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Turandot, Prinzessin von China – Dritter Aufzug. Vierter Auftritt.

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Die Vorigen. Pantalon. Tartaglia und Brigella mit Soldaten.

Pantalon.
Sieh, sieh! Da ist er ja! Potz Element,
Wo steckt Ihr, Prinz? Was habt Ihr hier zu schaffen?
(Den Barak mit den Augen musternd.)
Und wer ist dieser Mann, mit dem Ihr schwatzt?

Barak (für sich).
Weh‘ uns! Was wird das?

Tartaglia.
Sprecht! Wer ist der Mann?

Kalaf.
Ich kenn‘ ihn nicht. Ich fand ihn hier nur so
Von ohngefähr, und weil ich müßig war,
Fragt‘ ich ihn um die Stadt und ihre Bräuche.

Tartaglia.
Haltet zu Gnaden, Prinz! Ihr seid zu grad
Für diese falsche Welt; das gute Herz
Rennt mit dem Kopf davon – Heut früh im Divan!
Wie Teufel kamt Ihr zu dem Narrenstreich,
Den Vogel wieder aus der Hand zu lassen!

Pantalon.
Laßt‘ s gut sein. Was geschehn ist, ist geschehn.
Ihr wißt nicht, lieber junger Prinz, wie tief Ihr
Im Wasser steht, wie Euch von allen Seiten
Betrug umlauert und Verrätherstricke
Umgeben – Lassen wir Euch aus den Augen,
So richtet man Euch ab, wie einen Staar. (Zu Barak)
Herr Nachbar Naseweis, steckt Eure Nase
Wo anders hin – Beliebt es Eurer Hoheit
Ins Haus herein zu gehn – He da, Soldaten!
Nehmt ihn in eure Mitte! – Ihr, Brigella,
Wißt Eure Pflicht – Bewachet seine Thür
Bis morgen frühe zu des Divans Stunde.
Kein Mensch darf zu ihm ein! So will’s der Kaiser. (Zu Kalaf.)
Merkt Ihr? Er ist verliebt in Euch und fürchtet,
Es möchte noch ein Unheil zwischen kommen.
Seid Ihr bis morgen nicht sein Schwiegersohn,
So, fürcht‘ ich, tragen wir den alten Herrn
Zu Grabe – Nichts für ungut, Prinz! Doch das
Von heute Morgen war – mit Eurer Gunst –
Ein Narrenstreich! – Ums Himmelswillen! Gebt Euch
Nicht bloß, laßt Euch den Namen nicht entlocken! (Ihm ins Ohr zutraulich.)
Doch wollt Ihr ihn dem alten Pantalon
Ganz sachtchen, sachtchen in die Ohren wispern,
So wird er sich gar schön dafür bedanken.
Bekommt er diese Recompens?

Kalaf.
Wie, Alter?
Gehorcht Ihr so dem Kaiser, Euerm Herrn?

Pantalon.
Bravo! Scharmant! – Nun marsch! Voran, Brigella!
Habt Ihr’s gehört? Was steht Ihr hier und gaffet?

Brigella.
Beliebet nur das Plaudern einzustellen,
So werd‘ ich thun, was meines Amtes ist.

Tartaglia.
Paßt ja wohl auf! Der Kopf steht drauf, Brigella.

Brigella.
Ich habe meinen Kopf so lieb, als Ihr
Den Euren, Herr! ’s braucht der Ermahnung nicht.

Tartaglia.
Es juckt und brennt mich nach dem Namen – Uh!
Geruhtet Ihr, ihn mir zu sagen, Hoheit,
Recht wie ein Kleinod wollt‘ ich ihn bei mir
Vergraben und bewahren – Ja, das wollt‘ ich!

Kalaf.
Umsonst versucht Ihr mich. Am nächsten Morgen
Erfahrt Ihr ihn. erfährt ihn alle Welt.

Tartaglia.
Bravo! Bravissimo! Hol‘ mich der Teufel!

Pantalon.
Nun, Gott befohlen, Prinz! (Zu Barak) Und Ihr, Herr Schlingel!
Ihr thätet besser, Eurer Arbeit nach
Zu gehn, als im Palast hier aufzupassen,
Versteht Ihr mich? (Geht ab.)

Tartaglia (sieht ihn scheel an).
Ja wohl! Ja wohl! Ihr habt mir
So ein gewisses Ansehn – eine Miene,
Die mir nicht außerordentlich gefällt.
Ich rath‘ Euch Gutes, geht! (Folgt dem Pantalon.)

Brigella (zu Kalaf).
Erlaubt mir, Prinz,
Daß ich Dem, der befehlen kann, gehorche.
Laßt’s Euch gefallen, in dies Haus zu gehn.

Kalaf.
Das will ich gerne. (Zu Barak leise.)
Freund, auf Wiedersehn!
Zu besserer Gelegenheit! Leb wohl!

Barak.
Herr, ich bin Euer Sklav!

Brigella.
Nur fort! Nur fort!
Und macht den Ceremonien ein Ende!

(Kalaf folgt den Soldaten, die ihn in ihre Mitte nehmen, Timur tritt von der entgegengesetzten Seite auf, bemerkt ihn und macht Geberden des Schreckens und Erstaunens.)

Barak (ihm nachsehend).
Der Himmel steh‘ dir bei, treuherz’ge Unschuld!
Was mich betrifft, ich hüte meine Zunge.