Blumen brachte mir jüngst ein freundlicher Knabe, zum Kranze
Wand er die Blumen und sprach: „Lieber! was giebst du dafür?
Fernher komm’ ich vom Tibergestad’, aus Lorbeergebüschen,
Die noch ein seliger Lenz schmükt mit unsterblichem Grün.
Dorther wo kein Hügel sich hebt, kein Thal sich verbreitet,
Die nicht im ewigen Lied’ Eine der Musen besang;
Wo ein beseelender Hauch der Vorwelt stolze Ruinen,
Wo er die Blüthen der Kunst, wo er die Mirthen umweht,
Wo Kastaliens Quell melodische Wipfel umsäuseln,
Ach! wo süssere Luft schneller zur Liebe berauscht!
Dort wo über die Trümmer des Ruhms die gefällige Nimfe
In den verschwiegenen Hian hüpft und den Liebling erhascht –
Dort am Grabe Tibulls belauscht’ ich ein schelmisches Mädchen,
Schlummernd lächelte sie unter den Rosen des Mias,
Blumen hatte die Holde gepflükt, die eilt’ ich zu sammeln,
Trippelte leiser hinzu, raubte die Blumen und floh.
Sieh! so lieblich dufteten nie dem Nordischen Frühling,
Fernher bring’ ich sie Dir; Lieber! was giebst du mir wol?“
Also sprach vertraulichen Tons der freundliche Knabe,
Arglos schien er den Kranz mir um die Schläfen zu drehn;
Doch kaum sog ich den Duft der bezaubernden Blüten – da hoben
Zärtliche Seufzer die Brust, Thränen umwölkten den Blik,
Sehnsucht zitterte mir durch Mark und Gebeine, der Liebe
Süsses, berauschendes Gift schlürft’ ich begieriger ein.
Plözlich erkannt’ ich den Schalk und rief – schon eilte der Flüchtling –
„Amor! nimm ihn zurük! nimm ihn, den magischen Kranz;
Was bedurft’ es der List? o! was bedurft’ es der Blüten,
Fern’ an der Tiber gepflükt? glühte nicht lange mein Herz?
Ihr nur bringe den Kranz – o! daß Sie dem Zauber erläge!
Der Holdseligen nur, die mich versengt und entzükt.“