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8. An Schiller, 4. September 1794

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Die mir übersendeten Manuscripte sowohl, als das Bruchstück der Entwicklung des Erhabenen habe mit viel Vergnügen gelesen und mich daraus aufs neue überzeugt, daß uns nicht allein dieselben Gegenstände interessiren, sondern daß wir auch in der Art sie anzusehen meistens übereinkommen. Ueber alle Hauptpunkte, sehe ich, sind wir einig, und was die Abweichungen der Standpunkte, der Verbindungsart, des Ausdrucks betrifft, so zeugen diese von dem Reichthum des Objects und der ihm correspondirenden Mannigfaltigkeit der Subjecte. Ich würde Sie nun ersuchen: mir nach und nach alles, was Sie über diese Materie schon geschrieben und drucken lassen, mitzutheilen, damit man ohne Zeitverlust das Vergangene nachholte.

Dabei hätte ich Ihnen einen Vorschlag zu thun: Nächste Woche geht der Hof nach Eisenach, und ich werde vierzehn Tage so allein und unabhängig sein, als ich sobald nicht wieder vor mir sehe. Wollten Sie mich nicht in dieser Zeit besuchen? bei mir wohnen und bleiben? Sie würden jede Art von Arbeit ruhig vornehmen können. Wir besprächen uns in bequemen Stunden, sähen Freunde die uns am ähnlichsten gesinnt waren, und würden nicht ohne Nutzen scheiden. Sie sollten ganz nach Ihrer Art und Weise leben und sich wie zu Hause möglichst einrichten. Dadurch würde ich in den Stand gesetzt, Ihnen von meinen Sammlungen das Wichtigste zu zeigen, und mehrere Fäden würden sich zwischen uns anknüpfen, Vom vierzehnten an würden Sie mich zu Ihrer Aufnahme bereit und ledig finden.

Bis dahin verspare ich so manches das ich zu sagen habe, und wünsche indessen recht wohl zu leben. Haben Sie wohl Charis von Ramdohr gesehen? Ich habe mit allen natürlichen und künstlichen Organen meines Individuums das Buch anzufassen gesucht, aber noch keine Seite daran gefunden von der ich mir den Inhalt zueignen könnte.

Leben Sie recht wohl und grüßen die Ihrigen.

Weimar den 4. September 1794.

Goethe.