HomeDie Horen1797 - Stück 10XII. Die Todtenköpfe. [E. v. d. Recke]

XII. Die Todtenköpfe. [E. v. d. Recke]

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Sieh den hohlen Schädel nur!
Findest du wohl eine Spur,
Daß ihn Schönheit schmükte?
Furchtbar ist sein Reiz dahin!
Und wem kömmt’s wohl in den Sinn
Daß sein Kuß entzükte.

Dieser hohle Schädel da,
Wie! Du tritst ihm nun so nah!
Siehst nicht Königswürde?
Achtest jezt den irdnen Topf
Mehr als diesen Königskopf,
Sonst der Völker Bürde.

Jener schlaue Höfling dort,
Schwazte schnell in einem fort,
Lud so manche Thräne
Höhnisch lächelnd froh auf sich:
Seht wie grinst so fürchterlich,
Nun sein Maul voll Zähne.

Und die andern Schädel hier?
Jeder that so mit Manier,
Was ihm selbst gelüstet.
Dacht des grossen Tages kaum,
Wo der Stolz im engen Raum,
Vor Gewürm sich brüstet.

Mancher bittre Kritikus
Mancher stolze Medikus
Brachte sie zum Grabe.
Mancher falsche Ritterspruch,
Wandelte das Recht in Fluch,
Mehrten so die Habe.

Was nüzt nun der Sündensold,
Lokt sie da noch Glanz und Gold
Wo Verwesung wohnet?
Ach! – den kurzen Raum der Zeit,
Lebt ihn für die Ewigkeit,
Die durch Freunde lohnet!

Tugend sey das hohe Ziel,
Sie giebt uns der Freuden viel,
Schon in diesem Leben.
Sie führt lächelnd bis ins Grab,
Gute Menschen sanft hinab,
Wann die Sünder beben.

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