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Kabale und Liebe – 1. Akt, 2. Szene

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Sekretär Wurm. Die Vorigen.

FRAU. Ah guten Morgen, Herr Sekertare. Hat man auch einmal wieder das Vergnügen von Ihnen?

WURM. Meinerseits, meinerseits, Frau Base. Wo eine Kavaliersgnade einspricht, kommt mein bürgerliches Vergnügen in gar keine Rechnung.

FRAU. Was Sie nicht sagen, Herr Sekertare! Des Herrn Majors von Walter hohe Gnaden machen uns wohl je und je das Bläsier, doch verachten wir darum niemand.

MILLER verdrüßlich. Dem Herrn einen Sessel, Frau. Wollens ablegen, Herr Landsmann?

WURM legt Hut und Stock weg, setzt sich. Nun! Nun! und wie befindet sich denn meine Zukünftige – oder Gewesene? – Ich will doch nicht hoffen – kriegt man sie nicht zu sehen – Mamsell Luisen?

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FRAU. Danken der Nachfrage, Herr Sekertare. Aber meine Tochter ist doch gar nicht hochmütig.

MILLER ärgerlich, stößt sie mit dem Ellnbogen. Weib!

FRAU. Bedauerns nur, daß sie die Ehre nicht haben kann vom Herrn Sekertare. Sie ist eben in die Mess, meine Tochter.

WURM. Das freut mich, freut mich. Ich werd einmal eine fromme christliche Frau an ihr haben.

FRAU lächelt dumm-vornehm. Ja – aber, Herr Sekertare –

MILLER in sichtbarer Verlegenheit kneipt sie in die Ohren. Weib!

FRAU. Wenn Ihnen unser Haus sonst irgendwo dienen kann – Mit allem Vergnügen, Herr Sekertare –

WURM macht falsche Augen. Sonst irgendwo! Schönen Dank! Schönen Dank – Hem! hem! hem!

FRAU. Aber – wie der Herr Sekertare selber die Einsicht werden haben –

MILLER voll Zorn seine Frau vor den Hintern stoßend. Weib!

FRAU. Gut ist gut, und besser ist besser, und einem einzigen Kind mag man doch auch nicht vor seinem Glück sein. Bäurisch-stolz. Sie werden mich je doch wohl merken, Herr Sekertare?

WURM rückt unruhig im Sessel, kratzt hinter den Ohren und zupft an Manschetten und Jabot. Merken? Nicht doch – O ja – wie meinen sie denn?

FRAU. Nu – nu – ich dächte nur – ich meine Hustet. weil eben halt der liebe Gott meine Tochter barrdu zur gnädigen Madam will haben –

WURM fährt vom Stuhl. Was sagen Sie da? Was?

MILLER. Bleiben sitzen! Bleiben sitzen, Herr Sekretarius! Das Weib ist eine alberne Gans. Wo soll eine gnädige Madam herkommen? Was für ein Esel streckt sein Langohr aus diesem Geschwätze?

FRAU. Schmäl du, solang du willst. Was ich weiß, weiß ich – und was der Herr Major gesagt hat, das hat er gesagt.

MILLER aufgebracht, springt nach der Geige. Willst du dein Maul halten? Willst das Violonzello am Hirnkasten wissen? – Was kannst du wissen? Was kann er gesagt haben? – Kehren sich an das Geklatsch nicht, Herr Vetter – Marsch du in deine Küche – Werden mich doch nicht für des Dummkopfs leiblichen Schwager halten, daß ich obenaus woll mit dem Mädel? Werden doch das nicht von mir denken, Herr Sekretarius?

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