HomeDie Horen1797 - Stück 7IV. An Sie. [Frederike Brun]

IV. An Sie. [Frederike Brun]

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Hab’ ich treu im Busen dich getragen,
Dich geliebt wie nie ein Herz geliebt?
Hat der Gram um dich von meine Tagen
Jahrelang den heitern Quell getrübt?
Rief ich kühn, im bittern Schmerz verloren:
Ohne dich ist mir das Leben Tod!
Und für dich allein, für dich erkohren
Schuf die Feuerseele mir ein Gott.

Hat sich unser beßres Selbst gefunden,
Und zu trauter Einheit sich erhöht?
Haben wir um wahre Daseyns-Stunden
Eines öden Lebens Traum verschmäht?
Hab’ ich fest gemessen, ernst gewogen
Was zu denken oft mein Geist erbebt,
Flach gewölbt den heitern Himmelsbogen
Und mein Daseyn schnell hinweggelebt?

Weißt du, daß kein Jenseits meiner harret
Über tief gerißner Trennungskluft?
Daß des Lebens warmer Hauch erstarret
In der finstern bangen Lebensgruft?
Fühlst du, daß der Hoffnung leises Wehen
Diesen weitgedehnten Raum nicht theilt,
Daß ich kann in Todesschmerz vergehen
Eh’ ihr Rosenfittig mich ereilt!

Nahe Zukunft schrekt mich rauh zurücke,
Gegenwart glänzt leise tröstend mir!
Gieb mir Ruh in deinem Herzensblicke
Laß mich Friede finden neben dir!
Gieb die Perle, Sinnbild stiller Thränen,
Warum zählst du sie so kräglich zu?
Wer versteht dieß tiefverschloßne Sehnen?
wer zu lieben, als nur ich und du?

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