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131. An Goethe, 23. Dezember 1795

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Jena den 23. December 1795.

Für die Elegien danke ich schönstens. Ich denke nicht, daß jetzt noch etwas darin sein sollte, was den Krittlern Gelegenheit geben könnte, über kleinen Versehen gegen den schönen Geist des Ganzen sich zu verhärten.

Lorenz Stark ist, wie mir Humboldt schrieb, ehmals zu einer Comödie bestimmt gewesen, und nun zufälliger Weise in die erzählende Form gegossen worden. Ein ziemlich leichter Ton empfiehlt es, aber es ist mehr die Leichtigkeit des Leeren als die Leichtigkeit des Schönen. Solchen Geistern wie Herrn E. ist das Platte so gefährlich, wenn sie wahr und naiv sein wollen. Aber die göttliche Platitude: das ist eben der Empfehlungsbrief.

Haben Sie denn auch die schönen Abbildungen vom Seifersdorfer Thal mit Herrn Beckers (in Dresden) Beschreibungen gesehen? Als einem so großen Liebhaber von Kunstgärten und sentimentalischen Productionen empfehle ich Ihnen dieses Werk. Es verdient neben Racknitz Schrift eine gelegentlich würdige Erwähnung in den Horen.

Mit der Religieuse von Diderot weist mich Herder an Sie zurück; auch meint er, daß sie entweder schon übersetzt sei, oder mit andern Erzählungen von Diderot künftige Ostern erscheinen werde. Es scheint demnach für uns keine sichere Entreprise zu sein.

Der Himmel verlängere Ihnen jetzt nur die gute Laune, um den Roman zu endigen. Ich bin unglaublich gespannt auf die Entwicklung und freue mich recht auf ein ordentliches Studium des Ganzen.

Das Glück, welches das kleine Gedicht die Theilung der Erde zu machen scheint, kommt mit auf Ihre Rechnung, denn schon von vielen hörte ich, daß man es Ihnen zuschreibt. Hingegen ist mir von andern der literarische sanscülottism zugeschrieben worden.

Von der zu erwartenden Recension der Horen durch Schütz hörte ich gestern, daß es Ernst damit sei, und daß wir sie in wenigen Wochen zu Gesicht bekommen werden. Ob ich sie noch in Manuscript zu lesen bekomme, zweifle ich, da ich mit Schützen seit einiger Zeit weniger Verkehr habe. Er hat aber doch dem jungen Schlegel den poetischen Theil derselben zu recensiren aufgetragen, sowie auch die Unterhaltungen u. s. w., und dieser hat die Recension, wie er mir heute schrieb, schon an Schütz gesendet. Wenn er nichts in diese Arbeit hineinpfuscht, so erwarte ich etwas gutes davon.

Von Cotta habe nichts wieder gehört, und der Almanach ist auch noch nicht angelangt.

Zum heiligen Christ wünschen wir alles Gute. Möchten Sie ihn hier bei uns zubringen! Leben Sie recht wohl.

Sch.