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111. An Goethe, 19. Oktober 1795

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Jena den 19. October 1795.

Seien Sie mir willkommen in Weimar! Ich bin recht froh Sie wieder in der Nähe zu wissen. Daß Sie die letzten acht Tage nicht haben hier sein können, that mir sehr leid. Ich befand mich bei dem schönen Wetter merklich leichter und bin auch heute wieder spazieren gefahren, welches mir ganz wohl bekam. Freilich ist auch dafür mehrere Tage nichts gearbeitet worden.

Die Frau Staël erwarte mit Begierde.

Meinen Brief, den ich Ihnen vorigen Freitag nach Eisenach schrieb, haben Sie vermuthlich noch nicht erhalten, und waren abgereist, eh er dort ankam.

Von Humboldt erwarte ich des Quartiers wegen Antwort. Ich habe es, weil ich noch nicht weiß, ob sein Logis in abtretbarem Stande ist, nur so sachte berührt, daß er nicht genirt ist, es auch mit Stillschweigen zu übergehen . Es wäre mir gar lieb, wenn Ihnen eine rechte Bequemlichkeit hier könnte verschafft werden.

Zu dem Roman wünsche ich alles Glück und Segen. Ich zweifle gar nicht, daß es jetzt das vortheilhafteste für das ganze ist, wenn Sie ununterbrochen darin leben. Dann halte ich es für keinen unbedeutenden Gewinn, wenn Sie den letzten Band einige Monate früher fertig haben, als er in Druck gegeben werden muß. Sie haben eine große Rechnung abzuschließen. Wie leicht vergißt sich da eine Kleinigkeit.

Finden Sie unter Ihren Papieren den Brief, den ich Ihnen im vorigen Jahre nach meiner Zurückkunft von Jena zur Eröffnung einer ästhetischen Correspondenz schrieb, so haben Sie die Güte ihn mir zu schicken. Ich denke jetzt etwas daraus zu machen. Meine Frau und Schwiegermutter, die auf einige Wochen hier ist, empfehlen sich.

Sch.