Zeuge dessen, was geschehen soll.

Mit lautem Angstgeschrey und Thränengüssen gehen – werden weggeführt die Töchter. Einer der Begleiter, ein Bote nach Athen, erzählt:

Wir sahn
Nach kurzer Zeit uns um; verschwunden war
Der Greis! Der König stand, und schirmte mit
Der Hand das Aug’, und stüzte sich das Haupt,
Als ob ein Schauder ihn ergriff, und er
Aus Furcht nicht wagen durft emporzuschaun.
Bald drauf erblickten wir, daß in den Staub
Gesenkt, mit eifrigen Gebeten er
Anbetete die Erd’ und Gottes Himmel. –
Durch welchen Tod er starb? – der Sterblichen
Verkündets, ausser Thesus, keiner Euch.
Nicht Gottes Blitzgeschoß hat ihn verbrannt,
Kein Meersturm – keiner saus’te! – ihn entführt,
Ein Bote Gottes hat ihn abgeholt!

Gewiss steht, wenn du dieses liesest, mit glänzendem Angesicht, der Bote Gottes an Ödipus vor dir, wie er vor mir in diesem Augenblike steht. – Du begehrst nicht, daß ich heute weiter schreibe. Ich lege meine Feder nieder auf dieses Blatt, wo ich sie morgen wieder finden werde.

Sonntag den 22sten Februar.

Ich glaubte mich weit weg von der Beantwortung deines Briefes verlohren zu haben, und finde jetzt, daß ich mir nur einen Übergang gemacht habe, dahin, wo du von Ehrenburg sprichst, und mich in seinem Nahmen auffoderst, mit ihm zu eifern wider jenen verderblichen Eifer, der der Geist unserer Tage ist, und im Menschen alles Menschliche vertilgen – einen neuen Himmel, eine neue Erde schaffen will – durch die Kraft seines wohlgespaltenen beredten Gänsekiels.

Ich gebe dem edeln Manne in seinen Gesinnungen vollkommen recht; spreche von ganzem Herzen ihm die Worte nach: „Nicht Gold, nicht Silber: unsre Gefühle, Tugend, Religion vor den Feinden des Menschlichen Geschlechts zu retten ist Gefahr! Laßt uns hiemit ins innere Heiligthum unserer Seele flüchten!“ – Aber, liebe Ernestine! lieber Ehrenburg! Wohin sollen diejenigen flüchten, welche jenes innere Heiligthum schon lange zu einem offenen Tempel für die Gottheiten des neuen Himmels und der neuen Rede verwandelt haben? diese Gottheiten vertragen, wie Ihr wißt, kein inneres Heiligthum; ihren Priestern und Profeten ist dieser bloße Nahme schon ein Gräuel, wegen der Götzen, die, nach ihrer Meynung, zu allen Zeiten sich darin verborgen haben. Zu wem sollen wir denn reden? Sollen wir uns an jene Priester und Profeten selbst, dort an jenen Prediger auf den Dächern wenden? Oder nur an ihre liebe Andacht auf den Gassen? O, lasst sie reden und hören! Jene, so lange bis sie ausgeredet sind; diese, bis der Hunger in ihren Ohren Eckel geworden ist.

Ich wundre mich über Ehrenburg, über dich, und über mich selbst, daß wir zugleich so einig und uneinig miteinander seyn können. „Für ein Wesen“, sagt Ihr, „das nicht weiß woher es kommt, noch wohin es geht, ist Glaube das größte Bedürfniß.“ Dieses fühlt Ihr jezt mehr, stärker, inniger als jemals; seht es jetzt weniger als jemals andre fühlen, und ruft deswegen aus: „Wer keine Religion hat, der schaffe sich jetzt eine!“

Ja, Freunde, wenn das angienge! wenn es nur einer Ermahnung dazu bedürfte! dann könnte Euer Zuruf wenigstens bei denen fruchten, welche sich in diesen trüben Zeiten ihren verlohrnen Glauben zurück wünschen, um sich daran aufzurichten. Leider kommt Religion am schwersten da wieder auf wo ihre größte Nothdurft entstanden ist; am schwersten gerade in solchen Zeiten wie die unsrigen; und am schwersten gerade bey denen, welche die Grösse des Übels nun am klaresten einsehen, am lebhaftesten empfinden. Die Ursache davon ist, weil das Vermögen des Menschen Religion zu haben, genau wie sein Vermögen ist, von einer weisen und gütigen Regierung der Welt durch ein höchstes Wesen, von einer allgemeinen und besondern Vorsehung gewiß zu werden. Weder die alltägliche Erfahrung, denke ich, noch ihrer Annalen, können uns zu einer solchen Gewissheit leicht verhelfen, wir brauchen, däucht mich, in dieser Absicht vielmehr eines Gegenmittels wider die alltägliche Erfahrung, wider ihre Geschichte, und wider die Resultate des ernstlichern Nachdenkens über beyde. Könnt Ihr nun dem bekannten alten Gegenmittel seine volle Wirkung wieder geben; positive Religion in ihrer ganzen lebendigen Kraft bey Euern Zeitgenossen wieder herstellen, so ist die Sache Euers Eifers werth. Könnt Ihr dieses nicht: Was wollt Ihr können? Besänftiget Euch! der Schaden sitzt gewiss da nicht wo Ihr ihn seht, und wo Ihr helfen – schneiden oder brennen möchtet. Sittlichkeit und Religion stehen und fallen mit keinem philosophischen System, mit keiner zufälligen Denkungsart eines Zeitalters. Vorstellungsarten und herrschende Systeme – überall weniger Ursache als Wirkung des Geistes der Zeit, den sie jedesmal nur offenbaren, darstellen; freylich auch entwickeln und befördern – gehen auf und gehen unter vor dem unveränderlichen Geiste der Wahrheit, den sie weder leiten noch verführen können. Laßt uns auf die Stimme, auf die Winke dieses Geistes merken, und nicht hadern. Beßerer Rath, sagt ein altes deutsches Sprichwort, Beßerer Rath kommt über Nacht!

Ein religiöser und zugleich sehr aufgeklärter Mann – ich darf ihn nennen: Mein Freund Kleuker, schrieb mir vor einiger Zeit: „Eine gewisse Zuversicht des Herzens ist allerdings die nothwendigste Bedingung zum Glauben an Dinge einer andern Welt. Sie selbst aber ist keine Sache, die man sich geben kann, wenn man will. Sympathie mit gewissen Nichtglaubenden ist mir eben so natürlich, als Antipathie und tiefe Verachtung gegen die Schwätzer und Radoteurs, die uns nach der Seichtheit ihres eigenen Bewußtseyns weis machen wollen, man bedürfe dieser oder jener Stütze nicht, weil man alles aus sich selbst haben, selbst seinen Gott sich machen, ganz sein eigner Gott seyn könne.“

Dies, liebe Ernestine, sind meine eigensten Gesinnungen! Aber wie groß auch meine Antipathie gegen die selbstgenügsamen Schwätzer ist, so heißt mich doch mein Gewissen Sanftmuth gegen sie üben, und, immer demüthiger, so lange zu schweigen, bis ich etwas zu sagen habe, das mehr als nur ein Geschwätz anderer Art sey.

Ich muß dir bekennen, beste Freundinn, und du magst es Ehrenburgen wieder sagen, daß ich überhaupt zwischen seiner und meiner Ansicht des gegenwärtigen Zustandes der Dinge eine Verschiedenheit je mehr und mehr gewahr werde, die es nicht zulassen wird, daß wir uns auf dieselbe Weise in Absicht dieses Zustandes, offensiv und defensiv, verhalten. Er sieht lauter widernatürliche Ereignisse, Wechselbälge, Ungeheuer, Geburten der abscheulichsten Lüsternheit und Willkür. Ich sehe die nothwendige Entwickelung einer neuen Epoche der Natur. Gesetzmässige Kinder der Zeit stehen in der Geburt, drängen sich zur Geburt, wie es scheint, in sehr verkehrten Lagen; wie sie zur Welt kommen werden, ist ungewiß. Aber die Mutter ist unsterblich.

Überall ist es schwer das Nothwendige von dem Zufälligen in den Dingen die geschehen abzusondern; am allerschwersten aber in denen Begebenheiten, die sich vor unsern Augen zutragen. Dieses oder jenes unveränderliche Naturgesetz mag uns noch so bekannt seyn, wir mögen was noch nach ihm erfolgen muß noch so deutlich im Begriffe vor uns haben; in der wirklichen Erscheinung übersehen wir es darum nicht weniger, und bleiben mit unsern Gedanken am Zufälligen und Veränderlichen hängen.

Es scheint unmöglich und ist doch wahr, daß wir beständig fortdauernde Erscheinungen in dem sie charakterisierenden Verhältnisse von Ursache und Wirkung, und wie sie von jeher eben so verknüpft gewesen, im allgemeinen wahrnehmen, und dieser Wahrnehmung uns dergestalt bewußt seyn können, daß wir sie unaufhörlich anführen; und denn doch in jedem besondern Falle, wenn sich Eine dieser Erscheinungen als gegenwärtig auffallender ankündigt, uns einzubilden vermögen, und beinah unfehlbar uns einbilden, daß hier nicht jene längst ausgemachte Verknüpfung von Ursache und Wirkung, sondern eine ganz andre statt finde; also von dem allgemeinen Satz der uns erleuchtet niemals, weder im Urtheilen noch im Handeln, Gebrauch machen, und seine Wahrheit in der eigenen gegenwärtigen Erfahrung nie erfahren.

Zur Erläuterung und zum Beweise kann ein Beyspiel dienen, welches wir beständig vor uns haben, und mir das auffallendste von allen zu seyn scheint: Der theoretisch allgemeine Glaube, und practisch allgemeine Unglaube der Menschen an die Gewalt der Meynung.

Die Meynung, sagen wir, beherrscht als Königinn die Welt; jedem Menschen ist die seine lieber als sein Leben; man lehnt sich wider die unbegränzte Gewalt dieser Herrscherinn vergebens auf; sie fodert und gebietet mit einem Nachdrucke, der allen Widerstand vereitelt:

Coutume, opinion, reines de notre sort,
Vous reglez des mortels, et la vie, et la mort!

Und zugleich mit allen diesen Sprüchen im Munde massen wir uns doch alles nur ersinnliche an wider eben diese Herrscherinn; hoffen, bald durch List, bald durch Gewalt sie uns zu unterwerfen, und sehen Unternehmungen dieser Art für das eigentliche Geschäft der Weißheit an.

Dieser Widerspruch wäre unmöglich, wenn wir ihn, indem wir ihn entstehen lassen, gewahr würden; wir werden ihn aber nicht gewahr, weil wir von dem Dinge, welches wir die Gewalt der Meynungen nennen, nur eine höchst verworrene Erkenntniß aus nie untersuchten Beyspielen haben. Zufolge dieser verworrenen Erkenntniß sind wir geneigt die Gewalt der Meynung aus der Menge der Meynenden zu erklären, die Meynung selbst aber als etwas an sich leeres und unkräftiges zu verachten. Der oft schnelle Wechsel der Meynungen, und der sonderbare Umstand, daß sich die gedankenlosesten gewöhnlich als die hartnäckigsten, die zufälligsten, als die heftigsten beweisen, scheint diese Verachtung und das Urtheil, welches die Meynungen überhaupt in die Classe der Gespenster oder Zauberwesen setzt, zu rechtfertigen. Für sich selbst sind diese Wesen, sind Gespenster, nichts; aber der Wahn, der Aberglaube, die Schwärmerey, die sie zu Etwas für Andre machen – von diesen giebt man zu, daß sie die größte Aufmerksamkeit verdienen.

Einigen Grund hat diese Ansicht allerdings. Aber es ist weit gefehlt daß alle Meynungen die gewaltig wurden Gespenster waren, und nicht Eine davon ist bloßes Gespenst gewesen. Die ursprüngliche Energie der Meynung ist die Energie des Lebens selbst; ihre Gewalt die Gewalt der Wahrheit, die, in die Zeiten verhüllt, unwiderstehlich die Zeiten regiert.

Ich hatte das Blatt weggeschoben, liebe Ernestine, das bedeutet dieser Strich. Ich wurde gewahr daß ich daran war eine Theorie der Wirksamkeit der Meynungen auszuspinnen, und erschrak über die Versuchung. Dies begegnete mir vorgestern, und gestern den ganzen Tag habe ich mich besonnen, wie ich, ohne dies unermeßliche Vorgebürge zu umschiffen, zu der Stelle mit dir käme, wo ich so gern dich hätte. Laß uns einen Versuch mit Fliegen machen; mit Fliegen und Laufen. Wir steigen auf wo wir anschwammen, da ich die Segel plötzlich einzog.

Alle Meynungen wurden im Schoosse der Wahrheit empfangen; alle Wahrheiten im Schoosse der Meynung. Vor den Begriffen sind die Vorstellungen und Empfindungen; vor den Beweisen die Urtheile. Die wichtigsten Lehrsätze hatten lange gegolten, ehe Philosophie sie nachbuchstabierte, und die Gründe, warum sie gelten mußten, gewahr wurde. Die höchsten Grundsätze, worauf sich alle Beweise stützen, sind, unverkleidet, blosse Machtsprüche, dennen wir – blindlings? Wie dem Gefühl unseres Daseyns! – glauben. Man könnte sie, ungeschikt und verkehrt genug, aber doch nicht ganz unphikosophisch, ursprüngliche, allgemeine, unüberwindliche Vorurtheile nennen: als solche wären sie das reine Licht der Wahrheit, oder gäben vielmehr der Wahrheit das Gesetz.

Daß Begriffe, Urtheile und Regeln, die wir durch Beweis empfangen, wenn sie wirksam in uns seyn, sich als eine Kraft in uns beweisen sollen, erst die Natur des Vorurtheils annehmen oder wieder erhalten, eine persönliche Meynung oder Fertigkeit in uns werden müssen, ist eine alte Bemerkung. – Weiter!

„Von dem was Allen scheint, behaupten wir, daß es ist“ – lehrt Aristoteles; denn: der Mensch ist das Maaß aller Dinge. Was seine Vorstellungen von den Dingen enthalten, schreibt er ihnen zu; das sind die Dinge ihm. Was sie ausser dem seyn mögen, kann er nicht erfahren; er kann aus seinen Empfindungen, Wahrnehmungen und Urtheilen nicht herausgehen, und die Gegenstände prüfen ausserhalb seinem Verstande, sich selbst ausserhalb sich selbst berichtigen, sich erleuchten mit einer Wahrheit, die er nicht verstehen würde. Darum ist überhaupt jedem Menschen seine Meynung, mit Recht, die Wahrheit; und er behauptet sie mit Recht, weil die Wahrheit jedes Menschen sein Leben ist.

Hierin: daß jeder Mensch in dem was ihm Wahrheit ist sein Leben hat, hat die Gewalt der Meynung ihren Ursprung.

Durch Anregung von außen gelangt die schon vorhandene Seele in sich erst zum Leben, zum Bewußtseyn. Die bloße leere Form des Lebens hätte keinen Werth, aus Mangel der Empfindung. Man könnte sagen, sie wäre das Leben selbst und hätte doch kein Leben. Damit Genuß des Lebens entstehe, muß es zu etwas angewendet, muß es gebraucht werden, einen Inhalt bekommen. Durch Anwendung, Inhalt und Gebrauch, wird das Leben erst lebendig; es entwickelt sich in ihm ein Daseyn; es entsteht eine Person.

Gehe nur gerade in dich selbst zurück; entäussere dich in Gedanken für einen Augenblick aller deiner sinnlichen Vorstellungen, aller der Erfahrungen, Empfindungen, Urtheile und Neigungen, die auf jene Vorstellungen sich beziehen: – Was bleibt dir nach einer solchen Ausleerung von deinem Wesen übrig? Nichts als eine ganz unbestimmte Vorstellung eines reinen Lebensprincips, ohne Eigenheit, ohne Individualität, ohne irgend ein Merkmal des Wesens, von dem du gegenwärtig die Empfindung hast, daß es deine Person, daß es Ernestine ist.

Was dir also deine Vorstellungen, Begriffe, Urtheile und Neigungen sichert, das sichert dir dein persönliches, dein eigentliches Daseyn; und was sie in Gefahr bringt, bringt dein Daseyn in Gefahr, rührt dich mit dem Tode an.

Persönliches Bewußtseyn ist ein aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammengesetzter Begriff. Indem wir diesen Begriff erzeugen, erzeugen wir uns selbst; indem wir ihn festhalten und fortsetzen, erhalten wir uns. Von einem nicht also bedingten, nicht zeitlichen Leben; von einem Leben ohne Erinnerung, das ist, ohne Besinnung; von einem Leben ohne Dichten und Trachten, haben wir keine Vorstellung. Auch das blos thierische Bewußtseyn erfodert diese Verknüpfung, obgleich das Thier sich damit nie bis zur Persönlichkeit erheben kann, weil ihm die Gabe allgemeiner Vorstellungen und sie besonders zu betrachten, weil ihm Vernunft, und mit ihr das Vermögen der Sprache mangelt.

So wie Vernunft bey dem sinnlichen Wesen eintritt, übermannt die sinnlichen Vorstellungen und Empfindungen – Gedanke; er verwandelt, er verschlingt sie. Triebe und Leidenschaften nehmen ihre Richtung nach Begriffen, mit denen über alles geurtheilt, nach denen alles bestimmt wird. Da aber Begriffe nur vermittelst der, mit ihnen verknüpften, Zeichen festgehalten, fortgeleitet, ausgebreitet werden können; so sind die Zeichen von Natur im Besitz eines gefährlichen Einflusses, der sich vermehrt, so wie sie selbst sich vermehren, und immer willkührlicher werden. Allmählich gewinnen sie die Oberhand; Worte gelten für Begriffe, es entsteht eine Fertigkeit zu denken ohne zu verstehen, und eben so zu wünschen und zu wollen; eine Fertigkeit der willkührlichsten Verknüpfungen im ganzen Gebiete des Denkens und Begehrens.

Eine Regierungskunst der Zeichen und Worte, würde die größte und wichtigste der Künste seyn; denn alle Empfindungen, Urtheile, Meynungen und Leidenschaften der Menschen, ihr Haß und ihre Liebe hangen nothwendig an diesen Fäden, werden damit zusammen, auseinander, dann wieder anders zusammen gezogen auf eine unendlich mannigfaltige Weise. Wem ist es unbekannt, daß Menschen an Zeichen, an äusserlichen Gebräuchen, an einem Worte, wie an ihrem Leben hangen?

Jedes Zeichen aber bezieht sich nothwendig doch auf etwas bezeichnetes; jeder Gebrauch muß einen von ihm selbst verschiedenen Ursprung haben; jedes Wort irgend einen Sinn. Ein ganz leeres Wort ist ein Unding; nicht einmal ein ganz leerer Schall ist möglich. Offenbar also entspringt die Gewalt der Worte und Zeichen jedesmal, näher oder entfernter, aus einem Begriffe; ihre Kraft ist die Kraft des Begriffes. Der Begriff selbst hingegen kann seine Kraft unmittelbar nicht äussern; er muß sie einem Zeichen oder Worte anvertrauen. Überhaupt ist in dieser sinnlichen Welt keine Wirksamkeit der Geister ohne Körper möglich; jede Seele bedarf eines Leibes; und jeder Leib hat nothwendig eine gewisse Einrichtung und Gestalt, steht nothwendig mit andern Körpern in einem mannigfaltigen Zusammenhange.

Die Energie der Begriffe, haben wir bemerkt, ist die Energie der Seele selbst. Unser persönliches Bewußtseyn ist ein lebendiges Echo, unser Ich ein Wesen das sich selbst erzeugt und im Daseyn erhält durch Verknüpfung von Empfindungen und Vorstellungen. Diesen Faden zerschneiden, heißt unser Leben selbst zerschneiden. Wie also der individuelle Zusammenhang unserer Vorstellungen auch beschaffen seyn mag, so ist der ganze Nachdruck des menschlichen Instinkts für die Erhaltung und Erweiterung dieses Zusammenhanges: er macht unser gegenwärtiges Leben aus.

Minder oder mehr zufällig ist die Verknüpfung der Vorstellungen, Urtheile und Begriffe in allen Menschen, weswegen auch nie ein Mensch durchaus einerley Meynung mit einem andern Menschen werden kann. Die stärkste dieser Verknüpfungen ist diejenige, welche aus früher und langer Angewöhnung entstanden ist. Eine auf diese Weise eingepflanzte Denkungsart kann die ungereimteste von der Welt seyn, und darum nicht im geringsten weniger Nachdrucke und Festigkeit beweisen. Wahr oder falsch, der Nachdruck ist derselbe, wenn die Meynung nur lebendig ist; denn in unserer Meynung, sie sey welche sie wolle, erkennen wir uns allein, sie allein macht uns unser Daseyn wahr und wirklich.

Da wir nun keine grössere Gewißheit haben als die Gewißheit unseres Daseyns, unserer Identität und Personalität, so wägen wir mit dieser Grundwahrheit alle andre Erkenntniß. Was uns wahr macht daß wir sind, davon sagen wir daß es ist, empfinden es als offenbar gewiss; was uns unwahr machen würde daß wir sind, das leugnen wir, das empfinden wir als ungereimt.

Wohl hat dieser Gedanke etwas sehr niederschlagendes; daß durch eine blos angewöhnte, zufällige, fast durchaus schon Gedankenlos gewordene Verknüpfung von Vorstellungen, Urtheilen und Empfindungen, das Wahrheitsgefühl des Menschen gleichsam von seiner Seele gerückt, sich selbst untreu werden und falsches Zeugniß geben kann; der Gedanke, daß wir nie die Wahrheit selbst, sondern immer nur unser Leben lieb haben; nie recht erfahren können, was nur Wahrheit ist. – Sie ist verborgen in unserm Leben; Geheimes in noch Geheimerem. Doch schimmert hier ein Licht der Hoffnung. Es ist ein Gedanke hoher Ahnung, daß nur Entwickelung des Lebens, Entwickelung der Wahrheit ist; beyde, Wahrheit und Leben, Eins und Dasselbe.

Jener gewissen Erfahrung indessen: daß Begriffe, Urtheile, Meynungen und Leidenschaften zu denen wir, wie zu unserer Muttersprache, die unseren Verstand uns allmählig einflößte, gekommen sind, durch bloße Autorität und Angewöhnung auf unseren Beyfall mächtiger als die bündigsten Schlüsse, als die auffallendsten Beweise wirken, steht eine andre gleich gewisse Erfahrung zur Seite; die Erfahrung, daß eben diese Meynungen dennoch der Vernunft nicht unüberwindlich sind.

Stärker und kräftiger ist der implicite Glaube, der sich seiner Gründe nicht bewußt ist, immer, als der explicite, der kein Glaube im eigentlichen Verstande ist, und auch keine Stärke, die ihm für diese oder jene besondre Sache eigen wäre, gar keine Kraft für sich selbst im Grunde hat. Der implicite Glaube aber, wenn er nur auf zufälligen und willkührlichen Verknüpfungen beruhte, verschwindet, sobald er sich selbst zu verstehen anfängt; die Zergliederung vernichtet ihn. Derjenige implicite Glaube hingegen, dem keine blos zufällige und willkührliche, sondern eine der Natur der Dinge gemäße Verknüpfung zum Grunde liegt, kann die Zergliederung aushalten, und nach derselben seien eigenthümliche Kraft und Stärke wieder annehmen.

Ein vollkommener Irrthum, eine durchaus sinnlose Gewohnheit, eine ganz und gar ungereimte Meynung oder Maxime sind unmögliche Dinge. Jeder Glaube, wie unsinnig, wie verkehrt er in der Folge auch erscheinen mag, ist bey seinem Ursprunge ein wahrer Glaube, eine richtige Erkenntniß, das ist, ein nothwendiges Resultat der Verhältnisse gewesen, worinn jene Menschen, bey denen er entstand, sich gegen Gott, Welt und Mitmenschen befanden. Aber rückwärts die Spur wieder aufzufinden bis dahin, wo eine jetzt ungereimte Meynung, Gewohnheit oder Maxime wahr und vernünftig gewesen, möchte in den mehrsten Fällen beynah eben so unmöglich seyn, als aus irgend einer Sprache die wir reden ihren ersten Anfang, und die Gründe ihrer Eigenheiten zu entwickeln, dennoch ist es keinem Zweifel unterworfen, daß jede künstliche, minder oder mehr willkührliche Bezeichnung durch Worte, Schriftzüge und Gebärden, aus einer natürlichen und unwillkührlichen hat entspringen müssen. Man mußte sich unmittelbar und von selbst verstehen, sich gegenseitig schon verstanden haben, ehe man sich untereinander auf irgend eine andre Weise zu verstehen – lernen, lehren, übereinkommen konnte. Auch wird diese Zunge Gottes unter allen Sprachverwirrungen sich erhalten, und in jeder Mundart sich als das beweisen, was das Wort zum Worte, zur mächtigsten der Energien macht.

Wie mit dem Worte, so mit der Wahrheit. Sie ist der Odem Gottes, Gottes ausgesandter Geist. Ganz und rein kann der Mensch die Wahrheit nicht empfangen; er sieht sie nur im Bilde, in einem Bilde das ihm gleich ist. Wie die Gottheit selbst, ist die Wahrheit überall nirgend; Alles, und Nichts von allem. Laßt uns keine ihrer Erscheinungen verachten! Aber auch keine so verehren, als wär sie in eigener Gestalt die Wahrheit, die hier ganz und Ein für allemal erschienen wäre. Das kann sie nicht, und aller Bilderdienst womit man sie zu ehren meynt, ist ihr ein Gräuel.

Siehe da, liebe Ernestine, die Quelle meiner Duldung, meiner Ruhe, meines Muths. Eine Form und Gestalt müssen alle Dinge haben, und einem Dinge alle Gestalt nehmen, hieße so viel als es vernichten. Doch ist es nicht die Gestalt was die Sache hervorbringt, sondern es ist allemal die Sache, die irgend eine Gestalt nur annimmt. Freilich irgend Eine auch nothwendig annehmen muß, und zwar eine ihr angemessene, eine, worin sie sich darstellen kann: dadurch wird die Gestalt, Gestalt der Sache, überhaupt Gestalt. Alle die verschiedenen Sprachen, welche Menschen geredet haben und reden, Indische, Griechische, Lateinische, Gallische, Deutsche, sind so viele zufällige Formen und Gestalten einer und derselben Menschensprache. Jede dieser besondren Sprachen kann untergehen; Menschensprache wird nie untergehen.

Diese oder jene einzelne, besondre, laß mich sagen positive und formelle Menschensprache, kann geschickter als die andre seyn, den Geist des Menschen ausser ihm darzustellen, ihm als Werkzeug zu dienen, ihn zu vertreten; aber keine kann zu der Vollkommenheit gelangen, daß sie – nun in und durch sich selbst lebendig, an und für sich selbst verständlich – das todte und tödtende des Buchstabens nicht mehr an sich hätte. Dieser ist und bleibt, wie alles Körperliche, in sich finster und leblos. Schrift und Sprache, getrennt vom Leben der Menschen, sind nicht Schrift, nicht Sprache mehr, sind nur formlose Züge, sinnlose Laute.

Und wenn es sich nun mit dem Worte, dieser unmittelbarsten, nothwendigsten, geistigsten und innigsten der Formen und Einsetzungen so verhält; wie nicht eben so mit allen andern? wie nicht auch mit den Formen und Einsetzungen positiver Religionen und Gesetzgebungen?

Alle Formen haben Nothwendigkeit des Princips und Zufälligkeit der Ausbildung miteinander gemein, und sie unterscheiden sich in ihren Zufälligkeiten von einander, wie sich die verschiedenen Sprachen und Mundarten voneinander unterscheiden. Stelle dir vor, du wüsstest von keiner andern als deiner Muttersprache, und nun brächte dir jemand eine ganz wörtliche Übersetzung, z. B. der Canzone: In quella parte, des Petrarca. Du würdest nicht wissen, was man dir zu lesen gäbe, nicht begreifen können, daß dies eine menschliche Sprache sey. Hie und da wittertest du einigen Sinn: Aber so, würdest du sagen, kann nur ein Tollhäusler sich ausdrüken! – Wie anders, wenn du die Sprache verstehen lernst, mit ihrem Geiste vertraut wirst!

Es ist mir noch ganz gegenwärtig, wie ich mich als Knabe über die Franzosen, die ich sah, ärgerte, daß sie kein Deutsch verstehen wollten. Daß sie es nicht aussprechen könnten ließ ich gelten. Aber nicht verstehen? Mußten sie nicht, wenn sie pain sagen wollten, zuvor denken: Brod? Heruach, als Jüngling, spottete ich des albernen Kindes, und hätte nicht spotten sollen; denn mein Unverstand war mit den Jahren nur anders, weitläufiger und grösser geworden. Jede Vorstellungsart, die mir, wie meine Muttersprache, geläufig worden war, hielt ich für die Wahrheit, die alle Menschen fühlen, sehen, greifen müßten; jede fremde mir ganz ungewohnte Vorstellungsart, für den offenbarsten Unsinn. Ich war genau in dem Falle, den ich bey dir mit dem italiänischen Canzone angenommen habe. Was geradezu wider meinen Syntax anstieß, kam aus dem Tollhaus. Endlich, langsam und allmählig lernte ich ein wenig übersetzen: Eine Meynung, Denkungsart, Gewohnheit in die Andre; immer weniger konnte das Wörtliche mich irre machen, hier mich abschrecken, dort mich verführen; immer leichter wurde mir es Sinn zu wittern, und aus den verschiedensten Redensarten den Verstand, den sie gemein hatten, heraus zu winden. So lerne ich noch immer, werde zu lernen haben bis an mein Lebensende; denn niemand, wie ernst es ihm auch darum sey, kann sich von den Folgen jenes Schlangenbetrugs im Paradiese ganz befreyen; es sitzt die Doppelzüngige noch immer auf dem Baume der Erkenntniß, und täuscht, minder oder mehr, mit förmlicher Wahrheit und wirklichem Irrthum alle Söhne Adams.

Liebe Ernestine, ich muß noch einmal sagen: Siehe da die Quelle meiner Duldung, meiner Ruhe, meines Muths! Höre mich, versuche es: Von jenen fürchterlichen Gestalten, vor denen du erschrocken zurück bebst; ergreiffe kühn die nächste, halte sie fest, noch fester, laß sie nicht entfliehn: es ist Proteus, der Wahrsager! Dränge ihn, er wird dir erscheinen, die in ihm verborgene Weißheit dir enthüllen.

Das Gute und Wahre in jeder Verwandlung, welche sie auf Erden leiden, zu erkennen, und keine dieser Um- und Ein-Bildungen für das wesentlich Wahre, und das wesentliche Gute selbst zu halten; weder zu glauben, daß sie gegenwärtig hier oder da leibhaftig vorhanden sind, noch zu hoffen, daß sie je auf dieser Welt leibhaftig da seyn werden; je aufhören werden Geist zu seyn, um lauter Fleisch und Bein, das jeder greifen kann, um durch und durch Buchstabe zu werden: Diese Weißheit und diesen Verstand – O, daß wir einmal alle davon erfüllt seyn möchten! Aufmerksam auf den Geist jeder Zeit, würden wir dann ohne Erbitterung, die Zeiten nur mit jenem Geiste der Wahrheit und des Lebens zu vergleichen trachten, der in die Zeiten verhüllt, unwiderstehlich, die Zeiten regiert.

Unwiderstehlich sie regiert! … Ich muß abbrechen, liebe Ernestine, ganz abbrechen, ein Ende machen, denn ein zu weites Feld der Betrachtung eröffnet sich hier. Ängstlich habe ich schon jeden vorhergegangenen Absatz geschrieben, weil ich immer verkürzen, zusammen ziehen, nur weiter streben mußte, nicht sah wie ich durchkommen würde. Mehrmals habe ich die Feder weggeworfen, und ich weiß nicht durch welche Gewalt gezwungen, sie doch immer wieder ergriffen.

Diese Winke noch.

Kein Buch besteht aus lauter Varianten, und kein Buch kann weniger blos aus Varianten, blos aus Lesarten bestehen, als das Buch der Natur.

Aus unmittelbaren Eingebungen der Natur geht alles Dichten und Trachten der Menschen hervor. Sie gab ihnen lebendige Hände, und sie erfinden Maschienen, Werkzeuge, gleichsam todte Hände, die nun mehr als die lebendigen vermögen. Sie gab ihnen Triebe, und sie ersinnen Gesetze, die sich über die Triebe erheben, und Angewöhnungen, Fertigkeiten, künstliche Leidenschaften und Vorurtheile an die Stelle setzen. Entziehe der todten Hand die lebendige, und sie hört auf zu wirken. Entziehe dem Gesetze, der Angewöhnung, dem Vorurtheile das Leben, das sie von dem Triebe, der sich so gestaltet hatte, nahmen, und sie werden Schatten und verschwinden. Die lebendige Hand entzieht sich der todten, die sie nicht mehr braucht; der Trieb dem Gesetze, das seiner veränderten Richtung nicht mehr gemäß ist. Selten plötzlich und auf einmal; denn die Macht der Gewohnheit ist wie die Macht der Triebe, sie ist ihre todte Hand, und ist stark wie der Tod. Aber keine übergebliebene ganz leere Gewohnheit kann sich gegen aufkeimende neue Sitte lange erhalten; keine todte Anstalt gegen lebendige Angriffe bestehen.

Blicke umher, was siehst du? Lauter Gestalten, aus denen der Bildungstrieb, der sie hervorbrachte, entwichen ist. Sie bewegen sich noch, aber sie athmen nicht mehr. Anderswo ist die Seele, die ehmals sie belebte, und wirkt neue Gestalten. Werden jene hohlen Masken der Entflohenen nachjagen, sie einholen, sie wieder erobern können? Sie vermissen sie ja nicht einmal!

Mir fällt diesen Augenblick ein, daß du der prachtvollen Krönung Kaisers Leopolds zu Frankfurt beygewohnt hast. Ich habe keine Krönung gesehen, aber in derselben Stadt eine andre berühmte Feierlichkeit: die Einholung des Geleits zur Messe. Zu den Zeiten des Faustrechts hatten mehrere Städte und Fürsten sich vereinigt, für die Sicherheit der Kaufleute, die nach Frankfurt auf die Messe ziehen wollten, zu sorgen? Mit dieser Anstalt waren mancherley Gebräuche verknüpft, die man noch immer fortsetzt, ob man gleich von einem Theil derselben nicht einmal mehr weiß, was sie ehmals bedeutet haben. Vormittags wird Gericht gehalten, und dies Gericht heißt das Pfeifergericht, weil sich die Abgeordneten mehrerer Geleitgeber während Gericht gehalten wird am Rathssaale melden, und mit klingendem Spiele herein ziehen. Jetzt halten die Pfeifer inne, damit Antrag und Antwort vernommen werde. Wenn die eine Gesandschaft wieder mit klingendem Spiele abgezogen ist, wird das Gericht fortgesetzt, bis die Zweyte erscheint; und so fort bis alle da gewesen sind. Nachmittags wird das mit Prunk ankommende Geleit an der Gränze stattlich in Empfang genommen; die ganze Stadt ist vor den Thoren: damit endigt dieses Schauspiel. Das einzige Reelle bey der Sache ist ein Zoll, den die Geleitgeber während der Messe auf den Landstrassen erheben. Die bewaffnete Mannschaft, die sie senden, dient dazu, die Erhebung dieses Gefälls zu sichern.

Ich habe nur ein Gleichniß geben wollen, liebe Ernestine. Die Frankfurter können ohne Bedenken das Spiel am Geleitstage alle Jahre einmal wiederholen. Wenn aber ihre ganze Verfassung nur ein solches Spiel wäre, das in einem fortgespielt, und durch das Fortspielen immer sinnlose würde – Wie dann? Würde eine dumpfe Erinnerung an Bedürfnisse und Zwecke, die nicht mehr sind, die Oberhand behaupten können, über gegenwärtige Bedürfnisse und Zwecke, die sich unaufhörlich regen, weil sie wirklich leben, und, da ihr Leben beständig zunimmt, wohl vordringen müssen? Unmöglich!

Was unmöglich Nicht geschehen kann, darüber sollten wir uns, wenn es geschieht, nicht wundern; das sollten wir noch weniger, jetzt erst, da es schon geschehen, die eigentliche Begebenheit schon da ist, noch am Geschehen hindern wollen. „Wenn ein großes Rad eine Anhöhe hinunter läuft, sagt Lears Narr, so halte es nicht auf, oder es bricht dir den Hals, wenn du dich dran hängst; das Große aber, was bergan läuft, laß dich hinter drein ziehen.“ Er sagt auch: „Alle, die ihren Nasen folgen, werden von ihren Augen geleitet, die Blinden ausgenommen.“

Unter dem Bergan laufenden großen Rade verstehe ich die mit dem Laufe der Zeiten sich bildende, eine Epoche der Menschheit bezeichnende Meynung, welcher die Natur den Nachdruck giebt, und die sie durchsetzt. Unter dem herabrollenden Rade die Meynung, die schon nicht mehr ist, nicht mehr seyn kann, weil die Wahrheit, die in ihr war, von ihr gewichen ist, und lauter Lüge sie erhalten müßte.

Wenn Altes untergeht und Neues aufkommt, so entsteht eine andre Mischung von Wahrheit und Irrthum, von Gutem und Bösem. Die beste Mischung – wer kann sie bestimmen? Es wäre ungereimt es nur zu wollen. – Leider, eine sehr blutig gewordene Schwärmerey unseres Zeitalters! – Zuverlässig aber ist dies Eine: daß der Mensch überhaupt nur in dem, was er für wahr hält, leben, und mit dem, was ihm gerecht scheint, sich vereinigen, Friede damit halten kann. Der Tod widersteht ihm weniger als das auffallende Ungereimte. Jener droht ihm nur, wie etwas ausser ihm, äusserliche Zerstöhrung; Jenes will ihn in ihm selbst, im Innersten des Lebens tödten.

Dies mag jeder, der auf die Meynungen seiner Zeitgenossen Einfluß haben will, wohl zu Herzen nehmen. Er lerne zuerst diese Meynungen ganz verstehen, welches sehr schwer ist. Hernach fasse er den Muth, der Meynung, womit er sich befassen will, wie gefährlich sie ihm auch scheinen möge, in allem, was sie gegründetes hat, volle Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen. Wir müssen denen, wobey wir uns, um sie zurecht zu weisen, Gehör verschaffen wollen, vor allen Dingen erst beweisen, daß wir uns ganz in sie hinein zu denken und zu fühlen wissen. Können wir dieses nicht, oder vernachlässigen wir es, so erregen wir nur Unwillen, erbittern, machen übel ärger. Sie hören uns aber gewiss und gewähren uns bald ihre ganze Aufmerksamkeit, wenn wir ihnen darthun, daß wir sie in ihren Meynungen und Anliegen, nicht allein vollkommen verstehen, sondern noch mehr als sie selbst dafür zu sagen wissen. Sie werden alsdenn geneigt, sich mit uns noch weiter eines Besseren zu besinnen; und das ist genug, ja alles Mögliche. Eine einmal erworbene klare Einsicht aufzugeben, darf und soll man keinem Menschen zumuthen; wohl aber daß er sich die Mühe nehme, seine Einsichten noch mehr zu erweitern, seine Begriffe vollständiger und überall zusammenhangend zu machen.

Ich weiß nicht, liebe Ernestine, ob ich den Lohn meiner Mühe erndten, und dich und Ehrenburgen zufriedener mit mir geschrieben haben werde. Ich will Euch gern noch einmal Rede stehen, wenn ihr es verlangt. Über den Hauptgegenstand Eurer Besorgnisse behalte ich noch vieles auf dem Herzen. Einige abgebrochene Gedanken mögen hier den Beschluß machen.

Kein Mensch hat Gott je gesehen; weder Ihn selbst, noch Seine Handlungen. Unsre Bekanntschaft mit Ihm nennen wir Religion. Sie kann durch nichts äusserliches mit Wahrheit dargestellt werden. Dennoch kann sie gelehrt werden: der besseren Seele, durch die Bessere; nicht der Thierischen; nicht wie die mechanischen Künste dem, der auch ohne allen Geist der Erfindung ist, und nur Erwerb zur Absicht hat; sondern, wie die freye Kunst, dem allein, der Genie hat – dem Geisterseher.

Lehre den Unbegeisterten in Raphaels Gemälden, in Phidias Bildern die Bedeutung dieser Kunstwerke, ihre eigentliche Schönheit, ihren Urheber, seine Seele, den Geist des Schöpfers, seine Macht und seine Liebe entdecken und ergreiffen. Lehre ihn wie edle Seelen sich finden, sich unbedingt vertrauen….. Wer das Genie der Liebe und der Tugend hat, der glaubt nothwendig an Gott, an Vorhersehung, an Unsterblichkeit. Der Saame dieser Begeisterung ist in allen Herzen. Wo er unter Menschen nicht mehr aufgienge, ganz erstürbe, würde alles wüst werden, lauter Tod seyn. Das kann nie geschehen. Lebe wohl.

Die Fortsetzung folgt.

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