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271. An Schiller, 29. Januar 1797

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Sonntag, den 29. Januar 1797.

Wenigstens soll heute Abend Ihnen ein eilfertiges Blatt gewidmet sein, damit Sie doch im allgemeinen erfahren wie es mit mir steht.

Ich habe diese Woche einige bedeutende Contracte zu Stande gebracht. Erstlich habe ich Dem. Jagemann für den hiesigen Hof und das Theater gewonnen; sie ist als Hofsängerin angenommen und wird in den Opern manchmal singen, wodurch denn unsere Bühne ein ganz neues Leben erhält. Ferner habe ich auch mein episches Gedicht verhandelt, wobei sich einige artige Begebenheiten ereignet haben.

Daß bei solchen Umständen an keine ästhetische Stimmung zu denken ist läßt sich leicht begreifen; indessen schließen sich die Farbentafeln immer besser an einander, und in Betrachtung organischer Naturen bin ich auch nicht müßig gewesen; es leuchten mir in diesen langen Nächten ganz sonderbare Lichter, ich hoffe es sollen keine Irrwische sein.

Ihre Farbenbeobachtung mit dem gelben Glase ist sehr artig; ich glaube daß ich diesen Fall unter ein mir schon bekanntes Phänomen subsumiren kann, doch bin ich neugierig bei Ihnen gerade den Punkt zu sehen auf welchem es beobachtet worden.

Grüßen Sie doch Humboldt vielmals, und bitten um Vergebung daß ich die auf Italien sich beziehenden Bücher noch nicht geschickt; Mittwoch soll etwas kommen.

Von Xenialischen Dingen habe ich die Zeit nichts gehört; in der Welt in der ich lebe klingt nichts literarisches weder vor noch nach; der Moment des Anschlagens ist der einzige der bemerkt wird. In Kurzem wird sich zeigen ob ich auf längere Zeit zu Ihnen kommen kann, oder ob ich nochmals nur eine augenblickliche Visite machen werde.

Leben Sie recht wohl; grüßen Sie was Sie umgiebt und halten sich zum Wallenstein so viel nur immer möglich ist.

G.