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Turandot, Prinzessin von China – Vierter Aufzug. Fünfter Auftritt.

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Turandot. Altoum. Pantalon und Tartaglia folgen ihm in einiger Entfernung nach.

Altoum (in einem Briefe lesend und in tiefen Gedanken, für sich).
So mußte dieser blutige Tyrann
Von Tefflis enden! Kalaf, Timurs Sohn,
Aus seiner Väter Reich vertrieben, flüchtig
Von Land zu Lande schweifend, muß hieher
Nach Peckin kommen und durch seltsame
Verkettung der Geschicke glücklich werden!
So führt das Schicksal an verborgnem Band
Den Menschen auf geheimnißvollen Pfaden!
Doch über ihm wacht eine Götterhand,
Und wunderbar entwirret sich der Faden.

Pantalon (leise zu Tartaglia).
Rappelt’s der Majestät? Was kömmt sie an,
Daß sie in Versen mit sich selber spricht?

Tartaglia (leise zu Pantalon).
Still, still! Es ist ein Bote angelangt
Aus fernen Landen – Was er brachte, mag
Der Teufel wissen!

Altoum (steckt den Brief in den Busen und wendet sich zu seiner Tochter).
Turandot! Die Stunden
Entfliehen, die Entscheidung rückt heran,
Und schlaflos irrst du im Serail umher,
Zerquälst dich, das Unmögliche zu wissen.
– Vergebens quälst du dich. Es ist umsonst,
Ich aber hab‘ es ohne Müh‘ erfahren.
– Sieh diesen Brief. Hier stehen beide Namen
Und Alles, was sie kenntlich macht. So eben
Bringt ihn ein Bote mir aus fernen Landen.
Ich halt‘ ihn wohl verschlossen und bewacht,
Bis dieser nächste Tag vorüber ist.
Der unbekannte Prinz ist wirklich König
Und eines Königs Sohn – Es ist unmöglich,
Daß du errathest, wer sie beide seien.
Ihr Reich liegt allzufern von hier, der Name
Ist kaum zu Peckin ausgesprochen worden.
– Doch sieh, weil ich’s als Vater mit dir meine,
Komm‘ ich in später Nacht noch her – Kann es
Dir Freude machen, dich zum zweitenmal
Im Divan dem Gelächter bloßzustellen,
Dem Hohn des Pöbels, der mit Ungeduld
Drauf wartet, deinen Stolz gebeugt zu sehn?
Denn abgesinnt, du weißt’s, ist dir das Volk,
Kaum werd‘ ich seiner Wuth gebieten können,
Wenn du im Divan nun verstummen mußt.
– Sieh liebes Kind, dies führte mich hieher.
(Zu Pantalon und Tartaglia.)
Laßt uns allein! (Jene entfernen sich ungern und zaudernd.)