Öffentliche Predigten

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Kein Zeitpunkt konnte den Hugenotten und den deutschen Protestanten günstiger sein, als dieser, einen Absatz ihrer gefährlichen Waare in den Niederlanden zu versuchen. Jetzt wimmelte es in jeder ansehnlichen Stadt von verdächtigen Ankömmlingen, verkappten Kundschaftern, von Ketzern aller Art und ihren Aposteln. Drei Religionsparteien waren es, die unter allen, welche von der herrschenden Kirche abwichen, erhebliche Fortschritte in den Provinzen gemacht hatten. Friesland und die angrenzenden Landschaften hatten die Wiedertäufer überschwemmt, die aber, als die Dürftigsten von allen, ohne Obrigkeit, ohne Verfassung, ohne Kriegsmacht, und noch überdies unter sich selbst im Streite, die wenigste Furcht erweckten. Von weit mehr Bedeutung waren die Calvinisten, welche die südlichen Provinzen und Flandern insbesondere inne hatten, an ihren Nachbarn, den Hugenotten, der Republik Gent, den schweizerischen Kantons und einem Theile von Deutschland mächtige Stützen fanden und deren Religion, wenige Abänderungen ausgenommen, in England auf dem Throne saß. Ihr Anhang war der zahlreichste von allen, besonders unter der Kaufmannschaft und den gemeinen Bürgern, und die aus Frankreich vertriebenen Hugenotten hatten ihm größtenteils die Entstehung gegeben. An Anzahl und Reichthum wichen ihnen die Lutheraner, denen aber ein desto größerer Anhang unter dem Adel Gewicht gab. Diese hatten vorzüglich den gleichen Theil der Niederlande, der an Deutschland grenzt, in Besitz; ihr Bekenntniß herrschte in einigen nordischen Reichen; die mächtigsten Reichsfürsten waren ihre Bundesgenossen, und die Religionsfreiheit dieses Landes, dem auch die Niederlande durch den burgundischen Vergleich angehörten, konnte mit dem besten Scheine des Rechts von ihnen geltend gemacht werden. In Antwerpen war der Zusammenfluß dieser drei Religionen, weil die Volksmenge sie hier verbarg und die Vermischung aller Nationen in dieser Stadt die Freiheit begünstigte. Diese drei Kirchen hatten nichts unter sich gemein, als einen gleich unauslöschlichen Haß gegen das Papstthum, gegen die Inquisition insbesondere und gegen die spanische Regierung, deren Werkzeug diese war; aber eben die Eifersucht, womit sie einander selbst wechselseitig bewachten, erhielt ihren Eifer in Uebung und verhinderte, daß die Gluth des Fanatismus bei ihnen verglimmte.

Die Statthalterin hatte, in Erwartung, daß die entworfene Moderation statt haben würde, einstweilen, um die Geusen zu befriedigen, den Statthaltern und Obrigkeiten der Provinzen in den Proceduren gegen die Ketzer Mäßigung empfohlen; ein Auftrag, den der größte Theil von diesen, der das traurige Strafamt nur mit Widerwillen verwaltete, begierig befolgte und in seiner weitesten Bedeutung nahm. Die meisten von den vornehmsten Magistratspersonen waren der Inquisition und der spanischen Tyrannei von Herzen gram, und viele von ihnen sogar selbst einer oder der andern Religionspartei heimlich ergeben; die es auch nicht waren, gönnten ihren abgesagten Feinden, den Spaniern, doch die Lust nicht, ihre Landsleute mißhandelt zu sehen. [Fußnote] Sie verstanden also die Regentin absichtlich falsch und ließen die Inquisition, wie die Edikte, fast ganz in Verfall gerathen. Diese Nachsicht der Regierung, mit den glänzenden Vorspiegelungen der Geusen verbunden, lockte die Protestanten, die sich ohnehin zu sehr angehäuft hatten, um länger versteckt zu bleiben, aus ihrer Dunkelheit hervor. Bis jetzt hatte man sich mit stillen nächtlichen Versammlungen begnügt; nunmehr aber glaubte man sich zahlreich und gefürchtet genug, um diese Zusammenkünfte auch öffentlich wagen zu können. Diese Licenz nahm ihren ersten Anfang zwischen Oudenaarde und Gent und ergriff bald das ganze übrige Flandern. Ein gewisser Hermann Stricker, aus Oberyssel gebürtig, vorzeiten Mönch und dem Kloster entsprungen, ein verwegener Enthusiast von fähigem Geiste, imposanter Figur und fertiger Zunge, ist der Erste, der das Volk zu einer Predigt unter freien Himmel herausführt. Die Neuheit des Unternehmens versammelt einen Anhang von siebentausend Menschen um ihn her. Ein Richter der Gegend, der, herzhafter als klug, mit gezogenem Degen unter die Menge sprengt, den Prediger in ihrer Mitte zu verhaften, wird von dem Volk, das in Ermanglung anderer Waffen nach Steinen greift, so übel empfangen, daß er, von schweren Wunden dahingestreckt, noch froh ist, sein Leben durch Bitten zu retten. Der erste gelungene Versuch macht zu dem zweiten Muth. In der Gegend von Aalst versammeln sie sich in noch größerer Menge wieder; jetzt aber sind sie schon mit Rappieren, Feuergewehr und Hellebarden versehen, stellen Posten aus und verrammeln die Zugänge durch Karren und Wagen. Wen der Zufall hier vorüberführt, muß, gern oder ungern, an dem Gottesdienst Theil nehmen, wozu besondere Aufpasser bestellt sind. An dem Eingang haben sich Buchhändler gelagert, welche den protestantischen Katechismus, Erbauungsschriften und Pasquille auf die Bischöfe feil bieten. Der Apostel Hermann Stricker läßt sich von einer Rednerbühne hören, die von Karren und Baumstämmen aus dem Stegreif aufgethürmt worden. Ein darüber gespanntes Segeltuch schützt ihn vor Sonne und Regen; das Volk stellt sich gegen die Windseite, um ja nichts von seiner Predigt zu verlieren, deren beste Würze die Schmähungen gegen das Papstthum sind. Man schöpft Wasser aus dem nächsten Fluß, um die neugebornen Kinder, ohne weitere Ceremonie, wie in den ersten Zeiten des Christentums, von ihm taufen zu lassen. Hier werden Sakramente auf calvinische Art empfangen, Brautpaare eingesegnet und Ehen zerrissen. Halb Gent war auf diese Art aus seinen Thoren gezogen; der Zug verbreitete sich immer weiter und weiter und hatte in kurzer Zeit ganz Ostflandern überschwemmt. Westflandern brachte ein anderer abgefallener Mönch, Peter Dathen ans Poperingen, gleichfalls in Bewegung; fünfzehntausend Menschen drängten sich aus Flecken und Dörfern zu seiner Predigt; ihre Anzahl macht sie beherzt genug, mit stürmender Hand in die Gefängnisse zu brechen, wo einige Wiedertäufer zum Märtyrertod aufgespart waren. Die Protestanten in Tournay wurden von einem gewissen Ambrosius Ville, einem französischen Calvinisten, zu gleichem Uebermuthe verhetzt. Sie dringen ebenfalls auf eine Losgebung ihrer Gefangenen und lassen sich öftere Drohungen entfallen, daß sie die Stadt den Franzosen übergeben würden. Diese war ganz von Garnison entblößt, die der Commandant, aus Furcht vor Verrätherei, in das Castell gezogen hatte, und welche sich noch außerdem weigerte, gegen ihre Mitbürger zu agieren. Die Sektierer gingen in ihrem Uebermuthe so weit daß sie eine eigene öffentliche Kirche innerhalb der Stadt für sich verlangten; da man ihnen diese versagte, traten sie in ein Bündniß mit Valenciennes und Antwerpen, um ihren Gottesdienst nach dem Beispiel der übrigen Städte mit öffentlicher Gewalt durchzusetzen. Diese drei Städte standen unter einander in dem genauesten Zusammenhang, und die protestantische Partei war in allen dreien gleich mächtig. Weil sich jedoch keine getraute, den Tumult anzufangen, so kamen sie überein, daß sie zu gleicher Zeit mit den öffentlichen Predigten ausbrechen wollten. Brederodes Erscheinung in Antwerpen machte ihnen endlich Muth. Sechzehntausend Menschen brachen an dem nämlichen Tag, wo dasselbe in Tournay und Valenciennes geschah, aus der Stadt hinaus, Weiber und Männer durcheinander; Mütter schleppten ihre ganz kleinen Kinder hinter sich her. Sie schlossen den Platz mit Wagen, die sie zusammenbanden, hinter welchen sich Gewaffnete versteckt hielten, um die Andacht gegen einen etwanigen Ueberfall zu decken. Die Prediger waren theils Deutsche, theils Hugenotten und redeten in wallonischer Sprache; manche darunter waren aus dem gemeinsten Pöbel, und Handwerker sogar fühlten sich zu diesem heiligen Werke berufen. Kein Ansehen der Obrigkeit, kein Gesetz, keines Häschers Erscheinung schreckte sie mehr. Viele zog bloße Neugier herbei, um doch zu hören, was für neue und seltsame Dinge diese fremden Ankömmlinge, die so viel Redens von sich gemacht, auskramen würden. Andere lockte der Wohlklang der Psalmen, die, wie es in Genf gebräuchlich war, in französischen Versen abgesungen wurden. Ein großer Theil wurde von diesen Predigten wie von lustigen Komödien angezogen, in welchen der Papst, die Väter der Trientischen Kirchenversammlung, das Fegfeuer und andere Dogmen der herrschenden Kirche auf eine possierliche Art heruntergemacht wurden. Je toller dieses zuging, desto mehr kitzelte es die Ohren der Gemeinde, und ein allgemeines Händeklatschen, wie im Schauspielhause, belohnte den Redner, der es den andern an abenteuerlicher Uebertreibung zuvorgethan hatte. Aber das Lächerliche, das in diesen Versammlungen auf die herrschende Kirche geworfen ward, ging demungeachtet in dem Gemüth der Zuhörer nicht ganz verloren, so wenig, als die wenigen Körner von Vernunft, die gelegentlich mit unterliefen; und Mancher, der hier nichts weniger als Wahrheit gesucht hatte, brachte sie vielleicht, ohne es selbst zu wissen, mit zurück.

Diese Versammlungen wurden mehrere Tage wiederholt, und mit jeder wuchs die Vermessenheit der Sektierer, bis sie sich endlich sogar erlaubten, ihre Prediger nach vollbrachtem Gottesdienst mit einer Eskorte von gewaffneten Reitern im Triumph heimzuführen und so das Gesetz durch Gepränge zu verhöhnen. Der Stadtrath sendet einen Eilboten nach dem andern an die Herzogin, um sie zu einer persönlichen Ueberkunft und, wo möglich, zur Residenz in Antwerpen zu vermögen, als dem einzigen Mittel, den Trotz der Empörer zu zügeln und dem gänzlichen Verfall der Stadt vorzubeugen; denn die vornehmsten Kaufleute, vor Plünderung bang, stunden schon im Begriff, sie zu räumen. Furcht, das königliche Ansehen auf ein so gefährliches Spiel zu setzen, verbietet ihr zwar, diesem Begehren zu willfahren, aber an ihrer Statt wird der Graf von Megen dahin gesendet, um mit dem Magistrate wegen Einführung einer Garnison zu unterhandeln. Der aufrührische Pöbel, dem der Zweck seiner Ankunft nicht lange verborgen bleibt, sammelt sich unter tumultuarischem Geschrei um ihn herum. »Man kenne ihn als einen geschworenen Feind der Geusen,« wurde ihm zugeschrieen: »er bringe Knechtschaft und Inquisition, und er solle unverzüglich die Stadt verlassen.« Auch legte sich der Tumult nicht, bis Megen wieder aus den Thoren war. Nun reichten die Calvinisten dieser Stadt bei dem Magistrat eine Schrift ein, worin sie bewiesen, daß ihre große Menge es ihnen fernerhin unmöglich mache, sich in der Stille zu versammeln, und ein eignes Gotteshaus innerhalb der Stadt für sich begehrten. Der Stadtrath erneuert seine Vorstellungen an die Herzogin, daß sie der bedrängten Stadt doch durch ihre persönliche Gegenwart zu Hilfe kommen, oder ihr wenigstens den Prinzen von Oranien schicken möchte, als den Einzigen, für den das Volk noch einige Rücksicht habe, und der noch überdies der Stadt Antwerpen durch den Erbtitel eines Burggrafen von Antwerpen verpflichtet sei. Um das größere Uebel zu vermeiden, mußte sie in die zweite Forderung willigen und dem Prinzen, so schwer es ihr auch fiel, Antwerpen anvertrauen. Dieser, nachdem er sich lange umsonst hatte bitten lassen, weil er einmal fest entschlossen schien, an den Staatsgeschäften ferner keinen Antheil zu nehmen, ergab sich endlich dem ernstlichen Zureden der Regentin und den ungestümen Wünschen des Volks. Brederode kam ihm eine halbe Meile von der Stadt mit großer Begleitung entgegen, und von beiden Seiten begrüßte man einander mit Abfeuerung von Pistolen. Antwerpen schien alle seine Einwohner ausgegossen zu haben, um seinen Erretter zu empfangen. Die ganze Heerstraße wimmelte von Menschen, die Dächer auf den Landhäusern waren abgedeckt, um mehr Zuschauer zu fassen; hinter Zäunen, aus Kirchhofmauern, aus Gräbern sogar wuchsen Menschen hervor. Die Zuneigung des Volks gegen den Prinzen zeigte sich hier in kindischen Ergießungen. »Die Geusen sollen leben!« schrie Jung und Alt ihm entgegen. – »Sehet hin,« schrieen Andere, »das ist Der, der uns Freiheit bringt!« – »Der ist’s,« schrieen die Lutheraner, »der uns das Augsburgische Bekenntniß bringt!« – »Nun brauchen wir fortan keine Geusen mehr!« riefen Andere; »wir brauchen den mühsamen Weg nach Brüssel nicht mehr. Er allein ist uns alles!« Diejenigen, welche gar nichts zu sagen wußten, machten ihrer ausgelassenen Freude in Psalmen Luft, die sie tumultuarisch um ihn her anstimmten. Er indessen verlor seinen Ernst nicht, winkte Stillschweigen um sich her und rief endlich, da ihm Niemand gehorchen wollte, zwischen Unwillen und Rührung: »Bei Gott,« rief er, »sie sollten zusehen, was sie thäten, es würde sie einmal reuen, was sie jetzt gethan.« [Fußnote] Das Jauchzen mehrte sich, als er in die Stadt selbst eingeritten war. Gleich das erste Besprechen des Prinzen mit den Häuptern der verschiedenen Religionsparteien, die er einzeln zu sich kommen ließ und befragte, belehrte ihn, daß die Hauptquelle des Uebels in dem gegenseitigen Mißtrauen der Parteien unter einander und in dem Argwohn der Bürger gegen die Absichten der Regierung zu suchen sei, und daß sein erstes Geschäft also sein müsse, die Gemüther zu versichern. Den Reformierten, als den mächtigsten an Anzahl, suchte er durch Ueberredung und List die Waffen aus den Händen zu winden, welches ihm endlich mit vieler Mühe gelang. Da aber bald darauf einige Wagen mit Kriegsmunition in Mecheln geladen wurden und der Drossaard von Brabant sich in dem Gebiet von Antwerpen öfters mit Bewaffneten sehen ließ, so fürchteten die Calvinisten, bei ihrem Gottesdienst feindlich gestört zu werden, und lagen dem Prinzen an, ihnen innerhalb der Mauern einen Platz zu ihren Predigten einzuräumen, wo sie vor einem Ueberfall sicher sein köunten. Es gelang ihm noch einmal, sie zu vertrösten, und seine Gegenwart hielt den Ausbruch des Tumults, sogar während des Fests von Mariä Himmelfahrt, das eine Menge Volks nach der Stadt gezogen und wovon man alles befürchtet hatte, glücklich zurück. Das Marienbild wurde mit dem gewöhnlichen Gepräng unangefochten herumgetragen; einige Schimpfwort und ein ganz stilles Murmeln von Götzendienst war alles, was sich der unkatholische Pöbel gegen die Procession herausnahm.

(1566.) Indem die Regentin aus einer Provinz nach der andern die traurigsten Zeitungen von dem Uebermuthe der Protestanten erhält und für Antwerpen zittert, das sie in Oraniens gefährlichen Händen zu lassen gezwungen ist, wird sie von einer andern Seite her in nicht geringes Schrecken gesetzt. Gleich auf die ersten Nachrichten von den öffentlichen Predigten hatte sie den Bund aufgerufen, seine Zusagen jetzt zu erfüllen und ihr zu Wiederherstellung der Ordnung hilfreiche Hand zu leisten. Diesen Vorwand gebrauchte Graf Brederode, eine Generalversammlung des ganzen Bundes auszuschreiben, wozu kein gefährlicherer Zeitpunkt als der jetzige hätte gewählt werden können. Eine so prahlerische Ausstellung der innern Kräfte des Bundes, dessen Dasein und Schutz allein den protestantischen Pöbel ermuntert haben konnte, so weit zu gehen, als er gegangen war, mußte jetzt in eben dem Grade die Zuversicht der Sektierer erheben, als sie den Muth der Regentin darniederschlug. Der Convent kam in einer Lüttischischen Stadt, St. Truyen, zu Stande, wohin sich Brederode und Ludwig von Nassau an der Spitze von zweitausend Verbundenen geworfen hatten. Da ihnen das lange Ausbleiben der königlichen Antwort aus Madrid von dorther nicht viel Gutes zu weissagen schien, so achteten sie auf alle Fälle für rathsam, einen Sicherheitsbrief für ihre Personen von der Herzogin zu erpressen. Diejenigen unter ihnen, die sich einer unreinen Sympathie mit dem protestantischen Pöbel bewußt waren, betrachteten seine Ausgelassenheit als ein günstiges Ereigniß für den Bund; das scheinbare Glück Derer, zu deren Gemeinschaft sie sich herabsetzten, verführte sie, ihren Ton zu ändern; ihr vorhin ruhmwürdiger Eifer fing an, in Insolenz und Trotz auszuarten. Viele meinten, man sollte die allgemeine Verwirrung und die Verlegenheit der Herzogin nutzen, einen kühneren Ton annehmen und Forderung auf Forderung häufen. Die katholischen Mitglieder des Bundes, unter denen viele im Herzen noch sehr königlich dachten und mehr durch Gelegenheit und Beispiel zu einem Antheil an dem Bunde hingerissen worden, als aus innerm Trieb dazu getreten waren, hörten hier zu ihrem nicht geringen Erstaunen eine allgemeine Religionsfreiheit in Vorschlag bringen und wurden jetzt mit Schrecken gewahr, in welch ein gefährliches Unternehmen sie sich übereilter Weise verwickelt hatten. Gleich auf diese Entdeckung trat der junge Graf Mansfeld zurück; und eine innere Zwietracht fing jetzt schon an, das Werk der Eile zu untergraben und die Fugen des Bundes unvermerkt aufzulösen.

Graf von Egmont und Wilhelm von Oranien werden von der Regentin bevollmächtigt, mit den Verbundenen zu unterhandeln. Zwölf von den Letztern, unter denen Ludwig von Nassau, Brederode und Kuilemburg waren, besprachen sich mit ihnen in Duffle, einem Dorf ohnweit Mecheln. »Wozu dieser neue Schritt?« ließ ihnen die Regentin durch den Mund dieser Beiden entbieten. »Man hat Gesandte nach Spanien von mir gefordert; ich habe sie dahin gesendet. Man hat die Edikte und Inquisition allzu streng gefunden; ich habe beide gemildert. Man hat auf eine allgemeine Versammlung der Reichsstände angetragen; ich habe diese Bitte vor den König gebracht, weil ich sie aus eigner Gewalt nicht bewilligen durfte. Was hab‘ ich denn nun unwissender Weise noch unterlassen oder gethan, was diese Zusammenkunft in St. Truyen nothwendig machte? Ist es vielleicht Furcht vor dem Zorn des Königs und seinen Folgen, was die Verbundenen beunruhigt? Die Beleidigung ist groß, aber größer ist seine Gnade. Wo bleibt nun das Versprechen des Bundes, keine Unruhen unter dem Volke zu erregen? Wo jene prächtig tönenden Worte, daß man bereit sein würde, lieber zu meinen Füßen zu sterben, als dem König etwas von seinen Rechten zu vergeben? Schon nehmen sich die Neuerer Dinge heraus, die sehr nah an Aufruhr grenzen und die Republik zum Verderben führen; und der Bund ist’s, auf den sie sich dabei berufen. Wenn er dieses mit Stillschweigen duldet, so klagt er sich als Mitschuldigen ihres Frevels an; wenn er es redlich mit seinem König meint, so kann er bei dieser Ausgelassenheit des Pöbels nicht unthätig feiern. Aber er selbst geht ja dem rasenden Pöbel durch sein gefährliches Beispiel voran, schließt Bündnisse mit den Feinden des Vaterlands und bekräftigt diese schlimmen Gerüchte durch seine jetzige strafbare Versammlung.«

Der Bund verantwortete sich dagegen förmlich in einer Schrift, welche er durch drei deputierte Mitglieder im Staatsrath zu Brüssel einreichen läßt. »Alles,« lautete diese, »was Ihre Hoheit in Rücksicht auf unsre Bittschrift gethan, haben wir mit dem lebhaftesten Danke empfunden; auch können wir über keine Neuerung Klage führen, welche in dieser Zeit, Ihrem Versprechen zuwider, irgendwo gemacht worden wäre; aber wenn wir demungeachtet jetzt noch immer und aller Orten her in Erfahrung bringen und mit eigenen Augen uns überzeugen, daß man unsre Mitbürger um der Religion willen vor Gericht schleppt und zum Tode führt, so müssen wir nothwendig daraus schließen, daß die Befehle Ihrer Hoheit von den Gerichtshöfen zum mindesten sehr wenig geachtet werden. Was der Bund seinerseits versprochen, hat er redlich erfüllt, auch den öffentlichen Predigten hat er nach Vermögen zu steuern gesucht; aber freilich ist es kein Wunder, wenn die so lange Verzögerung einer Antwort aus Madrid die Gemüther mit Argwohn erfüllt und die getäuschte Hoffnung einer allgemeinen Staatenversammlung sie wenig geneigt macht, fernern Versicherungen zu glauben. Nie hat sich der Bund mit den Feinden des Landes verbunden; auch nie eine Versuchung dazu gefehlt. Sollten sich französische Waffen in den Provinzen sehen lassen, so werden wir, die Verbundenen, als die Ersten zu Pferde sitzen, sie daraus zu vertreiben; aber wir wollen aufrichtig gegen Ew. Hoheit sein. Wir glaubten Zeichen Ihres Unwillens gegen uns in Ihrem Gesichte zu lesen; wir sehen Menschen im ausschließenden Besitz Ihrer Gnade, die durch Ihren Haß gegen uns berüchtigt sind. Täglich müssen wir hören, daß vor der Gemeinschaft mit uns, wie vor Verpesteten, gewarnt wird, daß man uns die Ankunft des Königs wie den Anbruch eines Gerichtstags verkündigt – was ist natürlicher, als daß der Argwohn gegen uns auch den unsrigen endlich erweckte? daß der Vorwurf der Majestätsverletzung, womit man unsre Verbindung zu schwärzen bemüht ist, daß die Kriegsrüstungen des Herzogs von Savoyen und anderer Fürsten, die, wie das Gerücht sagt, uns gelten sollen, die Unterhandlungen des Königs mit dem französischen Hof, um einer spanischen Armee, die nach den Niederlanden bestimmt sein soll, den Durchzug durch dieses Reich auszuwirken, und dergleichen Vorfälle mehr uns aufgefordert haben, auf unsre Selbstverteidigung zu denken und uns durch eine Verbindung mit unsern auswärtigen Freunden zu verstärken? Auf ein allgemeines, unstetes und schwankendes Gerede beschuldigt man uns eines Antheils an dieser Zügellosigkeit des protestantischen Pöbels; aber wen klagt das allgemeine Gerede nicht an? Wahr ist es allerdings, daß auch unter uns Protestanten sich befinden, denen eine Duldung der Religionen das willkommenste Geschenk sein würde; aber auch sie haben niemals vergessen, was sie ihrem Herrn schuldig sind. Furcht vor dem Zorne des Königs ist es nicht, was uns aufgefordert hat, diese Versammlung zu halten. Der König ist gut, und wir wollen hoffen, daß er gerecht ist. Es kann also nicht Verzeihung sein, was wir bei ihm suchen, und eben so wenig kann es Vergessenheit sein, was wir uns über Handlungen erbitten, die unter den Verdiensten, so wir uns um Se. Majestät erworben, nicht die unbeträchtlichsten sind. Wahr ist es wieder, daß sich Abgeordnete der Lutheraner und Calvinisten in St. Truyen bei uns eingefunden; ja, noch mehr, sie haben uns eine Bittschrift übergeben, die wir an Ew. Hoheit hier beilegen. Sie erbieten sich darin, die Waffen bei ihren Predigten niederzulegen, wenn der Bund ihnen Sicherheit leisten und sich für eine allgemeine Versammlung der Stände verbürgen wolle. Beides haben wir geglaubt ihnen zusagen zu müssen, aber unsre Versicherung allein hat keine Kraft, wenn sie nicht zugleich von Ew. Hoheit und einigen Ihrer vornehmsten Räthe bestätigt wird. Unter diesen kann Niemand von dem Zustand unserer Sachen so gut unterrichtet sein und es so redlich mit uns meinen, als der Prinz von Oranien und die Grafen von Hoorn und von Egmont. Diese Drei nehmen wir mit Freuden als Mittler an, wenn man ihnen dazu die nöthige Vollmacht gibt und uns Versicherung leistet, daß ohne ihr Wissen keine Truppen geworben und keine Befehlshaber darüber ernannt werden sollen. Diese Sicherheit verlangen wir indessen nur auf einen gegebenen Zeitraum, nach dessen Verstreichung es bei dem Könige stehen wird, ob er sie aufheben oder bestätigen will. Geschieht das Erste, so ist es der Billigkeit gemäß, daß man uns einen Termin setze, unsere Personen und Güter in Sicherheit zu bringen; drei Wochen werden dazu genug sein. Endlich und letztens machen wir uns auch unsrerseits anheischig, ohne Zuziehung jener drei Mittelspersonen nichts Neues zu unternehmen.«

Eine so kühne Sprache konnte der Bund nicht führen, wenn er nicht einen mächtigen Rückhalt hatte und sich auf einen gründlichen Schutz verließ; aber die Regentin sah sich eben so wenig im Stand, ihm die verlangten Punkte zu bewilligen, als sie unfähig war, ihm Ernst entgegenzusetzen. In Brüssel, das jetzt von den meisten Staatsräthen, die entweder nach ihren Provinzen abgegangen oder unter irgend einem andern Vorwand sich den Geschäften entzogen hatten, verlassen war, sowohl von Rath, als von Geld entblößt, dessen Mangel sie nöthigte, die Großmuth der Geistlichkeit anzusprechen und, da auch dieses Mittel nicht zureichte, ihre Zuflucht zu einem Lotto zu nehmen, abhängig von Befehlen aus Spanien, die immer erwartet wurden und immer nicht kamen, sah sie sich endlich zu der erniedrigenden Auskunft gebracht, mit den Verbundenen in St. Truyen den Vertrag einzugehen, daß sie noch vier und zwanzig Tage lang auf die Resolution des Königs warten wollten, bevor sie einen weiteren Schritt unternähmen. Auffallend war es freilich, daß der König immer noch fortfuhr, mit einer entscheidenden Antwort auf die Bittschrift znrückzuhalten, ungeachtet man allgemein wußte, daß er weit jüngere Schreiben beantwortet hatte und die Regentin deßwegen auf das nachdrücklichste in ihn drang. Auch hatte sie sogleich nach dem Ausbruch der öffentlichen Predigten den Marquis von Bergen dem Baron von Montigny nachgesandt, der, als ein Augenzeuge dieser neuen Begebenheiten, ihren schriftlichen Bericht desto lebhafter unterstützen und den König um so rascher bestimmen sollte.

(1566.) Unterdessen war der niederländische Gesandte, Florenz von Montigny, in Madrid eingetroffen, wo ihm auf das anständigste begegnet ward. Der Inhalt seiner Instruktion war die Abschaffung der Inquisition und Milderung der Plakate; die Vermehrung des Staatsraths und Aufhebung der zwei übrigen Curien; das Verlangen der Nation nach einer allgemeinen Staatenversammlung und das Ansuchen der Regentin um die persönliche Ueberkunft des Königs. Weil dieser aber immer nur Zeit zu gewinnen suchte, so wurde Montigny bis auf die Ankunft seines Gehilfen vertröstet, ohne welchen der König keinen endlichen Schluß fassen wollte. Der Flamänder indessen hatte jeden Tag und zu jeder ihm beliebigen Stunde Audienz bei dem König, der ihm auch jedes Mal die Depeschen der Herzogin und deren Beantwortung mitzutheilen Befehl gab. Oefters wurde er auch in das Conseil der niederländischen Angelegenheiten gezogen, wo er nie unterließ, den König auf eine Generalversammlung der Staaten, als auf das einzige Mittel, den bisherigen Verwirrungen zu begegnen, und welches alle übrigen entbehrlich machen würde, hinzuweisen. So bewies er ihm auch, daß nur eine allgemeine und uneingeschränkt Vergebung alles Vergangenen das Mißtrauen würde tilgen können, das bei allen diesen Beschwerden zum Grunde läge und jeder noch so gut gewählten Maßregel ewig entgegenarbeiten würde. Auf seine gründliche Kenntniß der Dinge und eine genaue Bekanntschaft mit dem Charakter seiner Landsleute wagte er es, dem König für ihre unverbrüchliche Treue zu bürgen, sobald er sie durch ein gerades Verfahren von der Redlichkeit seiner Absichten überführt haben würde, da er ihm im Gegentheil, von eben dieser Kenntniß geleitet, alle Hoffnung dazu absprach, so lange sie nicht von der Furcht geheilt würden, das Ziel seiner Unterdrückung zu sein und dem Neide der spanischen Großen zum Opfer zu dienen. Sein Gehilfe erschien endlich, und der Inhalt ihrer Gesandtschaft wurde wiederholten Beratschlagungen unterworfen.

(1566.) Der König war damals im Busch zu Segovien, wo er auch seinen Staatsrath versammelte. Beisitzer waren: der Herzog von Alba; Don Gomez de Figueroa, Graf von Feria; Don Antonio von Toledo, Großcommendator vom Orden St. Johannes; Don Johann Manriquez von Lara, Oberhofmeister der Königin; Ruy Gomez, Prinz von Eboli und Graf von Melito; Ludwig von Quixada, Oberstallmeister des Prinzen; Karl Tyssenacque, Präsident des niederländischen Conseils; der Staatsrath und Siegelbewahrer Hopper und der Staatsrath von Corteville. Mehrere Tage wurde die Sitzung fortgesetzt; beide Abgesandte wohnten ihr bei, aber der König war nicht selbst zugegen. Hier nun wurde das Betragen des niederländischen Adels von spanischen Augen beleuchtet; man verfolgte es Schritt vor Schritt bis zu seiner entlegensten Quelle; brachte Vorfälle mit einander in Zusammenhang, die nie keinen gehabt hatten, und einen reifen, weitaussehenden Plan in Ereignisse, die der Augenblick geboren. Alle diese verschiedenen Vorgänge und Versuche des Adels, die nur der Zufall an einander gereiht und der natürlichste Lauf der Dinge so und nicht anders gelenkt hatte, sollten aus dem überdachten Entwurfe gesponnen sein, eine allgemeine Religionsfreiheit einzuführen und das Steuer der Gewalt in die Hände des Adels zu bringen. Der erste Schritt dazu, hieß es, war die gewaltsame Wegdrängung des Ministers Granvella, an welchem man nichts zu tadeln finden konnte, als daß er im Besitz einer Macht war, die man lieber selbst ausgeübt hätte. Den zweiten Schritt that man durch die Absendung des Grafen von Egmont nach Spanien, der auf Abschaffung der Inquisition und Milderung der Strafbefehle dringen und den König zu einer Erweiterung des Staatsraths vermögen sollte. Da aber dieses auf einem so bescheidenen Wege nicht zu erschleichen gewesen, so versuchte man es durch einen dritten und herzhafteren Schritt, durch eine förmliche Verschwörung, den Geusenbund, von dem Hof zu ertrotzen. Ein vierter Schritt zu dem nämlichen Ziele ist diese neue Gesandtschaft, wo man endlich ungescheut die Larve abwirft und durch die unsinnigen Vorschläge, die man dem König zu thun sich nicht entblödet, deutlich an den Tag legt, wohin alle jene vorhergegangenen Schritte gezielt haben. Oder, fuhr man fort, kann die Abschaffung der Inquisition zu etwas Geringerem als zu einer vollkommenen Glaubensfreiheit führen? Geht mit ihr nicht das Steuer der Gewissen verloren? Führt diese vorgeschlagene Moderation nicht eine gänzliche Straflosigkeit aller Ketzereien ein? Was ist dieses Projekt von Erweiterung des Staatsraths und von Unterdrückung der zwei übrigen Curien anders als ein völliger Umguß der Staatsregierung zu Gunsten des Adels? ein General-Gouvernement für alle Provinzen der Niederlande? Ist diese Zusammenrottung der Ketzer bei den öffentlichen Predigten nicht schon bereits die dritte Verbindung, die aus den nämlichen Absichten unternommen wird, da die Ligue der Großen im Staatsrath und der Bund der Geusen nicht wirksam genug geschienen haben?

Welches aber auch die Quellen dieses Uebels sein mochten, so gestand man ein, daß es darum nicht weniger bedenklich und dringend sei. Die ungesäumte persönliche Ankunft des Königs in Brüssel war allerdings das souveräne Mittel, es schnell und gründlich zu heben. Da es aber schon spät im Jahre war und die Zurüstungen zu dieser Reise die so kurze Zeit vor dem Winter ganz hinwegnehmen mußten; da sowohl die stürmische Jahrszeit, als die Gefahr von den französischen und englischen Schiffen, die den Ocean unsicher machten, den nördlichen Weg, als den kürzesten von beiden, nicht zu nehmen erlaubten; da die Rebellen selbst unterdessen von der Insel Walcheren Besitz nehmen und dem König die Landung streitig machen konnten: so war vor dem Frühling nicht an diese Reise zu denken, und man mußte sich in Ermanglung des einzigen gründlichen Mittels mit einer mittlern Auskunft begnügen. Man kam also überein, dem Könige vorzutragen: erstlich: daß er die päpstliche Inquisition aus den Provinzen zurücknehmen und es bei der bischöflichen bewenden lassen möchte; zweitens, daß ein neuer Plan zu Milderung der Plakate entworfen würde, wobei die Würde der Religion und des Königs mehr als in der eingesandten Moderation geschont wäre; drittens, daß er der Oberstatthalterin Vollmacht ertheilen möchte, allen Denjenigen, welche nicht schon etwas Verdammliches begangen oder bereits gerichtlich verurtheilt seien, doch mit Ausnahme der Prediger und ihrer Hehler, Gnade angedeihen zu lassen, damit die Gemüther versichert und kein Weg der Menschlichkeit unversucht gelassen würde. Alle Liguen, Verbrüderungen, öffentlichen Zusammenkünfte und Predigten müßten fortan, bei strenger Ahndung, untersagt sein; würde dennoch dagegen gehandelt, so sollte die Oberstatthalterin sich der ordinären Truppen und Besatzungen zur gewaltsamer Unterwerfung der Widerspänstigen zu bedienen, auch im Nothfall neue Truppen zu werben und die Befehlshaber über dieselben nach ihrem Gutdünken zu ernennen, Freiheit haben. Endlich würde es wohlgethan sein, wenn Se. Majestät den vornehmsten Städten, Prälaten und den Häuptern des Adels, einigen eigenhändig und allen in einem gnädigen Tone, schrieben, um ihren Diensteifer zu beleben.

Sobald dem König diese Resolution seines Staatsraths vorgelegt worden, war sein Erstes, daß er an den vornehmsten Plätzen des Königreichs und auch in den Niederlanden öffentliche Umgänge und Gebete anzustellen Befehl gab, um die göttliche Leitung bei seinem Entschluß zu erflehen. Er erschien in eigner Person im Staatsrath, um diese Resolution zu genehmigen und sogleich ausfertigen zu lassen. Den allgemeinen Reichstag erklärte er für unnütz und verweigerte ihn ganz; verpflichtete sich aber, einige deutsche Regimenter in seinem Solde zu behalten und ihnen, damit sie desto eifriger dienten, die alten Rückstände zu bezahlen. Der Regentin befahl er in einem Privatschreiben, sich unter der Hand und im Stillen kriegerisch zu rüsten; dreitausend Mann Reiterei und zehntausend Mann Fußgänger sollte sie in Deutschland zusammenziehen lassen, wozu er sie mit den nötigen Briefen versah und ihr eine Summe von dreihunderttausend Goldgulden übermachte. Er begleitete diese Resolution mit mehreren Handschreiben an einzelne Privatpersonen und Städte, worin er ihnen in sehr gnädigen Ausdrücken für ihren bewiesenen guten Eifer dankte und sie auch fürs künftige dazu aufforderte. Ungeachtet er über den wichtigsten Punkt, worauf jetzt die Nation hauptsächlich gestellt war, über die Zusammenberufung der Staaten, unerbittlich blieb, ungeachtet diese eingeschränkte und zweideutige Begnadigung so gut als gar keine war und viel zu sehr von der Willkür abhing, als daß sie die Gemüther hätte versichern können; ungeachtet er endlich auch die entworfene Moderation als zu gelinde verwarf, über deren Härte man sich doch beklagte – so hatte er diesmal doch zu Gunsten der Nation einen ungewöhnlichen Schritt gethan: er hatte ihr die päpstliche Inquisition aufgeopfert und nur die bischöfliche gelassen, woran sie gewöhnt war. Sie hatte in dem spanischen Conseil billigere Richter gefunden, als wahrscheinlicherweise zu hoffen gewesen war. Ob diese weise Nachgiebigkeit zu einer andern Zeit und unter andern Umständen die erwartete Wirkung gethan haben würde, bleibt dahin gestellt. Jetzt kam sie zu spät; als (1566) die königlichen Briefe in Brüssel anlangten, war die Bilderstürmerei ausgebrochen.