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Xenien von Goethe und Schiller – Ursache, Entstehung und Reaktionen auf den Xenienalmanach

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Reaktionen auf die Xenien

Die Angegriffenen konnten begreiflicherweise diese edlen und lieblichen Töne eines Teils der Xenien und Epigramme des Musenalmanachs nicht vernehmen. Sie hörten nur das Kriegsgeschmetter der Xenien. Es erhob sich ein ungeheurer Sturm, heftige Schmähungen gegen den Almanach erschienen in großer Menge. Nicolai nannte ihn den „Furienalmanach“, andere schrieben „Gegengeschenke für die Sudelköche in Weimar und Jena,“ „Mückenalmanach“, „die Ochsiade“ und dergleichen. Wenn aber der freche Streich der beiden großen Dichter noch einer Rechtfertigung bedurft hätte, lag sie in der Beschaffenheit dieser Antworten selbst. Sie waren fast durchweg plump und geistlos zum Teil von unglaublicher Erbärmlichkeit. „Diese Distchen“, schreibt Schiller am 6. Dezember 1796, „sind die glänzendste Rechtfertigung der unsern, und wer es jetzt noch nicht merkt, daß die Xenien ein poetisches Produkt sind, dem ist nicht mehr zu helfen.“ Dennoch verdross ihn anfangs das Geschrei sehr, besonders war es Schiller auch sehr ärgerlich, dass ihm meistens „die miserable Rolle des Verführten“ zugeschrieben wurde, während Goethe doch den „Trost des Verführers“ habe.

Beide aber waren fest entschlossen, auf keine dieser Gegenxenien in Vers oder Prosa irgendetwas zu antworten. Goethe zumal bewahrte die volle königliche Ruhe des Olympiers. „Es ist lustig, zu sehen, was diese Menschenart eigentlich geärgert hat, wie wenig sie auch nur ahnen, in welcher unzugänglichen Burg der Mensch wohnt, dem es nur immer Ernst um sich und um die Sache ist, „ schreibt er an Schiller. Die einzige ihrer würdige Antwort empfiehlt er bereits am 15. November 1796 Schiller mit den Worten: „Nach dem tollen Wagstück mit den Xenien müssen wir uns bloß großer und würdiger Kunstwerke befleißigen und unsere proteische Natur zur Beschämung aller Gegner in die Gestalten des Edlen und Guten verwandeln.“ So wenden sich die beiden Dichter im folgenden Jahr der Ballade als Gegenstand zu. Im Wettstreit untereinander dichten sie 1797 wahrhafte edle Kunstschöpfungen, die heute zu den bekanntesten Balladen der deutschen Literatur gehören.

Ludwig Bellermann

 

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