Jena, 27. August 1799.
Ich bin heute früh bei meinem Aufstehen durch ein schweres Paket vom Herrn Hofkammerrath sehr angenehm überrascht worden und wiederhole Ihnen meinen besten Dank dafür, daß Sie diesen Geldstrom in meine Besitzungen geleitet haben. Der Geist des alten Feldherrn führt sich nun als ein würdiges Gespenst auf, er hilft Schätze heben. Auch in Rudolstadt, schreibt man mir, ist viel Zulauf zum Wallenstein gewesen. Ich wünschte zu wissen, wie sich das artige Weibchen, die Vohs, aus dem Handel gezogen hat.
Meinen zweiten Akt habe ich gestern geendigt, aber nach einem wohlgemeinten und dennoch vergeblichen Bemühen, mir eine lyrische Stimmung für den Almanach zu verschaffen, habe ich heute den dritten angefangen. Das einzige Mittel mich jetzt von der Maria weg und zu einer lyrischen Arbeit zu bringen ist, daß ich mir eine äußere Zerstreuung mache. Dazu ist die achttägige Reise nach Rudolstadt gut. Sobald ich von Ihnen bestimmt weiß, ob ich Sie hier oder in Weimar sehen kann und wann, so werde ich meinen Plan machen. Vor dem achten September aber gehe ich nicht, weil die fremden Gäste dort nicht früher wegreisen.
Ueber dem vielen Nachdenken, welche neue Form von Beiträgen man zu dem Almanach brauchen könnte, ist mir der Gedanke an eine neue Art Xenien, für Freunde und würdige Zeitgenossen, gekommen. Der Jahrhunderts Wechsel gäbe einen nicht unschicklichen Anlaß allen denen, mit welchen man gewandelt und sich verbessert gefühlt hat und auch denen, die man nicht von Person kennt, aber deren Einfluß man auf eine nützliche Art empfunden, ein Denkmal zu setzen. Freilich vestigia terrent. Das Tadeln ist immer ein dankbarerer Stoff als das Loben, das wiedergefundene Paradies ist nicht so gut gerathen als das verlorene, und Dantes Himmel ist auch viel langweiliger als seine Hölle. Außerdem ist der Termin gar zu kurz für einen so lobenswürdigen Vorsatz.
Leben Sie für heute wohl. Ich habe mich bei meinem Geschäfte verspätet. Die Frau grüßt Sie aufs beste. Alles wartet auf Sie, auch die Kinder.
Sch.