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640. An Goethe, 16. August 1799

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Jena den 16. August 1799.

Die Schlegels haben, wie ich heute fand, ihr Athenäum mit einer Zugabe von Stacheln vermehrt und suchen durch dieses Mittel, welches nicht übel gewählt ist, ihr Fahrzeug flott zu erhalten. Die Xenien haben ein beliebtes Muster gegeben. Es sind in diesem literarischen Reichsanzeiger gute Einfälle, freilich auch mit solchen die bloß naseweise sind stark versetzt. Bei dem Artikel über Böttigern, sieht man, hat der bittre Ernst den Humor nicht aufkommen lassen. Gegen Humboldt ist der Ausfall unartig und undankbar, da dieser immer ein gutes Verhältniß mit den Schlegeln gehabt hat, und man sieht aufs neue daraus, daß sie im Grunde doch nichts taugen.

Uebrigens ist die, an Sie gerichtete Elegie, ihre große Länge abgerechnet, eine gute Arbeit, worin viel schönes ist. Ich glaubte auch eine größere Wärme darin zu finden als man von Schlegels Werken gewohnt ist, und mehreres ist ganz vortrefflich gesagt. Sonst habe ich noch nichts in diesem Hefte gelesen. Ich zweifle nicht, daß es auf dem nunmehr eingeschlagenen Weg Leser genug finden wird, aber Freunde werden sich die Herausgeber eben nicht erwerben, und ich fürchte es wird bald auch der Stoff versiegen, wie sie in den Aphoristischen Sätzen auch auf einmal und für immer ihre Baarschaft ausgegeben haben.

Wenn es möglich wäre, daß Sie noch einiges in den Almanach stiften könnten und ich auch meinen Beitrag geben kann, so würde ich auch Matthissons, Steigenteschs und noch einige andre Beiträge darin aufnehmen und so dem Almanach seine gewöhnliche Gestalt verschaffen. Um Cottas willen wäre mir’s lieb, daß ihm nicht auch hier ein Unglück begegne, wiewohl ich von den Kupferstichen das beste hoffe.

Bei Gelegenheit Ihrer Gedichtsammlung ist mir eingefallen, ob Sie nicht etwa das Fach didaktischer Gedichte, wozu die Metamorphose der Pflanzen gehört, noch zu bereichern hätten und vielleicht fände sich zu solchen Gedichten am schnellsten die Stimmung, da die Anregung von dem Verstande kommt. Wenn Sie hieher kommen und wir uns darüber unterhalten, so entsteht vielleicht schnell etwas, wie das Gedicht von der Metamorphose auch schnell da war. Es gäbe zugleich einen Beitrag für den Almanach.

In meiner dramatischen Arbeit geht es noch immer frisch fort und wenn nichts dazwischen kommt, so kann ich vor Ende Augusts den Zweiten Akt zurückgelegt haben. Im Brouillon liegt er schon da. Ich hoffe daß in dieser Tragödie alles theatralisch sein soll, ob ich sie gleich für den Zweck der Repräsentationen etwas enger zusammen ziehe. Weil es auch historisch betrachtet ein reichhaltiger Stoff ist, so habe ich ihn in historischer Hinsicht auch etwas reicher behandelt und Motive aufgenommen, die den nachdenkenden und instruirten Leser freuen können, die aber bei der Vorstellung, wo ohnehin der Gegenstand sinnlich dasteht, nicht nöthig und wegen historischer Unkenntniß des großen Haufens auch ohne Interesse sind. Uebrigens ist bei der Arbeit selbst schon auf alles gerechnet was für den theatralischen Gebrauch wegbleibt und es ist durchaus keine eigne Mühe dazu nöthig wie beim Wallenstein.

Leben Sie wohl und machen Sie uns bald Hoffnung Sie hier zu sehen. Die Frau grüßt Sie, sie hofft unsre Verpflanzung nach Weimar soll nicht länger als bis in die Mitte Januars aufgehalten werden. Vielleicht kann ich für meine Person früher kommen. Leben Sie recht wohl. Viele Grüße an Meyern.

Sch.