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191. An Goethe, 12. Juli 1796

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Dienstag Abend. 12. Juli.

Noch steht es um die kleine Gesellschaft so gut, als man’s nur wünschen kann. Meine Frau getraut sich, selbst zu stillen, welches mir auch sehr erwünscht ist.

Donnerstag wird die Taufe sein. Wenn die Umstände so ruhig bleiben, wie sie jetzt sind, so wird mein Gemüth heiter genug sein, das achte Buch des Romans noch einmal mit Besonnenheit zu durchgehen, ehe ich es Ihnen zurücksende.

Es hat nichts zu sagen, wenn die nächste Lieferung des Cellini auch kleiner ausfällt. Ich habe allerlei, nicht unbrauchbares, das Monatstück zu füllen.

Sie haben mir noch nicht geschrieben, wie es mit der Zeichnung und dem Kupferstich zu Hirts Aufsatze steht.

Daß ich Ihren Kopf nicht zu dem dießjährigen Almanach bekommen kann, thut mir sehr leid. Eine Verzierung müssen wir einmal haben und das wäre doch die vernünftigste gewesen. Da ich unter den lebendigen keinen andern Kopf mag, so werde ich das Porträt von Uz, der kürzlich verstorben ist, zu bekommen suchen. Es giebt uns so ein Ansehen von Billigkeit und Honeteté, wenn wir einem aus der alten Zeit diese Ehre erweisen. Vielleicht können Sie mir durch Knebeln dazu verhelfen. Ich bezahle gern was ein Gemälde oder eine Zeichnung kosten kann.

Leben Sie aufs beste wohl. Meine Frau grüßt schön. Frau Charlotte wird das Kind heben: es ist ihr eine große Angelegenheit, und sie verwunderte sich, daß sie es nicht in Ihrer Gesellschaft sollte, besonders da der Junge auch einen Wilhelm unter seinen Namen hat.

Leben Sie recht wohl.

Sch.