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Die Piccolomini – 5. Aufzug, 1. Auftritt

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Octavio.
Mit leisen Tritten schlich er seinen bösen Weg,
So leis und schlau ist ihm die Rache nachgeschlichen.
Schon steht sie ungesehen, finster hinter ihm,
Ein Schritt nur noch, und schaudernd rühret er sie an.
– Du hast den Questenberg bei mir gesehn;
Noch kennst du nur sein öffentlich Geschäft –
Auch ein geheimes hat er mitgebracht,
Das bloß für mich war.

Max.
Darf ich’s wissen?

Octavio.
Max!
– Des Reiches Wohlfahrt leg ich mit dem Worte,
Des Vaters Leben dir in deine Hand.
Der Wallenstein ist deinem Herzen teuer,
Ein starkes Band der Liebe, der Verehrung
Knüpft seit der frühen Jugend dich an ihn –
Du nährst den Wunsch – Oh! laß mich immerhin
Vorgreifen deinem zögernden Vertrauen –
Die Hoffnung nährst du, ihm viel näher noch
Anzugehören.

Max.
Vater –

Octavio.
Deinem Herzen trau ich,
Doch, bin ich deiner Fassung auch gewiß?
Wirst du’s vermögen, ruhigen Gesichts
Vor diesen Mann zu treten, wenn ich dir
Sein ganz Geschick nun anvertrauet habe?

Max.
Nachdem du seine Schuld mir anvertraut!

Octavio (nimmt ein Papier aus der Schatulle und reicht es ihm hin).

Max.
Was? Wie? Ein offner kaiserlicher Brief.

Octavio.
Lies ihn.

Max (nachdem er einen Blick hineingeworfen).
Der Fürst verurteilt und geächtet!

Octavio.
So ist’s.

Max.
Oh! das geht weit! O unglücksvoller Irrtum!

Octavio.
Lies weiter! Faß dich!

Max (nachdem er weitergelesen, mit einem Blick des Erstaunens auf seinen Vater).
Wie? Was? Du? Du bist –

Octavio.
Bloß für den Augenblick – und bis der König
Von Ungarn bei dem Heer erscheinen kann,
Ist das Kommando mir gegeben –

Max.
Und glaubst du, daß du’s ihm entreißen werdest?
Das denke ja nicht – Vater! Vater! Vater!
Ein unglückselig Amt ist dir geworden.
Dies Blatt hier – dieses! willst du geltendmachen?
Den Mächtigen in seines Heeres Mitte,
Umringt von seinen Tausenden, entwaffnen?
Du bist verloren – Du, wir alle sind’s!

Octavio.
Was ich dabei zu wagen habe, weiß ich.
Ich stehe in der Allmacht Hand; sie wird
Das fromme Kaiserhaus mit ihrem Schilde
Bedecken und das Werk der Nacht zertrümmern.
Der Kaiser hat noch treue Diener, auch im Lager
Gibt es der braven Männer gnug, die sich
Zur guten Sache munter schlagen werden.
Die Treuen sind gewarnt, bewacht die andern,
Den ersten Schritt erwart ich nur, sogleich –

Max.
Auf den Verdacht hin willst du rasch gleich handeln?

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