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Schillers »Das Lied von der Glocke« – Text, Zusammenfassung, Interpretation

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Entstehung vom „Lied von der Glocke“

Schiller hat sich beinahe zehn Jahre mit dem Gedanken getragen, „die Glocke“ zu einem Gegenstand seiner Poesie zu machen. Schon im Jahre 1788, bei seinem ersten Aufenthalt in Rudolstadt, besuchte er häufig eine am Stadtrand gelegene Glockengießerei. Hier machte er sich eine Vorstellung vom Gewerbe der Glockengießer. Aber andere wichtige Arbeiten zogen ihn wieder von seinem Vorhaben ab. Im Jahre 1797 griff er den Gedanken erneut auf und versuchte die bereits gewonnenen Anschauungen durch das Studium technischer Werke zu erweitern und zu berichtigen. An Goethe schrieb er am 7. Juli 1797: „Ich bin jetzt an mein Glockengießerlied gegangen, und studiere seit gestern in Krünitzens Enzyklopädie, wo ich sehr viel profitire. Dieses Gedicht liegt mir sehr am Herzen, es wird mir aber mehrere Wochen kosten, weil ich so vielerlei geschiedene Stimmungen dazu brauche und eine große Masse zu verarbeiten ist.“

Aber durch seine Erkrankung und die Arbeit an einem Musenalmanach wurde er erneut gestört. In einem Brief an Goethe am 30. August tröstete sich Schiller: „Indem ich diesen Gegenstand noch ein Jahr mit mir herumtrage und warm halte, muss das Gedicht, welches wirklich keine kleiner Aufgabe ist, erst seine wahre Reife erhalten.“ Bei einem weiteren Aufenthalt in Rudolstadt im Jahre 1799 suchte Schiller die Glockengießerei erneut auf. Und jetzt verwirklichte er seine Idee. So entstand dieses herrliche und volkstümliche Gedicht, das am Anfang des 19. Jahrhunderts erschienen ist.

Zusammenfassung, Inhaltsangabe & Interpretation zum „Lied von der Glocke“

Das Lied von der Glocke: Die Glocke wird aus der Grube gehoben. Abschlussstrophe des Gedichtes

Das Lied von der Glocke: Die Glocke wird aus der Grube gehoben. Abschlussstrophe des Gedichtes

Aufbau des Gedichtes

Schiller verbindet in seinem „Lied von der Glocke“ die Darstellung des Handwerks der Glockengießer mit der Betrachtung des Menschenlebens allgemein. Während er mit Arbeitssprüchen des Glockengießermeisters (Meister- und Arbeitsstrophen) den Prozess des Glockengießens detailliert und vollständig darstellt, stellt er in Reflexionen (Reflexions- und Betrachtungsstrophen) den gesamten Lebenszyklus eines Menschen von der Geburt bis zum Tod, seinem Familienleben und seinem gesellschaftlichen Leben gegenüber. Widmet sich der erste Teil des Gedichtes dem Menschen und seinem Familienleben, ist der zweite Teil, der mit Vers 274 beginnt, dem Leben in der Gesellschaft und dem Staat gewidmet.

Zu den Arbeitssprüchen des Meisters gehören 10 Strophen, die jeweils 8 Verse lang sind. Die Reflexionen umfassen 9 Strophen unterschiedlicher Länge. Bei den Arbeitssprüchen gehören je fünf Strophen zu den Vorbereitungen des Gusses einerseits und zur Durchführung des Gusses andererseits. Das Gedicht beginnt mit einem Arbeitsspruch. In der Folge wechseln sich die Arbeits- und die Reflexionsstrophen ab.

Motto des Liedes

Das Motto des Liedes: Vivos voco. Mortuos plango. Fulgura frango – befindet sich als Umschrift auf der Glocke des Münsters zu Schaffhausen. Es bedeutet: „Ich rufe den Lebenden. Ich beklage die Toten. Ich breche die Blitze.“ Der letzte Teil bezieht sich auf eine früher weit verbreitete Meinung, dass das Läuten der Glocken vor dem Einschlagen des Blitzes bewahren solle.

Kurze Vorbetrachtungen zum Glockengießen

Für den Glockenguss wurde eine tiefe Grube gegraben, in der man die Form errichtete. Die Form besteht aus einem Kern von Backsteinen, die mit Lehm umhüllt wird. Hierauf wird die Glocke in Lehm abgebildet (die „Dicke“) und mit einem abnehmbaren Mantel aus Reifen und Schienen zusammengehalten wird. Ist der Lehm gebrannt worden, wird der Mantel vorsichtig abgehoben und die Dicke entfernt. Danach wird der Mantel wieder aufgesetzt. So entsteht ein Hohlraum, in den das geschmolzene Metall gegossen wird.

Ausführliche Darstellung des Prozesses hier

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Kommentare

  1. In Meiner Gymnasialzeit 1954-1960 haben wir die Glocke gesungen. Ich hatte die Ehre, als Bass-Solist die Meistersprüche zu singen. Wird das Musikwerk mit den Texten von _Friedrich von Schiller auch heute noch aufgeführt?

  2. Als Ingenieur ärgere ich mich oft genug über Innumerik und Menschen, denen jedes Verständnis für die Welt und die Dinge, mit denen sie täglich umgehen fehlt. Dem Teil kann ich also halb zustimmen. Aber Kultur und Kunst (echte Kunst, nicht was selbsternannte und aus Sozial- und anderen öffentlichen Kassen alimentierte „Künstler“ dafür halten) gehören zum Menschsein und zur Bildung zwingend dazu. Ich kenne zwar viele ungebildete „Geistes-“ aber nicht einen erfolgreichen Naturwissenschaftler ohne umfassende Kenntnis der Weltliteratur. Eine solche Verachtung der Bildung ist in technischen Berufen eher typisch für den angelernten Hilfsarbeiter.

    1. Was für eine stupide und pamphletische Antwort die selber nur die Mittelmäßigkeit der Bildung zeigt. Die Grenzen setzten nicht die gebildeten Ingenieure, sondern die Ingenieure die glauben sie wären gebildet und nur sie wissen was „Kunst“ ist. Dadurch ist es verifiziert, diese Inginieure haben die Weimarer Klassik nicht verstanden.

  3. Friedrich von Schiller hat die Verse in »Das Lied von der Glocke« durchgängig gereimt.

    In den mir vorliegenden Fassungen des Gedichtes heißt es, wie auch in Ihrer Fassung in den Zeilen 327 und 328:
    »wo des rauhen Krieges Horden
    dieses stille Tal durchtoben« .

    Ich kann mir vorstellen, daß sich ursprünglich auch diese beiden Zeilen reimten, nämlich:

    a) »wo des rauhen Krieges Horden
    dieses stille Tal durchmorden«

    oder

    b) »wo des rauhen Krieges Roben
    dieses stille Tal durchtoben«

    Gibt es noch originale Handschriften von Friedrich von Schiller ?
    Wo befinden sich solche originale Handschriften ? Möglicherweise bei Ihnen im Schiller-Archiv in Weimar .
    Wie könnte ich diese einsehen ? In einer Kopie ? Oder sind sie nur in Marbach in Augenschein zu nehmen ?

    Mit freundlichen Grüßen

    1. Bitte wenden Sie sich mit Ihrer Anfrage an das Goethe Schiller Archiv, Jenaer Str. 1, 99423 Weimar, Telefon 03643 545400.
      Diese Website ist Privat und nicht zu verwechseln mit dem Literaturarchiv.

  4. Deutsche Literatur ist das unnötigste was Schüler in ihrer Schullaufbahn lernen! Was soll jemand mit diesem Gedicht anfangen. Reine Zeitverschwendung im Gegensatz zu den Dingen mit denen sich die heutige Welt wirklich beschäftigt wie z.B. Naturwissenschaften oder Computer-Technologien!

    1. Die Kenntnis (und (Übung?) der Deutschen Literatur könnte z.B. helfen, moderne Texte lesbar zu gestalten, z.B. auch solche von IT-Experten und Naturwissenschaftlern.
      Und ausserdem macht gut formulierte Sprache mehr Spaß als Twitter- und Facebook-Gestotter!

    2. Schiller gibt hier einen genauen Vorgang vom Bau einer Glocke wieder. Soweit ich das lesen kann. Es ist damit perfekter Umgang mit genau Ihren angewandten Technologien gemeint. Furcht vor gOtT, Jan Maybach

    3. Es ist nicht das „unnötigste“ ok der schullaufbahn . Ich setze mich in meinem Job mit alten Liturgien auseinander und wenn so etwas nicht in der Schule gezeigt worden wäre , würde es solche interessanten und lernreichen jobs nicht mehr geben , da es dann als unnötig Gehalten werden würde

    4. Es macht mich wütend, solche ignoranten Aussagen zu lesen. Die Naturwissenschaftler die ich kenne aus vielen verschiedenen Fakultäten haben eins gemeinsam eine umfassende humanistische Bildung. Die Grundlage für Ihre herausragenden Leistungen in den jeweiligen Fächern.
      Und selbstverständlich können Sie einen Computer bedienen aber eben noch viel mehr.

    5. Schon alleine der Kommentar von Frederii zeigt auf wie dringend die Literatur und Philosophie auf diese stumpfsinnigen Argumentationen einwirken müssen. Der Anti-Bildung keinen Meter Erde.

    1. Die Glocke ist ein langes und metrisch komplexes Gedicht. Es gibt kein einheitliches Versmaß. Der sprachliche Rhythmus ist insbesondere in den Betrachtungsstrophen der inhaltlichen Darstellung angepasst. Lediglich die Meistersprüche folgen einem einheitlichen Schema, wobei der Rhythmus bzw. die Verslänge variiert. Bitte einfach einmal die Silben zählen.

  5. Welches genau sind die Merkmale, welche darauf hindeuten, dass das Gedicht in die Epoche der Klassik gehört?

    1. Das ist schonmal die Zeit, in der das Gedicht entstand. Es wurde in Schillers klassischer Schaffensperiode vollendet. Dann der Inhalt der Gedichtes, der sich mit bürgerlichen Werten, einer Distanzierung von der Franz. Revolution, gesellschaftlichen Vorstellungen und letztlich auch mit Schillers Ideal eines Bildungsbürgers befasst, der durch die Harmonie von Geist und Gefühl seiner Vollendung entgegen geht.

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