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Der Neffe als Onkel (Picard) – Zweiter Aufzug. Zwölfter Auftritt.

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Lormeuil. Franz Dorsigny.

Lormeuil.
Sie werden sich erinnern, daß Sie mich mit Ihrer Fräulein Tochter vorhin allein gelassen haben?

Dorsigny.
Ich erinnere mich’s.

Lormeuil.
Sie ist sehr liebenswürdig; ihr Besitz würde mich zum glücklichsten Manne machen.

Dorsigny.
Ich glaub‘ es.

Lormeuil.
Aber ich muß Sie bitten, ihrer Neigung keinen Zwang anzuthun.

Dorsigny.
Wie ist das?

Lormeuil.
Sie ist das liebenswürdigste Kind von der Welt, das ist gewiß! Aber Sie haben mir so oft von Ihrem Neffen Franz Dorsigny gesprochen – Er liebt Ihre Tochter!

Dorsigny.
Ist das wahr?

Lormeuil.
Wie ich Ihnen sage, und er wird wieder geliebt!

Dorsigny.
Wer hat Ihnen das gesagt?

Lormeuil.
Ihre Tochter selbst

Dorsigny.
Was ist aber da zu thun? – Was rathen Sie mir, Herr von Lormeuil?

Lormeuil.
Ein guter Vater zu sein.

Dorsigny.
Wie?

Lormeuil.
Sie haben mir hundertmal gesagt, daß Sie Ihren Neffen wie einen Sohn liebten – Nun denn, so geben Sie ihm Ihre Tochter! Machen Sie Ihre beiden Kinder glücklich.

Dorsigny.
Aber was soll denn aus Ihnen werden?

Lormeuil.
Aus mir? – Man will mich nicht haben, das ist freilich ein Unglück! Aber beklagen kann ich mich nicht darüber, da Ihr Neffe mir zuvorgekommen ist.

Dorsigny.
Wie? Sie wären fähig, zu entsagen?

Lormeuil.
Ich halte es für meine Pflicht.

Dorsigny (lebhaft).
Ach, Herr von Lormeuil! Wie viel Dank bin ich Ihnen schuldig!

Lormeuil.
Ich verstehe Sie nicht.

Dorsigny.
Nein, nein, Sie wissen nicht, welch großen, großen Dienst Sie mir erzeigen – Ach, meine Sophie! Wir werden glücklich werden!

Lormeuil.
Was ist das? Wie? – Das ist Herr von Dorsigny nicht – War’s möglich –

Dorsigny.
Ich habe mich verrathen.

Lormeuil.
Sie sind Dorsigny, der Neffe? Ja, Sie sind’s – Nun, Sie habe ich zwar nicht hier gesucht, aber ich freue mich, Sie zu sehen. – Zwar sollte ich billig auf Sie böse sein wegen der drei Degenstiche, die Sie mir so großmüthig in den Leib geschickt haben –

Dorsigny.
Herr von Lormeuil!

Lormeuil.
Zum Glück sind sie nicht tödtlich, also mag’s gut sein. Ihr Herr Onkel hat mir sehr viel Gutes von Ihnen gesagt, Herr von Dorsigny, und weit entfernt, mit Ihnen Händel anfangen zu wollen, biete ich Ihnen von Herzen meine Freundschaft an und bitte um die Ihrige.

Dorsigny.
Herr von Lormeuil!

Lormeuil.
Also zur Sache, Herr von Dorsigny – Sie lieben Ihre Cousine und haben vollkommen Ursache dazu. Ich verspreche Ihnen, allen meinen Einfluß bei dem Obersten anzuwenden, daß sie Ihnen zu Theil wird – Dagegen verlange ich aber, daß Sie auch Ihrerseits mir einen wichtigen Dienst erzeigen.

Dorsigny.
Reden Sie! Fordern Sie! Sie haben sich ein heiliges Recht auf meine Dankbarkeit erworben.

Lormeuil.
Sie haben eine Schwester, Herr von Dorsigny. Da Sie aber für Niemand Augen haben, als für Ihre Base, so bemerkten Sie vielleicht nicht, wie sehr Ihre Schwester liebenswürdig ist – Ich aber – ich habe es recht gut bemerkt – und daß ich’s kurz mache – Frau von Mirville verdient die Huldigung eines Jeden! Ich habe sie gesehen, und ich –

Dorsigny.
Sie lieben sie! Sie ist die Ihre! Zählen Sie auf mich! – Sie soll Ihnen bald gut sein, wenn sie es nicht schon jetzt ist – dafür steh‘ ich. Wie sich doch alles so glücklich fügen muß!– Ich gewinne einen Freund, der mir behilflich sein will, meine Geliebte zu besitzen, und ich bin im Stand, ihn wieder glücklich zu machen.

Lormeuil.
Das steht zu hoffen; aber so ganz ausgemacht ist es doch nicht – Hier kommt Ihre Schwester! Frisch, Herr von Dorsigny – sprechen Sie für mich! Führen Sie meine Sache! Ich will bei dem Onkel die Ihrige führen. (Ab.)

Dorsigny.
Das ist ein herrlicher Mensch, dieser Lormeuil! Welche glückliche Frau wird meine Schwester!