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Der Neffe als Onkel (Picard) – Dritter Aufzug. Zweiter Auftritt.

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Champagne mit zwei Unteroffizieren. Vorige.

Champagne (zu diesen).
Sehen Sie’s, meine Herren? Sehen Sie’s? Eben wollten sie an einander gerathen.

Lormeuil.
Was suchen diese Leute bei uns?

Erster Unterofficier.
Ihre ganz gehorsamen Diener, meine Herren! Habe ich nicht die Ehre, mit Herrn von Dorsigny zu sprechen?

Oberst.
Dorsigny heiß‘ ich.

Champagne.
Und dieser hier ist Herr von Lormeuil?

Lormeuil.
Der bin ich, ja. Aber was wollen die Herren von mir?

Zweiter Unterofficier.
Ich werde die Ehre haben, Euer Gnaden zu begleiten.

Lormeuil.
Mich zu begleiten? Wohin? Es fällt mir gar nicht ein, ausgehen zu wollen.

Erster Unterofficier (zum Oberst).
Und ich, gnädiger Herr, bin beordert, Ihnen zur Escorte zu dienen.

Oberst.
Aber wohin will mich der Herr eskortieren?

Erster Unterofficier.
Das will ich Ihnen sagen, gnädiger Herr. Man hat in Erfahrung gebracht, daß Sie auf dem Sprung stünden, sich mit diesem Herrn zu schlagen, und damit nun –

Oberst.
Mich zu schlagen! Und weswegen denn?

Erster Unterofficier.
Weil Sie Nebenbuhler sind – weil Sie Beide das Fräulein von Dorsigny lieben. Dieser Herr hier ist der Bräutigam des Fräuleins, den ihr der Vater bestimmt hat – und Sie, gnädiger Herr, sind ihr Cousin und ihr Liebhaber – O wir wissen alles!

Lormeuil.
Sie sind im Irrthum, meine Herren.

Oberst.
Wahrlich, Sie sind an den Unrechten gekommen.

Champagne (zu den Wachen).
Frisch zu! Lassen Sie sich nichts weis machen, meine Herren! (Zu Herrn von Dorsigny.) Lieber, gnädiger Herr! werfen Sie endlich Ihre Maske weg! Gestehen Sie, wer Sie sind! Geben Sie ein Spiel auf, wobei Sie nicht die beste Rolle spielen!

Oberst.
Wie, Schurke, das ist wieder ein Streich von dir –

Champagne.
Ja, gnädiger Herr, ich hab‘ es so veranstaltet, ich leugn‘ es gar nicht – ich rühme mich dessen – Die Pflicht eines rechtschaffenen Dieners habe ich erfüllt, da ich Unglück verhütete.

Oberst.
Sie können mir’s glauben, meine Herren! Der, den Sie suchen, bin ich nicht; ich bin sein Onkel.

Erster Unterofficier.
Sein Onkel? Gehn Sie doch! Sie gleichen dem Herrn Onkel außerordentlich, sagt man, aber uns soll diese Aehnlichkeit nicht betrügen.

Oberst.
Aber sehen Sie mich doch nur recht an! Ich habe ja eine Perrücke, und mein Neffe trägt sein eigenes Haar.

Erster Unterofficier.
Ja, ja, wir wissen recht gut, warum Sie die Tracht Ihres Herrn Onkels angenommen – Das Stückchen war sinnreich; es thut uns leid, daß es nicht besser geglückt ist.

Oberst.
Aber, mein Herr, so hören Sie doch nur an –

Erster Unterofficier.
Ja, wenn wir Jeden anhören wollten, den wir festzunehmen beordert sind – wir würden nie von der Stelle kommen – Belieben Sie, uns zu folgen, Herr von Dorsigny! Die Postchaise hält vor der Thür und erwartet uns.

Oberst.
Wie? was? die Postchaise?

Erster Unterofficier.
Ja, Herr! Sie haben Ihre Garnison heimlich verlassen! Wir sind beordert, Sie stehenden Fußes in den Wagen zu packen und nach Straßburg zurückzubringen.

Oberst.
Und das ist wieder ein Streich von diesem verwünschten Taugenichts! Ha, Lotterbube!

Champagne.
Ja, gnädiger Herr, es ist meine Veranstaltung – Sie wissen, wie sehr ich dawider war, daß Sie Straßburg ohne Urlaub verließen.

Oberst (hebt den Stock auf).
Nein, ich halte mich nicht mehr –

Beide Unterofficiere.
Mäßigen Sie sich, Herr von Dorsigny!

Champagne.
Halten Sie ihn, meine Herren! ich bitte – Das hat man davon, wenn man Undankbare verpflichtet. Ich rette vielleicht Ihr Leben, da ich diesem unseligen Duell vorbeuge, und zum Dank hätten Sie mich todt gemacht, wenn diese Herren nicht so gut gewesen wären, es zu verhindern.

Oberst.
Was ist hier zu thun, Lormeuil?

Lormeuil.
Warum berufen Sie sich nicht auf die Personen, die Sie kennen müssen?

Oberst.
An wen, zum Teufel! soll ich mich wenden? Meine Frau, meine Tochter sind ausgegangen – meine Nichte ist vom Complott – die ganze Welt ist behext.

Lormeuil.
So bleibt nichts übrig, als in Gottes Namen nach Straßburg zu reisen, wenn diese Leute nicht mit sich reden lassen.

Oberst.
Das wäre aber ganz verwünscht –

Erster Unterofficier (zu Champagne).
Sind Sie aber auch ganz gewiß, daß es der Neffe ist?

Champagne.
Freilich! Freilich! Der Onkel ist weit weg – Nur Stand gehalten! Nicht gewankt!