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154. An Goethe, 12. Februar 1796

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Jena den 12. Februar 1796.

Den schönsten Dank für die Mühe, die Sie mit den Tapeten u. s. w. übernommen haben. Die Bordüren werden sehr gut aussehen. Ich freue mich auf die schönern Wände, die mich nun umgeben werden.

Diese Woche habe ich wieder viel schlaflose Nächte gehabt, und sehr an Krämpfen gelitten. Es ist noch nicht besser, daher ich auch mit meinen Arbeiten nicht vorwärts gekommen bin, und wahrscheinlich haben Sie mich jetzt in den Xenien überholt. Hätte ich meine Zeit nur wenigstens auf eine lustigere Art verloren.

Humboldt wird Ihnen morgen wahrscheinlich selbst schreiben. Mir schrieb er kürzlich, daß jetzt kein Caviar zu schicken sei.

Haben Sie doch die Güte, wenn Sie hieher kommen, 1) einige Mondlandschaften und 2) die Komödiensammlung der letztern Jahre mitzubringen.

Ich habe vorige Messe ein Buch herausgegeben, das ich gestern angefangen habe zu lesen. Es ist ein neuer Theil der Mémoires, Brantomes Charakteristiken enthaltend, die manchmal recht naiv sind, und die zwar den Gegenstand sehr schlecht, ihn selbst aber desto besser charakterisiren.

Diese Sammlung läuft noch immer unter meinem Namen, obgleich ich mich öffentlich davon losgesagt. Dieß gehört auch zu den Germanismen.

Leben Sie recht wohl. Ich freue mich von Herzen auf Ihre Ankunft.

Sch.