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667. An Goethe, 4. November 1799

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Jena den 4. November 1799.

Mit meiner Frau steht es leider noch ganz auf demselben Punkt, wie vor drei Tagen und es ist noch gar nicht abzusehen, was daraus werden will. Seit vorgestern spricht sie keine Silbe, obgleich mehrere Umstände vermuthen lassen, daß sie uns kennt und die Zeichen der Liebe erwiedert, die wir ihr geben. Sie hat in diesen drei Tagen reichlich geschlafen, aber fast nichts zu sich genommen und das wenige mit großer Mühe. Eine hartnäckige Stumpfheit, Gleichgültigkeit und Abwesenheit des Geistes ist das Symptom das uns am meisten quält und ängstigt. Gott weiß, wohin all dieß noch führen wird, ich kenne keinen ähnlichen Fall aus dem sich dieser judiciren ließ , und ich fürchte, Starkens Erfindungskunst wird auch bald erschöpft sein. Opium. Moschus, Hyoscyamus, China, Kampher, Zinkblumen, Vesicatorien, Sinapismen, kalte Salmiakumschläge um den Kopf, starke Oele zum Einreiben sind nach und nach an der Reihe gewesen, und heute soll mit der Belladonna noch ein Versuch gemacht werden.

Weil der immerwährende quälende Anblick mich ganz niederdrückt, so habe ich mich entschlossen, vielleicht auf einen halben Tag nach Weimar zu fahren, und mein Gemüth zu zerstreuen. Auch meine Schwiegermutter bedarf dieser Veränderung, wir wissen meine Frau während der kurzen Abwesenheit unter den Augen der Griesbachin, die uns bisher große Dienste geleistet hat.

Haben Sie doch die Güte, von Wallensteins Lager und den beiden hier zurückkehrenden Stücken aufs allerschnellste eine Abschrift besorgen zu lassen. Ich habe hier in meinem Hause jetzt keinen Raum für die Abschreiber und aus dem Hause mag ich die Stücke hier nicht geben. Sie erweisen mir eine große Gefälligkeit, wenn Sie mir recht bald Copien davon schaffen. Uebrigens liegen noch alle Geschäfte bei mir und liegen vielleicht noch lange. Mögen Sie selbst indessen wohl und heiter sein. Daß ich Bury neulich nicht sehen konnte, habe ich beklagt, aber es war unter den Umständen ganz unmöglich. Ein herzliches Lebewohl.

Sch.

P.S. Die zwei Stücke bringt morgen das Botenmädchen, weil die reitende Post sie nicht annahm. Wallensteins Lager aber hat Seyfart, und dieß könnte also gleich angefangen werden. Auch bitte ich um die Melodien 1) zu dem Anfangslied in Wallensteins Lager, 2) dem Rekruten-, 3) dem Reiterlied und 4) des Mädchens Klage. Loder hat die Stücke an das Theater zu Magdeburg verhandelt, wohin ich sie eilig schicken muß. Seyfart hat mir zwar Wallensteins Lager kürzlich copiren lassen, aber ich brauche noch eine Copie.