HomeDie Horen1797 - Stück 10X. Die Schatten auf einem Maskenball. [A. von Helvig]

X. Die Schatten auf einem Maskenball. [A. von Helvig]

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Zu dem Tummelplaz der muntern Freude
Schwebt vom Styxumfloßnen Reiche heute
Hand in Hand, ein stilles Schattenpaar,
Daß es einmal noch Dich wiedersehe
Hohe Sterbliche, in deren Nähe
Es am seeligsten hienieden war.

Längst schon tranken wir der Lethe Welle
Senkten heiter in die heilge Quelle
Alle Bilder der Erinnerung.
Nur Dein schönes holdes Bild besieget
Lethes Macht, auf sanfter Woge wieget
Es ihr reiner Spiegel ewig jung.

Sehnsuchtsvoll und liebend heut entwallen
Wir Elysiums umblühten Hallen
Den Gefilden niegestörter Ruh,
Eilen Deinen Bliken zu begegnen
Dich mit leisem Geistergruß zu seegnen,
Diesem fremdgewordnen Schauplaz zu.

Was mit scheuem ehrfurchtsvollen Zagen
Sterbliche nicht auszusprechen wagen,
Wenn es ahnend ihren Busen schwellt
Dürfen mit bedeutungsvollem Schweigen
Treue Geister Deinem Geiste zeigen,
Worte sind es einer andern Welt.

Daß die stille Tugend, die Du liebest,
Und mit schön bescheidner Grösse übest
Fern von Schimmer und von Irrthum frei,
Die Gefährtin, die uns dann geleitet
Wenn mit uns der Kahn den Styx durchgleitet
Und die einz’ge die uns folget sey.

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