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Der Parasit (Picard) – Fünfter Aufzug. Sechster Auftritt.

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Narbonne und La Roche.

La Roche.
Nun, er ging so eben von Ihnen hinweg – darf ich fragen?

Narbonne.
Ich habe Sie und ihn unrecht beurtheilt – Sie haben mir einen wesentlichen Dienst erzeigt, Herr La Roche, und ich lasse Ihnen endlich Gerechtigkeit widerfahren.

La Roche (mit freudiger Rührung).
Bin ich endlich für einen redlichen Mann erkannt? Darf ich das Haupt wieder frei erheben?

Narbonne.
Sie haben es erreicht – Sie haben den Betrüger entlarvt – aber wie soll ich eine so lang bewährte Ueberzeugung aufgeben, daß Geist und Talent bei keinem verderbten Herzen wohnen? – Dieser Mensch, den ich jetzt als einen Niederträchtigen kennen lerne, er hat mir noch heute eine Schrift zugestellt, die dem größten Staatsmann und Schriftsteller Ehre machte – Ist es möglich? Ich begreife es nicht – so gesunde Begriffe, so viel Geist bei einem so weggeworfenen Charakter! Ich habe das Memoire auf der Stelle ans Gouvernement gesendet, und ich will wetten, daß die Briefe, die ich soeben erhalte, von dem Lobe desselben voll sind. (Er erbricht einen der Briefe und liest.) Ganz richtig! Es ist, wie ich sagte!

La Roche.
Ich kann nicht daraus klug werden. – Das Werk ist also wirklich gut?

Narbonne.
Vortrefflich!

La Roche.
So wollte ich wetten, daß er nicht der Verfasser ist.

Narbonne.
Wer sollte es denn sein?

La Roche.
Er ist’s nicht, ich will meine Seele zum Pfand setzen – denn am Ende will ich ihm doch noch eher Herz als Kopf zugestehen. – Wenn man versuchte – Ja! – richtig – ich hab‘ es! – Das muß gelingen – Herr von Narbonne! Wenn Sie mir beistehen wollen, so soll er sich selbst verrathen.

Narbonne.
Wie denn?

La Roche.
Lassen Sie mich machen – Er kömmt! Unterstützen Sie mich!