HomeMusenalmanach 1798Das Meer.

Das Meer.

Bewertung:
(Stimmen: 0 Durchschnitt: 0)

Ergötzend ist und schön das Meer,
Wann seine Silberwellen,
Ums Schiff in gleichem Takte her
Sich mit Gemurmel schwellen.

Erquickend, wann im Sommer kühl
Und frisch die Winde säuseln,
Und Porpusse mit ihrem Spiel
Die nasse Fläche kräuseln:

Und herrlich wann der Sonne Licht
Sich aus der Tiefe windet
Und vor dem Feuer Angesicht
Die schwarze Nacht verschwindet;

Und wann in einer Sommer Nacht
Der Mond, die Sterne lachen,
Wem wird des Meeres stille Pracht
Das Herz nicht grösser machen?

Sieh! jede Welle trägt ein Bild,
Und tanzt im Glanz der Sterne,
Und tausend Monde schwimmen mild
Heran aus grauer Ferne!

Doch plötzlich stiegt von Ferne her
Ein dichter Wolkenschleyer;
Du siehst des Himmels Blau nicht mehr,
Nicht mehr der Sonne Feuer.

Der Sturmwind rast und pfeift und heult
Aus seinen engen Klüften;
Der Donner rollt, der Blitz zertheilt
Die Wolken in den Lüften.

In Berg und Thal kehrt sich das Meer,
Die Woge wird zum Thurme,
Und trunken schwankt das Schiff einher
Im grauenvollen Sturme.

Es krachen Ruder, Bord und Mast,
Es knirren Tau und Stricke;
Und was die Wuth des Windes fasst
Zerstiebt in tausend Stücke!

Und jeder Schritt ist ungewiss,
Du taumelst an den Wänden,
Und jeder Stoss und jeder Riss
Droht deinen Lauf zu enden.

Ihr welche Lust, Beruf und Stand,
Auf Schiff und Meere zwingen,
Ihr mögt den Pumper in der Hand
Des Meeres Reiz besingen!

Trotz eurem Lobe finde ich
Am Meere kein Behagen;
Und nicht um Gold solls wieder mich
Auf seinem Rücken tragen.

Jägle.