HomeDie Horen1797 - Stück 4I. Die Aufklärung. [H. C. Boie]

I. Die Aufklärung. [H. C. Boie]

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Zum grössesten von den Khalifen,
Die meistens auf dem Thron der Welt,
Wie man’s auf kleinern noch so hält,
Verdauten, spielten, tranken, schliefen,
Zu dem Harun al Raschid trat
Sein Wessir Mussafer, und bat,
Daß er ihm doch vor Augen lege,
Was bei der Wissenschaft und Kunst
So laut von ihm befohlner Pflege
Er insgeheim für Absicht hege?
Warum er nur Gelehrten Gunst
Erweise? Schulen immer stifte?
Und seine Staaten mit dem Dunst
Der Alleswisserei vergifte?
Blüht dir, dem jedes Misgeschick
Der Thronen Engel stets entfernen,
Entkeimt daraus dem Volk ein Glück?
Wird besser es gehorchen lernen? –
Ja! spricht Harun. Macht erst Verstand,
Entwickelt recht, recht angewandt,
Den Grund ihm klar von den Gesezen,
So wird es sie nicht leicht verlezen.
Doch wird es künftig den Tribut
Dir anders zollen, als mit Zwange?
Mit Freuden opfert’s Hab’ und Gut,
Wenn ich die Notdurft nur verlange! –
Vom Geist des Grübelns angesteckt;
Wird kühn, wie sonst, dein Heer auch streiten? –
Wo Weisheit und Erfahrung leiten,
Ist Tapferkeit gar bald geweckt! –
Wie aber, wenn die Lehrer glaubten,
Es sei den Augen, so geehrt,
Ein Blick ins Innre nicht verwehrt,
Und sich den kühnen Blick erlaubten?
Wo, hörbar halb, ein Tadel bellt,
Wenn dies’ auch nun zu bessern fänden,
Und sich, du Licht der ganzen Welt,
Selbst dich zu meistern unterständen? –
Sie werden mehr, versezt Harun,
Geht es nach meinem Willen, thun:
Gemeinsinn werden sie erwecken,
Und mir, wo ich gefehlt, entdecken! –
Erlaubniß ihnen zugestehn
Willst du, zu reden, was sie denken? –
Erlaubniß ihnen zugestehn
Willst du, zu reden, was sie denken? –
Nur Freie will ich um mich sehn!
Wie kan des Sklaven Rath mich lenken? –
Doch mag nicht auch ein weiser Mann
Auf Irthum kommen? ihn verbreiten? –
Ein Weiserer wird ihn alsdann
Zur Wahrheit, die nur Ein’ ist, leiten! –
Ich darf, erwiedert der Wessir,
Herr aller Herrn, dir nichts verschweigen,
Selbst die Gefahren nicht, die mir
Sich bei des Volks Erleuchtung zeigen.
Kaum beugt’s sein Knie dem neuen Gott,
So traut es keinem, dem du trauest;
Auf den du kaum mit Gnade schauest,
Den trift sein Tadel, trift sein Spott.
Ich selbst, Gebieter! – – Ich verstehe,
Fällt der Monarch ihm ein, und gehe.

Als den erhabnen Dschiafar,
Den Freund der Menschen, des Khalifen,
Die Weisheit, deren Mund er war,
Und sein Verdienst zum Throne riefen,
Beschüzt’ er jede Wissenschaft,
Und zog aus jeder der beschützen,
Die all’ erhellten, alle nüzten,
Sich neuen Muth, dem Staate Kraft.
Die Menschen sucht’ er aufzuklären,
Daß, wie er alle liebt und schüzt,
Sie auch des guten fähig wären,
Was er zu thun sich vorgesezt.

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