HomeMusenalmanach 1798Sängers Einsamkeit.

Sängers Einsamkeit.

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Wie klingt’s so bänglich drüben!
Trieb Liebe ihn? Was trieb ihn hin,
Was zum Klavier im Trauersinn?
Es klingt als wie von lieben.
Horch Mädchen, wie der Sänger singt!
Wie’s in’s Gemüth der Liebe dringt,
Was heil’ge Sänger singen.

Da schlichen sie und lauschten
Wohl an des Sängers Fensterrahm,
Und Zorn ihm von den Lippen kam,
Und zorn’ge Saiten rauschten.
Es zitterten die Saiten fort;
Da kam das sanfte Klagewort,
Der Wehmut Stimme wieder.

„Lass sie, die stumpfen Seelen!
Ach’s ist doch hart, so einsam seyn,
Des Lebens Luft, des Lebens Pein
Im eignen Busen hehlen.
Der Freund ist fern, die Freundin fern,
Der Sänger schlägt die Saiten gern,
Ach, tönten sie auch wieder!

Wo seyd ihr mir Verwandte?
Im Felsen ist das Echo wach,
Und tönts in keinem Herzen nach,
In diesem fremden Lande?
Wohl rief ich ihm; wohl rief es mir,
Aus allem Herzen tön’ ich dir,
Die heil’gen Sang verehren.“

Siegfr. Schmidt.