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Wallenstein – Historischer Hintergrund von Schillers Drama

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Historiker über Wallensteins Schuld

Ob Wallenstein schuldig oder unschuldig gewesen war, ob seine Verhandlungen mit den Sachsen und den Schweden nur zum Schein geführt wurden oder ob sie wirklich ein verräterisches Bündnis gegen seinen Herren zum Zweck gehabt, darüber sind die Ansichten zwei Jahrhunderte lang geteilt gewesen. Erst der neueren Geschichtsforschung war es vorbehalten, mit voller Gewissenhaftigkeit zu verfahren und dem frevelhaft Gemordeten gegenüber die Stimme der Gerechtigkeit erschallen zu lassen. Einen eifrigen Verteidiger hat Wallenstein an Friedrich Förster gefunden, der seine Unschuld behauptet und zu beweisen versucht hat. Ebenso sagt Richter: „In ihrer ganzen Ausdehnung hat er seine Vollmachten gebraucht, aber missbraucht hat er sie nie. Was er gethan, und was ihm seine Feinde zur Anklage machten, dazu hatte ihm sein Kaiser das Recht gegeben.“ Auf Grund dieser Rechtfertigungen hat Graf Christian von Waldstein-Wartenberg, Wallensteins rechtmäßiger Erbe, wegen der eingezogenen Güter Klage gegen den kaiserlichen Fiskus erhoben, aber, wie sich erwarten ließ, ohne Erfolg.

Was Schiller über Wallenstein und seine Zeit wissen konnte

In Schillers Geschichte des dreißigjährigen Krieges erscheint Wallenstein zufolge der unzulänglichen Quellen, die dem Dichter zur Verfügung standen, gleich von Anfang an als ein widerspenstiger Untertan seines Kaisers, als ein Charakter, der nicht nur von Ehrfurcht erfüllt, sondern seit dem Regensburger Fürstentage auch von Rachegedanken beseelt war, die ihn erst zu heimlichen, dann aber zu offenem Verrat an seinem Herrn fortrissen. Die spätere geschichtliche Forschung hat begründet, dass Wallenstein von dieser Schuld freizusprechen ist, denn selbst seine Verhandlungen mit den Sachsen und den Schweden wurden mit Zustimmung des Kaisers geführt. Dagegen lassen die durch seinen ränkevollen Schwager Graf Kinsky mit dem französischen Gesandten Feuquières gepflogenen Verhandlungen allerdings vermuten, dass er in den letzten Monaten seines Lebens auf einen Abfall vom Kaiser hingearbeitet habe. Sei dem nun, wie ihm wolle, so hat Schiller in seiner Geschichte des dreißigjährigen Krieges doch weder den Charakter noch die Unternehmungen Wallensteins in ein entschieden falsches Licht gestellt. Und der Gedanke, dass er einen wirklichen Verräter vor sich habe, musste ihm wenigstens für die Tragödie durchaus willkommen sein.

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