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Turandot, Prinzessin von China – Vierter Aufzug. Achter Auftritt.

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Kalaf. Skirina in männlicher Kleidung und mit einer Maske vor dem Gesicht.

Skirina (furchtsam sich nähernd).
Mein lieber Herr – Herr – O, wie zittert mir
Das Herz!

Kalaf (auffahrend).
Wer bist du, und was suchst du hier?

Skirina (nimmt die Maske vom Gesicht).
Kennt Ihr mich nicht? Ich bin ja Skirina,
Des armen Hassans Weib und Eure Wirthin.
Verkleidet hab‘ ich durch die Wachen mich
Herein gestohlen – Ach! was hab‘ ich Euch
Nicht alles zu erzählen – Doch die Angst
Erstickt mich, und die Kniee zittern mir;
Ich kann vor Thränen nicht zu Worte kommen.

Kalaf.
Sprecht, gute Frau. Was habt Ihr mir zu sagen?

Skirina (sich immer schüchtern umsehend).
Mein armer Mann hält sich versteckt. Es ward
Der Turandot gesagt, daß er Euch kenne.
Nun wird ihm nachgespürt an allen Orten,
Ihn ins Serail zu schleppen und ihm dort
Gewaltsam Euren Namen abzupressen.
Wird er entdeckt, so ist’s um ihn geschehn;
Denn eher will er unter Martern sterben,
Als Euch verrathen.

Kalaf.
Treuer, wackrer Diener!
– Ach, die Unmenschliche!

Skirina.
Ihr habt noch mehr
Von mir zu hören – Euer Vater ist
In meinem Haus.

Kalaf.
Was sagst du? Große Götter!

Skirina.
Von Eurer Mutter zum trostlosen Wittwer
Gemacht –

Kalaf.
O meine Mutter!

Skirina.
Hört mich weiter!
Er weiß, daß man Euch hier bewacht; er zittert
Für Euer Leben; er ist außer sich;
Er will verzweifelnd vor den Kaiser dringen,
Sich ihm entdecken, kost‘ es, was es wolle;
Mit meinem Sohne, ruft er, will ich sterben!
Vergebens such‘ ich ihn zurück zu halten,
Sein Ohr ist taub, er hört nur seinen Schmerz;
Nur das Versprechen, das ich ihm gethan,
Ein tröstend Schreiben ihm von Eurer Hand
Mit Eures Namens Unterschrift zu bringen,
Das ihm Versichrung gibt von Eurem Leben,
Hielt ihn vom Aeußersten zurück! So hab‘ ich mich
Hieher gewagt und in Gefahr gesetzt,
Dem kummervollen Greise Trost zu bringen.

Kalaf.
Mein Vater hier in Peckin! Meine Mutter
Im Grab! – Du hintergehst mich, Skirina!

Skirina.
Mich strafe Fohi, wenn ich Euch das lüge!

Kalaf.
Bejammernswerther Vater! Arme Mutter!

Skirina (dringend).
Kein Augenblick ist zu verlieren! Kommt!
Bedenkt Euch nicht; schreibt diese wen’gen Worte.
Fehlt Euch das Nöthige, ich bracht‘ es mit.
(Sie zieht eine Schreibtafel hervor.)
Genug, wenn dieser kummervolle Greis
Zwei Zeilen nur von Eurer Hand erhält,
Daß Ihr noch lebt und daß Ihr Gutes hofft.
Sonst treibt ihn die Verzweiflung an den Hof,
Er nennt sich dort, und Alles ist verloren.

Kalaf.
Ja, gib mir diese Tafel!

(Er ist im Begriff zu schreiben, hält aber plötzlich inne und sieht sie forschend an.)

Skirina!
Hast du nicht eine Tochter im Serail?
– Ja, ja, ganz recht. Sie dient Sklavin dort
Der Turandot; dein Mann hat mir’s gesagt.

Skirina.
Nun ja! Wie kommt Ihr darauf?

Kalaf.
Skirina!
Geh nur zurück und sage meinem Vater
Von meinetwegen, daß er ohne Furcht
Geheimen Zutritt bei dem Kaiser fordre
Und ihm entdecke, was sein Herz ihn heißt.
Ich bin’s zufrieden.

Skirina (betroffen).
Ihr verweigert mir
Den Brief? Ein Wort von Eurer Hand genügt.

Kalaf.
Nein, Skirina, ich schreibe nicht. Erst morgen
Erfährt man, wer ich bin – Ich wundre mich,
Daß Hassans Weib mich zu verrathen sucht.

Skirina.
Ich Euch verrathen! Guter Gott! (Für sich.)
Adelma mag denn selbst ihr Spiel vollenden. (Zu Kalaf.)
Wohl, Prinz! Wie’s Euch beliebt! Ich geh‘ nach Hause,
Ich richte Eure Botschaft aus; doch glaubt‘ ich nicht,
Nach so viel übernommener Gefahr
Und Mühe Euren Argwohn zu verdienen. (Im Abgehen.)
Adelma wacht, und Dieser schlummert nicht. (Entfernt sich.)

Kalaf.
Erscheinungen! – Du sagtest recht, Brigella!
Doch, daß mein Vater hier in Peckin sei
Und meine Mutter todt, hat dieses Weib
Mit einem heil’gen Eide mir bekräftigt!
Kommt doch das Unglück nie allein! Ach, nur
Zu glaubhaft ist der Mund, der Böses meldet!
(Die entgegengesetzte Thüre öffnet sich.)
Noch ein Gespenst! Laß sehen, was es will!