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341. An Goethe, 10. Juli 1797

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Jena den 10. Juli 1797.

Sie haben mit wenig Worten und in einer kunstlosen Einkleidung herrliche Dinge in diesem Aufsatz ausgesprochen, und eine wirklich bewundernswürdige Klarheit über die schwere Materie verbreitet. In der That, der Aufsatz ist ein Muster, wie man Kunstwerke ansehen und beurtheilen soll; er ist aber auch ein Muster, wie man Grundsätze anwenden soll. In Rücksicht auf beides habe ich sehr viel draus gelernt.

Mündlich mehr darüber, denn ich denke ihn morgen selbst mitzubringen, wo ich, wenn nichts dazwischen kommt, nach drei Uhr bei Ihnen sein werde. Im Fall ich nicht wohl bei Ihnen logiren könnte, bitte ich mir’s am Thor durch ein Zettelchen wissen zu lassen, daß ich bei meinem Schwager anfahre. Meine Frau kommt mit und wir denken bis Donnerstag zu bleiben.

Meyers glückliche Ankunft in seiner Vaterstadt und die schnelle Verbesserung seiner Gesundheit haben mich herzlich gefreut. Auch die Gewißheit, für diesen Herbst und Winter wenigstens nicht so gar weit von Ihnen getrennt zu sein, ist mir sehr tröstlich.

Leben Sie recht wohl.

Sch.

Humboldt ersucht Sie, ihm seinen Aeschylus, den er nothwendig brauche, bald möglichst nach Dresden zu schicken.