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Schillers »Das Lied von der Glocke« – Text, Zusammenfassung, Interpretation

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Inhalt und Erläuterung der Strophen im Einzelnen

1. Strophe: Das Vorbereiten der Gussform

Die erste Strophe ist auch die erste Arbeitsstrophe und besteht aus 8 Zeilen (Verse 1–8) und ist der Vorbereitung des Glockengießens gewidmet. Der Meister befiehlt hier seinen Gesellen, mit der Arbeit für den Glockenguss zu beginnen. Die Vorarbeiten wurden bereits geleistet, d.h. die Form wurde gebrannt, sie steht „Festgemauert in der Erden“.

2. Strophe: Über den Sinn der Arbeit

Darauf folgen 12 Verse (9–20) als Betrachtung, die 1. Reflexionsstrophe. Alle an der Arbeit beteiligten Personen sollen konzentriert zu Werke gehen. Der Meister appelliert hierin an den Fleiß und an das Herz der Gesellen.

3. Strophe: Die Glockenspeise wird zubereitet

Die Verse 21–28 widmen sich der Zubereitung der Glockenspeise. Es ist die 2. Arbeitsstrophe. Dicht an der Grube der Form befindet sich der Gussofen mit dem Herd, der zur Aufnahme des Metalls bestimmt ist. Der Ofen steht durch ein Loch, der sogenannte „Schwalch“, in Verbindung mit dem Schornstein, in dem das Feuer brennt. Man versperrt der Flamme im Schornstein den einen Ausgang, dass die Flammen durch den Schwalch in den Ofen schlagen (Verse 23 und 24). Die Glockenspeise ist eine Mischung von Kupfer und Zinn, wozu einige auch noch Messing hinzufügen. Auf das rechte Verhältnis der Metalle kommt es hauptsächlich an. Das Kupfer wird zuerst geschmolzen, das Zinn – weil es leicht flüssiger wird – erst später zugesetzt (Verse 25 und 26).

4. Strophe: Die Bestimmung der Glocke

Die Verse 29–40 gehören zur 2. Reflexionsstrophe. Es ist noch eine Betrachtung allgemeiner Art. Hierin wird die Bestimmung der Glocke angegeben: Hoch auf dem Glockenturm, wird sie „von uns zeugen“. Das wechselhafte Leben der Menschen wird von der Glocke auf dem Kirchturm begleitet. Zugleich mahnt die Glocke an das Überirdische und Göttliche.

5. Strophe: Schmelzen des Metalls

Die 3. Arbeitsstrophe (Verse 41–48) widmet sich den Vorgängen des Metallschmelzens. Die Glockenspeise hat, wenn sie recht im Fluss ist, einen weißlichen Schaum. Bemerkt der Meister diesen Schaum, gibt er dem Metall Asche („Aschensalz“) als Fluss- und Vereinigungsmittel hinzu. Die Bildung des Schaumes wird durch die Pottasche beschleunigt.

6. Strophe: Geburt, Kindheit und Jugend

Das Lied von der Glocke: Die Glocke läutet zur Taufe des Neugeborenen.

Das Lied von der Glocke: Die Glocke läutet zur Taufe des Neugeborenen.

Hierauf folgt in den Versen 49–79 die 3. Reflexionsstrophe. Sie widmet sich dem Beginn des Menschenlebens von der Geburt bis zur ersten Liebe: In der Taufe verkündet die Glocke feierlich die Geburt des Kindes. Mit Liebe umsorgt die Mutter das Kind in den ersten Lebensjahren. Doch die Zeit verfliegt wie im Fluge. Schon gehen die Kinder aus dem Haus. Während die Mädchen zu Hause bleiben, ziehen die Jungen in die Welt hinaus auf Wanderschaft. Die Liebe führt ihn wieder zurück. Er verliebt sich in das herangewachsene Mädchen. Während Schiller über die Zeit des Heranwachsens hinwegstürmt, befasst er sich intensiver mit der „herrlichen Zeit der ersten Liebe“. Die Liebe ist die Stifterin des Familienbundes, der ja das Thema des ersten Teils des Gedichtes ist.

7. Strophe: Das geschmolzene Metall wird geprüft

Die Verse 80–87 (4. Arbeitsstrophe) befassen sich mit der Prüfung des geschmolzenen Metalls. Unter den „Pfeifen“ (Vers 80) oder auch Windpfeifen sind Zuglöcher am Ofen zu verstehen, die man öffnen und verschließen kann. Wenn diese nach etwa 12 Stunden gelb werden, kann der Guss begonnen werden. Ein zweites Prüfzeichen ist, wenn ein schnell in die Mischung getauchter und herausgezogen Stab, wie mit einer Glasur überzogen (Vers 82) erscheint. Das Kupfer hat sich mit dem Zinn verbunden.

8. Strophe: Der Beginn des Familienlebens

Das Lied von der Glocke: Die Rollen in der Familie sind verteilt. In dieser festen Ordnung ist das Glück zu Hause.

Das Lied von der Glocke: Die Rollen in der Familie sind verteilt. In dieser festen Ordnung ist das Glück zu Hause.

Die Verse 88–146 als 4. Reflexionsstrophe sind der Hochzeit und der Rollenverteilung unter den Eheleuten, also dem Beginn des Familienlebens gewidmet. Mit dem vorherigen Arbeitsspruch des Meisters ist die Strophe eng verknüpft und fügt sich nahtlos an diese an. Die Schlussverse jener Arbeitsstrophe (Verse 78 und 79) deuten die folgenden Bilder der Hochzeit (Verse 98 und 99) bereits voraus. Schiller verweilt aber nicht lange bei der Hochzeit: „Endigt auch den Lebensmai / Mit dem Gürtel, mit dem Schleier / Reißt der schöne Wahn entzwei“.

Es folgt die Rollenvergabe in der Familie: Der Mann muss hinaus in die Welt („hinaus ins feindliche Leben“), um den Lebensunterhalt für die Familie zu bestreiten. Die Frau bleibt zu Hause, kümmert sich um den Haushalt und die Erziehung der Kinder. Am Ende der Strophe zeigt Schiller die schönen Seiten des Familienlebens und des heimischen Glücke. Zum Schluss greift er unglücklichen Zeiten vor: „Doch mit des Geschickes Mächten / Ist kein ew’ger Bund zu flechten, / Und das Unglück schreitet schnell.“

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9. Strophe: Die Glocke wird gegossen

Mit dem Versen 147–154 (5. Arbeitsstrophe) beginnt sich Schiller mit dem Guss der Glocke. Wenn der Meister den Guss beginnt, schöpft er etwas von der Mischung in einen ausgehöhlten warmen Stein und lässt das Gemisch abkühlen. Zeigt nun der Bruch des erkältet Metalls zu kleine Zacken, muss noch Kupfer, im entgegengesetzten Falle noch Zinn hinzu gegeben werden. Dem Schornstein gegenüber befindet sich im Ofen ein Zapfenloch, und vor demselben eine Rinne, die das Metall durch den Henkelbogen in die Glockenform leitet. – „Das Haus“ (Vers 152), in dem die Glocke gegossen wurde, ist von dem glühenden Metall, wenn es übertreten sollte, gefährdet. Ein Feuer könnte ausbrechen.

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Kommentare

  1. In Meiner Gymnasialzeit 1954-1960 haben wir die Glocke gesungen. Ich hatte die Ehre, als Bass-Solist die Meistersprüche zu singen. Wird das Musikwerk mit den Texten von _Friedrich von Schiller auch heute noch aufgeführt?

  2. Als Ingenieur ärgere ich mich oft genug über Innumerik und Menschen, denen jedes Verständnis für die Welt und die Dinge, mit denen sie täglich umgehen fehlt. Dem Teil kann ich also halb zustimmen. Aber Kultur und Kunst (echte Kunst, nicht was selbsternannte und aus Sozial- und anderen öffentlichen Kassen alimentierte „Künstler“ dafür halten) gehören zum Menschsein und zur Bildung zwingend dazu. Ich kenne zwar viele ungebildete „Geistes-“ aber nicht einen erfolgreichen Naturwissenschaftler ohne umfassende Kenntnis der Weltliteratur. Eine solche Verachtung der Bildung ist in technischen Berufen eher typisch für den angelernten Hilfsarbeiter.

    1. Was für eine stupide und pamphletische Antwort die selber nur die Mittelmäßigkeit der Bildung zeigt. Die Grenzen setzten nicht die gebildeten Ingenieure, sondern die Ingenieure die glauben sie wären gebildet und nur sie wissen was „Kunst“ ist. Dadurch ist es verifiziert, diese Inginieure haben die Weimarer Klassik nicht verstanden.

  3. Friedrich von Schiller hat die Verse in »Das Lied von der Glocke« durchgängig gereimt.

    In den mir vorliegenden Fassungen des Gedichtes heißt es, wie auch in Ihrer Fassung in den Zeilen 327 und 328:
    »wo des rauhen Krieges Horden
    dieses stille Tal durchtoben« .

    Ich kann mir vorstellen, daß sich ursprünglich auch diese beiden Zeilen reimten, nämlich:

    a) »wo des rauhen Krieges Horden
    dieses stille Tal durchmorden«

    oder

    b) »wo des rauhen Krieges Roben
    dieses stille Tal durchtoben«

    Gibt es noch originale Handschriften von Friedrich von Schiller ?
    Wo befinden sich solche originale Handschriften ? Möglicherweise bei Ihnen im Schiller-Archiv in Weimar .
    Wie könnte ich diese einsehen ? In einer Kopie ? Oder sind sie nur in Marbach in Augenschein zu nehmen ?

    Mit freundlichen Grüßen

    1. Bitte wenden Sie sich mit Ihrer Anfrage an das Goethe Schiller Archiv, Jenaer Str. 1, 99423 Weimar, Telefon 03643 545400.
      Diese Website ist Privat und nicht zu verwechseln mit dem Literaturarchiv.

  4. Deutsche Literatur ist das unnötigste was Schüler in ihrer Schullaufbahn lernen! Was soll jemand mit diesem Gedicht anfangen. Reine Zeitverschwendung im Gegensatz zu den Dingen mit denen sich die heutige Welt wirklich beschäftigt wie z.B. Naturwissenschaften oder Computer-Technologien!

    1. Die Kenntnis (und (Übung?) der Deutschen Literatur könnte z.B. helfen, moderne Texte lesbar zu gestalten, z.B. auch solche von IT-Experten und Naturwissenschaftlern.
      Und ausserdem macht gut formulierte Sprache mehr Spaß als Twitter- und Facebook-Gestotter!

    2. Schiller gibt hier einen genauen Vorgang vom Bau einer Glocke wieder. Soweit ich das lesen kann. Es ist damit perfekter Umgang mit genau Ihren angewandten Technologien gemeint. Furcht vor gOtT, Jan Maybach

    3. Es ist nicht das „unnötigste“ ok der schullaufbahn . Ich setze mich in meinem Job mit alten Liturgien auseinander und wenn so etwas nicht in der Schule gezeigt worden wäre , würde es solche interessanten und lernreichen jobs nicht mehr geben , da es dann als unnötig Gehalten werden würde

    4. Es macht mich wütend, solche ignoranten Aussagen zu lesen. Die Naturwissenschaftler die ich kenne aus vielen verschiedenen Fakultäten haben eins gemeinsam eine umfassende humanistische Bildung. Die Grundlage für Ihre herausragenden Leistungen in den jeweiligen Fächern.
      Und selbstverständlich können Sie einen Computer bedienen aber eben noch viel mehr.

    5. Schon alleine der Kommentar von Frederii zeigt auf wie dringend die Literatur und Philosophie auf diese stumpfsinnigen Argumentationen einwirken müssen. Der Anti-Bildung keinen Meter Erde.

    1. Die Glocke ist ein langes und metrisch komplexes Gedicht. Es gibt kein einheitliches Versmaß. Der sprachliche Rhythmus ist insbesondere in den Betrachtungsstrophen der inhaltlichen Darstellung angepasst. Lediglich die Meistersprüche folgen einem einheitlichen Schema, wobei der Rhythmus bzw. die Verslänge variiert. Bitte einfach einmal die Silben zählen.

  5. Welches genau sind die Merkmale, welche darauf hindeuten, dass das Gedicht in die Epoche der Klassik gehört?

    1. Das ist schonmal die Zeit, in der das Gedicht entstand. Es wurde in Schillers klassischer Schaffensperiode vollendet. Dann der Inhalt der Gedichtes, der sich mit bürgerlichen Werten, einer Distanzierung von der Franz. Revolution, gesellschaftlichen Vorstellungen und letztlich auch mit Schillers Ideal eines Bildungsbürgers befasst, der durch die Harmonie von Geist und Gefühl seiner Vollendung entgegen geht.

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