Als noch das Flügelkleid dich liebliche Daphne umwallte,
Damals zogst du ein Heer williger Sclaven dir auf,
Wenn in der kindischen Hand, die Amor mit Grübgen besäte,
Futter tragend und Trank, du das Gegitter betratst,
Eilte der Zöglinge Schaar mit frohem Flug dir entgegen,
Raubte sie süssere Kost aus alabasterner Hand,
Jubelnd begrüssten sie dich mit ihrem schmetternden Liede,
Und es erhoben sich dir brütende Weibchen vom Nest.
Alle vergassen, dass du den Kerker ihnen bereitet,
Wenn dein zierlicher Fuss über die Schwelle nun glitt.
Und du wähnest sie frey, die gelbgefiederten Kleinen
Seit dich dem heimischen Heerd Amor und Hymen entführt?
Reizende Dapne, du irrst, was je zu Sclaven du wähltest,
Löset dieFessel sich nie, die es dir eigen gemacht.
Aber es wandelt’ ein Gott, dem alle Götter gehorchen,
Zu Amorinen sie um, ewig zum Dienst dir geweiht.
Hunderte ringeln dein Haar, in deinen glänzenden Locken
Birgt sich mancher und hüpft auf der gehobenen Brust;
Andre umspielen die Hand, die Falten des leichten Gewandes
Schlingt um die Wette die Schaar dir um die schlanke Gestalt.
Flatternd, doch stets dir getreu, um immer bey dir zu verweilen,
Haben die Flügelchen sie selber sich willig gekürzt.
Gauckelnd umschweben sie dich im magischen Kreis und es weichet
Nimmer Geliebte von dir fürder die dienende Schaar,
Dir als heilige Wächter! die glänzenden Fittiche wehren
Jedem entweihenden Hauch, der sich dir frevlend genaht;
Hier dem entstellenden Gram, mit bleicher und bebender Lippe,
Der mit der zuckenden Hand, grausam die Sterblichen fasst,
Dort der Menadischen Lust, sie schwingt berauschet den Tyrsus,
Reisset im schwindelnden Kreis, wem sie ergreifet, dahin.
Dich nur bewahren sorgsam vor beyden die kleinen Getreuen,
Halten zum schönen Geleit stets dir die Grazien fest.
F.