HomeDie Horen1796 - Stück 6.VIII. Der neue Orpheus. [S. G. Bürde]

.VIII. Der neue Orpheus. [S. G. Bürde]

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Heil euch, süsse Harmonien;
Euch verdank’ ich nur mein Glück!
Chloen saß ich jüngst zur Seite;
Doch sie spielte die Zerstreute,
Und ihr Blick floh meinen Blick.

Schüchtern wagt’ ichs unter Seufzern,
Meine Gluth ihr zu gestehn,
Wagt’s, ihr sanft die Hand zu drücken;
Doch sie zog, mit finstern Blicken,
Sie zurück, und wollte gehen.

Kaum bewog ich sie, zu bleiben,
Angeloben mußt ich ihr,
Nie von Liebe mehr zu sprechen.
Mein Gelübde nicht zu brechen,
Setzt’ ich stumm mich ans Clavier.

Und nun klagt’ ich auf den Saiten,
Ihr der Sehnsucht heissen Drang:
Seufzer, Bitten, Schmeicheleyen
Mußte mir die Tonkunst leihen,
Amor half; die List gelang.

Milder wurden Chlöens Züge,
Bey der sanften Harmonie;
Lauschend saß die Spröd’ und hörte;
Was in Worten sie empörte,
Hatt’ in Tönen Reiz für sie.

In den schmelzendsten Accorden,
Mahlt’ ich nun der Liebe Glück;
Leis’ erwachendes Verlangen
Röthete des Mädchens Wangen,
Sympathie verrieth ihr Blick.

Schlau ersah ich meinen Vortheil,
Eilte zu des Stückes Schluß,
Fragte „Liebst du mich?“ sie wieder;
Chloe schlug die Augen nieder,
Und die Antwort war ein Kuß.

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