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675. An Schiller, 6. Dezember 1799

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Die Paar Tage nach Ihrer Abreise habe ich in der beliebten, beinah absoluten Einsamkeit zugebracht. Ein Besuch bei Mellisch, ein Abend bei Loders und eine Vorlesung der Genoveva von Tieck auf meinem Zimmer haben einige Diversion gemacht.

Dem alten englischen Theater bin ich um vieles näher. Malones Abhandlung über die wahrscheinliche Folge in welcher Shakespeare seine Stücke gedichtet, ein Trauer- und ein Lustspiel von Ben Johnson, zwei apokryphische Stücke von Shakespeare und was dran hängt, haben mir manche gute Ein- und Aussichten gegeben.

Wie Eschenburg sich hat entgehen lassen seiner neuen Ausgabe diesen kritischen Werth zu geben, wäre nicht zu begreifen, wenn man nicht die Menschen begriffe. Mit sehr kurzen Einleitungen in jedes Stück, theils historischen theils kritischen, wozu der Stoff schon in der letzten englischen Ausgabe von Malone bereit liegt, und die man mit einigen wenigen Apperçus hätte aufstutzen können, war der Sache ein großer Dienst geleistet und mit dieser Art Aufklärung hätte jedermann denken müssen neue Stücke zu lesen. Wahrscheinlich wird er das, und vielleicht umständlicher als nöthig ist, wie schon vormals geschehen, in einem eignen Bande nachbringen. Aber wie viele Menschen suchens und lesens dahinten.

Sie sehen daß ich noch der reinen Jenaischen Ruhe genieße, indem die Weimarische Societätswoge wahrscheinlich schon bis an Sie heranspült. Sonntag Nachmittag lasse ich anfragen wo ich Sie treffe. Leben Sie recht wohl und grüßen die Ihrigen.

Jena am 6. December 1799.

G.