HomeText: WallensteinDie Piccolomini5. AufzugDie Piccolomini – 5. Aufzug, 1. Auftritt

Die Piccolomini – 5. Aufzug, 1. Auftritt

Seite 6 von 6
Bewertung:
(Stimmen: 4 Durchschnitt: 2.3)

Octavio.
Fern sei vom Kaiser die Tyrannenweise!
Den Willen nicht, die Tat nur will er strafen.
Noch hat der Fürst sein Schicksal in der Hand –
Er lasse das Verbrechen unvollführt,
So wird man ihn still vom Kommando nehmen,
Er wird dem Sohne seines Kaisers weichen.
Ein ehrenvoll Exil auf seine Schlösser
Wird Wohltat mehr als Strafe für ihn sein.
Jedoch der erste offenbare Schritt –

Max.
Was nennst du einen solchen Schritt? Er wird
Nie einen bösen tun. – Du aber könntest
(Du hast’s getan) den frömmsten auch mißdeuten.

Octavio.
Wie strafbar auch des Fürsten Zwecke waren,
Die Schritte, die er öffentlich getan,
Verstatteten noch eine milde Deutung.
Nicht eher denk ich dieses Blatt zu brauchen,
Bis eine Tat getan ist, die unwidersprechlich
Den Hochverrat bezeugt und ihn verdammt.

Max.
Und wer soll Richter drüber sein?

Octavio.
– Du selbst.

Max.
Oh! dann bedarf es dieses Blattes nie!
Ich hab dein Wort, du wirst nicht eher handeln,
Bevor du mich – mich selber überzeugt.

Octavio.
Ist’s möglich? Noch – nach allem, was du weißt,
Kannst du an seine Unschuld glauben?

Max (lebhaft).
Dein Urteil kann sich irren, nicht mein Herz.

(Gemäßigter fortfahrend.)

Der Geist ist nicht zu fassen wie ein andrer.
Wie er sein Schicksal an die Sterne knüpft,
So gleicht er ihnen auch in wunderbarer,
Geheimer, ewig unbegriffner Bahn.
Glaub mir, man tut ihm Unrecht. Alles wird
Sich lösen. Glänzend werden wir den Reinen
Aus diesem schwarzen Argwohn treten sehn.

Octavio.
Ich will’s erwarten.

Dieser Beitrag besteht aus 6 Seiten: