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Schillers »Maria Stuart« – Erläuternde Inhaltsangabe nach Akten und nach Szenen

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(Stimmen: 578 Durchschnitt: 3.8)

4. Akt

Der vierte Aufzug bringt uns nun die Lösung des Knotens. Wir befinden uns, wie im zweiten Akt, in dem Palast der Königin. Der Anschlag, der auf Königin Elisabeth verübt wurde, ist zunächst das bestimmende Thema der Handlung.

1. und 2. Szene

Maria Stuart, 4. Akt, 1. Szene: Graf Aubespine wird des Landes verwiesen. Nach dem Mordanschlag auf Königin Elisabeth ist der Franzose eine Gefahr.

Maria Stuart, 4. Akt, 1. Szene: Graf Aubespine wird des Landes verwiesen. Nach dem Mordanschlag auf Königin Elisabeth ist der Franzose eine Gefahr.

Graf Aubespine, von dem wir bereits (I, 6) aus Mortimers Mund erfahren haben, dass er um die zu Maria Stuarts Befreiung getroffenen Bemühungen weiß, erscheint, um sich nach dem Befinden der Königin zu erkundigen. Hier erfährt er, dass ein Franzose den Streich gegen die Königin geführt hätte, dass man ihn selbst von Schuld nicht frei sprechen könne. Burleigh fordert ihn auf, England schleunigst zu verlassen und teilt ihm mit, dass die Königin das Verlöbnis rückgängig gemacht hat. Die Verbindung Maria Stuarts mit Frankreich ist also bekannt geworden. Somit ist ein politischer Grund zu Unterzeichnung des Urteils vorhanden.

3. und 4. Szene

Nunmehr entfacht ein Streit zwischen Leicester und Burleigh, indem einer die Fähigkeiten des anderen und dessen Taktik schmälert. Bald fühlt Leicester, seinen Gegner warnend, dass zwischen ihm und Maria Einverständnis stattgefunden haben.

Maria Stuart, 4. Akt, 4. Szene: Mortimer ist in die Intrigen derart verstrickt, dass er keinen anderen Ausweg als den Selbstmord sieht.

Maria Stuart, 4. Akt, 4. Szene: Mortimer ist in die Intrigen derart verstrickt, dass er keinen anderen Ausweg als den Selbstmord sieht.

Um seine Besorgnis zu steigern, erscheint auch Mortimer, den er jetzt um jeden Preis los sein möchte. Aber seine Warnung darf er nicht verachten. Mortimer teilt ihm mit, dass man bei der Untersuchung in Marias Zimmer einen angefangenen, an ihn gerichteten Brief gefunden hätte, der in Burleighs Händen sei. Jetzt, denkt jener, wird dem Lord nichts weiter übrig bleiben, als mit Elisabeth zu brechen und auf die noch möglichen Rettungspläne einzugehen.

Aber nein, Leicester benutzt diese Mitteilung zu seiner eigenen Rettung und lässt Mortimer als Staatsverräter gefangen nehmen. Dieser, von der unerwarteten Wendung seines Schicksals überrascht, fühlt schnell, dass sein Zeugnis dem mächtigen Lord gegenüber keine Bedeutung haben und dass das Schafott sein Los sein wird. Deshalb hüllt er seine Absichten in ewiges Schweigen und gibt sich selbst den Tod.

 5. und 6. Szene

Der verhängnisvolle Brief Maria Stuarts an Leicester ist inzwischen auch in die Hände der Königin gelangt. Was könnte Lord Burleigh auch geeigneteres tun, um den ihm unbequemen Höfling zu verdrängen und sich die erste Stelle zu erringen. Natürlich ist Elisabeth im höchsten Grade erbittert, Lord Leicester soll in den Tower geworfen und ein strenges Gericht über ihn gehalten werden. Aber er ist stolz und kühn genug, ungeachtet der erhaltenen Abweisung zu erscheinen und nach Mortimers Rat zu zeigen, „was eine kecke Stirn vermag.“

Schlau und listig weiß er Elisabeth zu bereden, dass die geheime Korrespondenz zwischen ihm und Maria Stuart seinerseits ein Kunstgriff gewesen wäre, um die Feindin umso sicherer zu verderben. Ja, er dreht jetzt die Sache so, als habe er auf diese Weise dem Plan zu Marias Befreiung entdeckt und ihn durch Mortimers Gefangennahme vereiteln wollen. In meisterhafter Weise zeigt er, wie ein schlauer Lügner es anfängt, um einen Sieg über die Wahrheit zu erringen. Die einfache und schlichte Art, wie er den Offizier der Leibwache Bericht über Mortimers Tod erstattet, ist von echt dramatischer Wirkung. Sie ist geeignet, Elisabeth zu überzeugen und Lord Burleigh aus dem Feld zu schlagen. Um sich aber wieder völliger Sicherheit auf seinem Posten zu behaupten, stimmt er nun für Marias Hinrichtung. Deren Vollstreckung wird ihm durch den nicht minder schlauen Burleigh übertragen.

 7. Szene

Jetzt muss nur noch das Todesurteil  unterzeichnet werden. Da kommt der Königin, die stets so gern sich von anderen drängen lässt, das Volk Londons zu Hilfe, das den Kopf der Stuart fordert. Es entsteht Tumult in der Stadt.

8.—10. Szene

Maria Stuart, 4. Akt, 10. Szene: Königin Elisabeth unterschreibt das Todesurteil von Maria Stuart, das nun vollstreckt werden kann.

Maria Stuart, 4. Akt, 10. Szene: Königin Elisabeth unterschreibt das Todesurteil von Maria Stuart, das nun vollstreckt werden kann.

Gleichzeitig erscheint die verhängnisvolle Schrift, die ihr aber noch Entsetzen einflößt. Es gilt ihr, einen abermaligen Kampf zu bestehen. Shrewsbury und Burleigh machen, natürlich jeder nach seiner Art, ihren ganzen Einfluss geltend, bis Elisabeth endlich sich entschließt, die Sache dem höheren Richter vorzutragen. Stattdessen hält sie sich in einem Monolog alle ihre Not und alle ihre Tugenden vor. Schließlich aber siegen Eitelkeit und Eifersucht: Maria ist es, die ihr das Herz dem treuen Leicester abgewendet hat. Sie trägt Schuld daran, dass die Verlobung mit dem Dauphin hat rückgängig gemacht werden müssen. In dieser Stimmung greift sie nach der Feder. So sehen wir sie schließlich weder aus politischen noch aus religiösen, sondern aus rein persönlichen Gründen das Todesurteil unterzeichnen. Da sie den Flecken, der an ihrer Geburt haftet, nicht tilgen kann, so muss sie Marias Anspruch auf den Thron anerkennen. Ist diese aber beseitigt, muss nach ihrer Ansicht jeder Zweifel schwinden.

11. und 12. Szene

Jetzt ruft sie Davison und erfährt von ihm, dass Shrewsbury das Volk beruhigt, dass sie also durchaus nicht mehr bedrängt wird. Aber es ist zu spät, das verhängnisvolle Urteil ist unterschrieben. Sie übergibt das Papier, an welchem Tod und Leben der Stuart, ihr eigener guter Ruf und der Frieden ihrer Seele hängt, einem Staatssekretär, einer untergeordneten Persönlichkeit. Noch dazu ohne bestimmte Anweisungen, was er damit zu tun habe. Wir sehen, sie hat unterzeichnet, aber sie will die Verantwortlichkeit von sich abwälzen, oder besser gesagt: ihr entfliehen. Darum lässt sie den armen Davison ratlos stehen.

Jetzt kommt Burleigh, Marias böser Genius. Der entreißt dem Sekretär das Urteil. Nun ist es um das Leben von Maria Stuart geschehen. Die Entscheidung ist gefallen, wir sehen nur noch der Vollstreckung entgegen.

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