HomeBriefwechsel Schiller-Goethe1795102. An Goethe, 18. September 1795

102. An Goethe, 18. September 1795

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Jena den 18. September 1795.

Nach Verlangen folgt hier das Mährchen. Wenn ich es nur in acht Tagen zurück erhalte, so kommt es noch recht zum Druck.

Für die tröstlichen Nachrichten, die Sie mir von den Horen geben, danke ich herzlich. Auch ich hoffe, daß uns die letzten Stücke wieder Glück bringen sollen. Sie enthalten gerade von demjenigen, was man an den vorhergehenden vermißte, viel: nämlich Poesie und Erzählung. Vor einigen Tagen schickte mir auch Engel wieder einen, über drei gedruckte Bogen starken, Aufsatz von einem für das Publicum sehr passenden Inhalt, theils Dialog, theils Erzählung; kein Wunderwerk des Genies freilich, aber gerade so, wie unsre werthen Leser es lieben. Daß aber auch diejenigen etwas erhalten, welche für dergleichen Oblationen zu gut sind, werden Sie noch sorgen, wie ich fröhlich und festiglich glaube.

Für das zehnte Stück wäre durch das Mährchen gesorgt. Es ist also nur noch das eilfte, worauf es ankommt, und worin wir unsre Stärke concentriren müssen. Besonders ist es auch um Mannigfaltigkeit zu thun.

Wenn Sie doch auch Herdern bewegen wollten, kleine Sachen, wie Epigramme im Geschmack der Anthologie rc. in die letzten Stücke zu stiften.

Humboldt schreibt mir aus Berlin, daß man von den drei letztherausgekommenen Horenstücken sehr gut spreche.

Wenn Sie das Archiv der Zeit und die Genzische Monatschrift früher als ich erhalten, so sind Sie wohl so gütig, mir die prächtigen Sachen auch mitzutheilen.

Ich freue mich Sie bald hier zu sehen. Wir beide grüßen Sie bestens.

Sch.