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Turandot, Prinzessin von China – Dritter Aufzug. Fünfter Auftritt.

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Timur, ein Greis in dürftiger Kleidung. Barak.

Timur (entsetzt, für sich).
Weh mir! Mein Sohn! Soldaten führen ihn
Gefangen fort! Sie führen ihn zum Tode!
Gewiß, gewiß, daß der Tyrann von Tefflis,
Der Räuber meines Reichs, ihn bis nach Peckin
Verfolgen ließ und seine Rache sättigt!
Doch mit ihm will ich sterben! (Eilt ihm nach und ruft laut.)
Kalaf! Kalaf!

Barak (tritt ihm in den Weg und hält ihm das Schwert auf die Brust).
Halt ein, Unglücklicher! Du bist des Todes!

(Pause. Beide sehen einander erstaunt an. Unterdessen hat sich Kalaf mit den Soldaten entfernt.)

Wer bist du, Alter? Woher kommst du? Sprich!
Daß du den Namen dieses Jünglings weißt?

Timur.
Was seh‘ ich? Gott! Du, Barak? Du in Peckin?
Du sein Verräther? Ein Rebell? Und zückst
Das Schwert auf deinen König?

Barak (läßt erstaunt das Schwert sinken).
Große Götter!
Ist’s möglich? – Timur?

Timur.
Ja, Verräther!
Ich bin es, dein unglücklicher Monarch,
Von aller Welt, nun auch von dir verrathen!
Was zögerst du? Nimm dieses Leben hin!
Verhaßt ist mir’s, da ich die treusten Diener
Um schnöden Vortheils willen undankbar
Und meinen Sohn dem Tod geopfert sehe!

Barak.
Herr! – Herr! O Gott! Das ist mein Fürst, mein König!
Er ist’s! Nur allzuwohl erkenn‘ ich ihn. (Fällt ihm zu Füßen.)
In diesem Staub! In dieser Niedrigkeit!
Ihr Götter, muß mein Auge dies erleben!
– Verzeiht, Gebieter, meiner blinden Wuth!
Die Liebe ist’s zu Eurem Sohn, die Angst,
Die treue Sorge, die mich hingerissen.
So lieb Euch Eures Sohnes Heil, so komme
Der Name Kalaf nie aus Eurem Munde!
– Ich nenne mich hier Hassan. nicht mehr Barak –
– Ach, weh mir! Wenn uns Jemand hier behorchte! –
Sagt, ob Elmaze, meine Königin,
Sich auch mit Euch in dieser Stadt befindet?

Timur.
Still, Barak – still! O, sprich mir nicht von ihr!
In unserm traur’gen Aufenthalt zu Berlas
Verzehrte sie der Gram um unsern Sohn,
– Sie starb in diesen lebensmüden Armen.

Barak.
O die Bejammernswürdige!

Timur.
Ich floh!
Ich konnt‘ es, einsam, dort nicht mehr ertragen.
Des Sohnes Spuren folgend, frag‘ ich mich
Von Land zu Land, von einer Stadt zur andern.
Und jetzt, da mich nach langem Irren endlich
Der Götter Hand hieher geleitet, ist
Mein erster Anblick der gefangne Sohn,
Den man zum Tode führt.

Barak.
Kommt, kommt, mein König!
Befürchtet nichts für Euren Sohn! Vielleicht
Daß ihn, eh noch der nächste Tag verlaufen,
Das höchste Glück belohnt und Euch mit ihm!
Nur, daß sein Name nicht, noch auch der Eure
Von Euern Lippen komme – Merkt Euch das!
Ich nenne mich hier Hassan, nicht mehr Barak.

Timur.
Was für Geheimnisse – Erklär‘ mir doch!

Barak.
Kommt! Hier ist nicht der Ort, davon zu reden!
Folgt mir nach meiner Wohnung – Doch, was seh‘ ich?
(Skirina tritt aus dem Palast.)
Mein Weib aus dem Serail! O wehe mir!
Wir sind entdeckt! (Zu Skirina heftig.) Was hast du hier zu suchen?
Unglückliche! Wo kommst du her?