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224. An Schiller, 15. Oktober 1796

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Sie erhalten hierbei auch die Rechnung, mit der Abschrift der einzelnen Quittungen, und so wäre auch das berichtigt. Die 95 Rthlr. 9 Gr. Ueberschuß wünschte ich für Rechnung Herrn Cotta’s inne zu behalten, indem er uns doch zu unserer Italiänischen Expedition Zwischenzahlungen auf das Honorar der Horen versprochen hat. Wegen der hier gebundenen Exemplarien liegt eine Berechnung bei. Können Sie mir beiliegenden, nur halbgedruckten Bogen gegen einen vollkommenen auswechseln, so wird noch eins gebunden und wir sind vollkommen richtig. Ich schicke Ihnen das erste Holländische zurück und eins von meinen Velin, dagegen ich mir zwei geringe genommen habe. Ebenso folgt auch eine Lage die zu viel war.

Auch hat man mir noch Abdrücke der Decke geschickt, die sich, ich weiß nicht wo, versteckt hatten. Ich hoffe Sie sollen nun genug haben; auf alle Fälle läßt sich dieser Mangel am leichtesten ersetzen; ich werde die Platte zu mir nehmen.

Weiter wüßte ich nun nichts, und wünsche diesem Werke gut zu fahren. Im Ganzen finde ich nur einerlei Wirkung: jedermann findet sich vom Phänomen frappirt und jedermann nimmt sich zusammen, um mit anscheinender Liberalität und mehr oder weniger erzwungenem Behagen darüber zu sprechen, und geben Sie einmal acht, ob das nicht meist der Fall sein wird.

Für die sonderbare Nachricht, daß der Prophet in Jena sei, danke ich aufs beste. Ich werde mich seiner zu enthalten suchen und bin sehr neugierig auf das was Sie von ihm sagen werden. Blumenbach war auch bei mir; er hatte einen sehr interessanten Mumienkopf bei sich.

Wenn die Conferenz zwischen dem Propheten und Paulus zu Stande kommt, so zieht der Letzte wahrscheinlich den Kürzern und muß sich noch bedanken, daß er beleidigt worden ist. Es kostet dem Propheten nichts sich bis zur niederträchtigsten Schmeichelei erst zu assimiliren, um seine herrschsüchtigen Klauen nachher desto sichrer einschlagen zu können.

Sagen Sie mir doch etwas von der Geschichte der kleinen Schönheit.

Ein Heft Cellini ohngefähr zwölf Bogen Manuscript kommt bald; alsdann giebt es noch zwei Abtheilungen die ich gleich hintereinander vornehmen will, da ich mich völlig unfähig fühle etwas anders zu thun. Die zwei armen letzten Gesänge werden noch eine Zeit im Limbo verweilen müssen. Es ist wirklich eine Art der fürchterlichsten Prosa hier in Weimar, wovon man außerdem nicht wohl einen Begriff hätte.

Ich lege auch das letzte Buch meines Romans bei, da mir die letzten Bogen des siebenten Buchs fehlen. Wahrscheinlich hat Unger sie, nach seiner löblichen Gewohnheit, durch Einschlag geschickt und sie liegen, ich weiß nicht wo. Sobald die guten Exemplare kommen, erhalten Sie eins davon.

Gestern ist meine Freitags-Gesellschaft wieder angegangen; ich werde sie aber wohl nur alle 14 Tage halten und dazu einladen lassen. Leben Sie recht wohl und grüßen Sie alles.

Weimar den 15. October 1796.

G.

Noch etwas: können Sie mir nicht über einen gewissen Hauptmann Rösch aus Stuttgart einige Nachricht geben? vielleicht haben Sie ihn persönlich gekannt. Von seinen guten Kenntnissen sind wir informirt; es wäre jetzt hauptsächlich von seiner Person, seinem Charakter und übrigem Wesen die Rede.