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62. An Goethe, 4. Mai 1795

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Jena den 4. Mai 1795.

Eben erhalte ich die Elegien mit Ihren freundschaftlichen Zeilen. Ich habe Sie seit Ihrer Abreise jeden Abend vermißt; man gewöhnt sich so gern an das Gute. Mit meiner Gesundheit geht es langsam besser, und in einigen Tagen hoffe ich wieder im Gange zu sein.

Mit rechter Ungeduld erwarte ich, was Sie mir für den Almanach schicken wollen. Eher kann ich meine poetische Baarschaft zu diesem Werkchen nicht übersehen.

Die Elegien werde ich gleich vor die Hand nehmen, und hoffe Ihnen solche Freitags zurück zu schicken.

Huber schreibt mir, daß er Ihren Meister ins Französische zu übersetzen Lust habe. Soll ich ihn aufmuntern oder davon abzurathen suchen?

Verlassen Sie sich darauf, daß ich Ihrem Gedächtniß zu Hülfe kommen werde. Ich schenke Ihnen kein Versprechen. Der Chronologie der Horen nach würden Sie jetzt bald wieder auf die Unterhaltungen zu denken haben. Vielleicht schlägt auch unterdessen eine gute Stunde für die Epistel.

Meine Frau empfiehlt sich Ihnen recht freundlich. An Meyern bitte meinen herzlichen Gruß zu machen.

Schiller.