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150. An Goethe, 5. Februar 1796

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Jena den 5. Februar 1796.

Die Sammlung wächst uns unter den Händen, daß es eine Lust ist. Es hat mich gefreut auch mehrere politische unter den neuen anzutreffen; denn da wir doch zuverlässig an den unsichern Orten confiscirt werden, so sähe ich nicht, warum wir es nicht auch von dieser Seite verdienen sollten. Sie finden vierzig bis zwei und vierzig neue von mir; gegen achtzig andre die zusammen gehören und in Kleinigkeiten noch nicht ganz fertig sind, behalte ich noch zurück. Reichardt ist gut recommandirt, aber er muß es noch mehr werden. Man muß ihn auch als Musiker angreifen, weil es doch auch da nicht so ganz richtig ist, und es ist billig, daß er auch bis in seine letzte Festung hinein verfolgt wird, da er uns auf unserem legitimen Boden den Krieg machte.

Daß Sie mit einzelnen Partien aus dem Cellini anfangen wollen, ist mir sehr lieb zu hören. Das wird Sie am besten hineinbringen; denn wo es die Sache leidet, halte ich es immer für besser, nicht mit dem Anfang anzufangen, der immer das schwerste und das leerste ist. Sie schreiben mir nichts , ob ich von Ihnen etwas für das dritte Horenstück zu hoffen habe. Dieß müßte ich aber freilich binnen drei, vier Wochen spätestens haben. Jetzt lebe ich noch von dem abscheulichen Tourville . Von dem Properz wünschte ich binnen acht Tagen die zweite Lieferung. Herder hat sich auf unbestimmte Zeit von den Horen dispensirt. Ich weiß nicht, wo diese Kälte herkommt, oder ob er wirklich durch eine andere Arbeit abgehalten wird.

Daß die Horen von diesem ersten Monat noch nicht hier sind, ist eigentlich meine Schuld, weil mein Aufsatz, der, den Sie hier lasen, erst vor vier Wochen abging. Drei Wochen gehen auf die Hin- und Herreise und eine Woche auf den Druck auf. Morgen kommen die Exemplare gewiß, denn das per Briefpost übermachte habe ich schon seit dem Montag in Händen. Der neue Druck nimmt sich besser aus, auch das Papier wird mehr Beifall haben.

Auf das neue aus dem Meister freue ich mich, wie auf ein Fest. Auch ich werde, ehe wir über das Ganze sprechen, mich mit dem bisherigen noch mehr familiarisiren.

Körner schreibt mir, daß er zu Ende Mais hieher zu kommen und vierzehn Tage hier zuzubringen hoffe, worauf ich mich sehr freue. Gewiß wird sein Hiersein auch Ihnen Vergnügen machen. Da auch Schlegel dieses Frühjahr kommt, und vermuthlich auch Funk einen Monat hier zubringt, so wird es ziemlich lebhaft bei mir werden.

An Knebeln will ich mit dem Horen-Exemplare, das ich an Sie beilegen werde, abschläglich 15 Louisdors senden. Da der Properz nicht soviel Bogen füllt, als ich anfangs dachte, so wird diese Summe, die über die Hälfte des ganzen Honorars beträgt, schon anständig genug sein.

Leben Sie recht wohl. Meine Frau grüßt schönstens.

Sch.