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Die Piccolomini – 5. Aufzug, 1. Auftritt

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Octavio.
Er selbst vertraute mir – was ich zwar längst
Auf anderm Weg schon in Erfahrung brachte:
Daß er zum Schweden wolle übergehn
Und an der Spitze des verbundnen Heers
Den Kaiser zwingen wolle –

Max.
Er ist heftig,
Es hat der Hof empfindlich ihn beleidigt;
In einem Augenblick des Unmuts, sei’s!
Mag er sich leicht einmal vergessen haben.

Octavio.
Bei kaltem Blute war er, als er mir
Dies eingestand; und weil er mein Erstaunen
Als Furcht auslegte, wies er im Vertraun
Mir Briefe vor, der Schweden und der Sachsen,
Die zu bestimmter Hilfe Hoffnung geben.

Max.
Es kann nicht sein! kann nicht sein! kann nicht sein!
Siehst du, daß es nicht kann! Du hättest ihm
Notwendig deinen Abscheu ja gezeigt,
Er hätt‘ sich weisen lassen, oder du
– Du stündest nicht mehr lebend mir zur Seite!

Octavio.
Wohl hab ich mein Bedenken ihm geäußert,
Hab dringend, hab mit Ernst ihn abgemahnt;
– Doch meinen Abscheu, meine innerste
Gesinnung hab ich tief versteckt.

Max.
Du wärst
So falsch gewesen? Das sieht meinem Vater
Nicht gleich! Ich glaubte deinen Worten nicht,
Da du von ihm mir Böses sagtest; kann’s
Noch wen’ger jetzt, da du dich selbst verleumdest.

Octavio.
Ich drängte mich nicht selbst in sein Geheimnis.

Max.
Aufrichtigkeit verdiente sein Vertraun.

Octavio.
Nicht würdig war er meiner Wahrheit mehr.

Max.
Noch minder würdig deiner war Betrug.

Octavio.
Mein bester Sohn! Es ist nicht immer möglich,
Im Leben sich so kinderrein zu halten,
Wie’s uns die Stimme lehrt im Innersten.
In steter Notwehr gegen arge List
Bleibt auch das redliche Gemüt nicht wahr –
Das eben ist der Fluch der bösen Tat,
Daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären.
Ich klügle nicht, ich tue meine Pflicht,
Der Kaiser schreibt mir mein Betragen vor.
Wohl wär‘ es besser, überall dem Herzen
Zu folgen, doch darüber würde man
Sich manchen guten Zweck versagen müssen.
Hier gilt’s, mein Sohn, dem Kaiser wohl zu dienen,
Das Herz mag dazu sprechen, was es will.

Max.
Ich soll dich heut nicht fassen, nicht verstehn.
Der Fürst, sagst du, entdeckte redlich dir sein Herz
Zu einem bösen Zweck, und du willst ihn
Zu einem guten Zweck betrogen haben!
Hör auf! ich bitte dich – du raubst den Freund
Mir nicht – Laß mich den Vater nicht verlieren!

Octavio (unterdrückt seine Empfindlichkeit).
Noch weißt du alles nicht, mein Sohn. Ich habe
Dir noch was zu eröffnen.
(Nach einer Pause.) Herzog Friedland
Hat seine Zurüstung gemacht. Er traut
Auf seine Sterne. Unbereitet denkt er uns
Zu überfallen – mit der sichern Hand
Meint er den goldnen Zirkel schon zu fassen.
Er irret sich – Wir haben auch gehandelt.
Er faßt sein bös geheimnisvolles Schicksal.

Max.
Nichts Rasches, Vater! Oh! bei allem Guten
Laß dich beschwören. Keine Übereilung!

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