HomeDie Horen1796 - Stück 5V. Sehnsucht nach Frieden. [Albius Tibullus]

V. Sehnsucht nach Frieden. [Albius Tibullus]

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(Tibull. I El. 13).

Wer doch wars, der zuerst die entsetzlichen Schwerter hervortrug?
O wie wild, und wie ganz eisernes Sinnes, der Mann!
Jetzt kam Mord dem Menschengeschlecht, jetzt blutige Feldschlacht;
Jetzt war kürzer der Weg, gräßlicher Tod, dir gebahnt.
Doch nichts hat ja der Arme verübt! Wir kehrten zu unserm
Unheil, was er zur Wehr grausames Wildes verliehn.
Das ist die Schuld des bereichernden Golds! Nicht walteten Kriege,
Als ein buchner Pokal stand vor dem heiligen Schmaus.
Nicht war Burg, nicht Graben und Wall; und zu ruhigem Schlummer
Legte sich unter den vielfarbigen Schafen der Hirt.
Hätt’ ich doch damal gelebt! dann kennt’ ich weder des Volkes
Waffengräul, noch erschräk’ hellen Trompeten mein Herz.
Jezo kämpf’ ich aus Zwang; und vielleicht schon blinket ein feindlich
Todesgeschoß, das bald mir in die Seite sich taucht.
Aber beschirmt ihr Laren des Heerds! Ihr nährtet mich weiland;
Euch vor den Füssen herum hüpft’ ich, ein spielendes Kind.
Seht euch nicht mit Verdruß aus altem Stamme gebildet;
So herbergte vorlängst euch in dem Hause mein Ahn.
Damals hielt man bessere Treu, als ärmliches Schmuckes
Stand ein hölzerner Gott unter dem niedrigen Dach.
Diesen versöhnete schon ein Erstlingsopfer der Traube,
Oder ein Ährengeflecht, kränzend sein heiliges Haar.
Mancher bracht auch Fladen, ihm selbst ein Gelübde bezahlend;
Und sein Töchterchen trug reinlichen Honig ihm nach.
Aber entfernt uns, Laren, entfernt die Geschosse des Erzes:
Und von des Kofens Gewühl blut’ euch ein Ferkel zum Dank;
Reines Gewands ihm folg’ ich, und trag’ euch myrten-umkränzte
Körbe daher, mein Haupt selber mit Myrten umkränzt.
Schaut gefällig auf mich! Ein anderer, tapfer in Waffen,
Strecke, begünstigt vom Mars, feindliche Führer in Staub:
Daß er mir beim Trunke verkündige, was er im Feldzug
Alles gethan, auf den Tisch zeichnend das Lager mit Most.
Welche Wut, durch Kriege den dunkelen Tod zu berufen!
Selbst schon drängt er, und hebt leise den nahenden Tritt.
Drunten prangt nicht Saat, nicht Redengefild; es erschreckt nur
Cerberus, nur dein Drohn, Lenker des stygischen Kahns.
Dort mit zerfallenen Wangen entstellt und versengetem Haupthaar,
Längs dem düsteren Pfuhl, irret das bleiche Gewühl.
O mir gepriesen der Mann, den i Anwachs fröhlicher Kinder
Unter des Hüttchens Dach lässiges Alter beschleicht!
Selber führt er die Schaf’, und der Sohn zur Weide die Lämmer,
Und dem ermüdeten wärmt Wasser zum Bade die Frau.
Werde mir solches vergönnt, und schimmern grau mir die Scheitel;
Daß von der Urzeit einst Thaten erzähle der Greis!
Fried’ indeß verschöne die Flur! du Göttin des Friedens,
Glänzende, führtest zuerst furchende Farren ins Joch.
Fried’ ernährte die Reb’, und spündete Säfte der Kelter,
Daß dem Sohne den Wein gösse das Vatergeschirr.
Blank ist Karst im Frieden und Schar; doch des grausamen Krieges
Jammergeräth umzieht dumpfig im Finstern der Rost.
Und der Ackerer fährt aus dem Hain, nicht sonderlich nüchtern,
Selbst im Karren das Weib und die Familie heim.
Aber der Liebenden Kampf glüht dann: um zerrütteten Haarschmuck
Klagt ein Mägdelein wohl, und um der Ständchen Tumult;
Weint, und zeigt die gestoßene Wang’, auch selber der Seiger
Weint, daß in rasender Wut also geschaltet die Hand.
Amor der Schalk indessen gewährt Scheltworte dem Hader;
Sorglos sizet er da zwischen dem eifernden Paar.
Stein ist jener und Eisen fürwahr, der dem trautesten Mägdlein
Wehe gethan! der riß Götter vom Himmel herab!
Schon genug, um die Glieder das zarte Gewand zu verstören;
Schon genug, vom Geflecht ihr zu entbinden das Haar.
Schon sei, Thränen zu wecken, genug! Glückselig der Jüngling,
Dem, wenn er eifert und schilt, reuig das Mägdelein weint!
Doch weß Hand zu beleidigen wagt, Schanzpfähl’ und den Erzschild
Trag’ er, und bleibe der Lust sanfter Entzückungen fern;
Komm denn, friedsame Göttin, o komm, in den Händen die Ähre;
Und dein blendender Schoß regne von mancherlei Obst!

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