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261. An Schiller, 21. Dezember 1796

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Das Werk der Frau von Staël ist angekommen und soll wieder zurückkehren, sobald die Neugierde der Freunde befriedigt ist. Sie werden Knebeln bei sich sehen und ihn ganz munter finden; er hilft mir, auf eine sehr freundschaftliche Weise, gegenwärtig an meinem optischen Wesen fort. Ich zeichne jetzt die Tafeln dazu und sehe daran, da sich alles verengt, eine mehrere Reife. Einen flüchtigen Entwurf zur Vorrede habe ich gemacht; ich communicire ihn nächstens um zu hören ob die Art, wie ich’s genommen habe, Ihren Beifall hat.

Boies Brief kommt zurück; es ist mir sehr angenehm daß er mir den Cellini abtritt; ich will ihm etwa ein gutes Exemplar meines Romans dagegen geben und einen freundlichen Brief dazu schreiben.

Es freut mich sehr daß die Elegie bei Körner gut gewirkt hat. Im Ganzen bin ich aber überzeugt, daß Ihre Bemerkung richtig ist, daß sie nämlich öffentlich noch zu früh käme; ich bin auch privatim sehr sparsam damit umgegangen.

Den dritten Feiertag gehe ich mit dem Herzog nach Leipzig. Sagen Sie es außer Humboldten niemand und fragen Sie diesen Freund, ob er mir außer Professor Ludwig und Magister Fischer noch jemand zu sehen empfiehlt? Da wir wahrscheinlich auch auf Dessau gehen, so kommen wir unter zwölf bis vierzehn Tagen nicht zurück; wünschten Sie also vor meiner Abreise noch etwas von mir, so haben Sie die Güte mir es bald zu sagen.

Da mein armes Subject auf dieser Tour, besonders physisch, manches zu leiden haben wird, so hoffe ich, durch mancherlei neue Objecte bereichert zu werden.

Meine Fisch- und Wurmanatomie hat mir in diesen Tagen auch wieder einige sehr fruchtbare Ideen erregt.

Leben Sie recht wohl und thätig ins neue Jahr hinein und fahren Sie fort in dem dramatischen Felde Platz zu gewinnen. Wenn nur nicht auch der Januar hingeht ohne daß wir uns sehen. Leben Sie indessen recht wohl. Schlegels werden wahrscheinlich von einem großen, völlig Literarischen Gastmahl erzählen, dem sie beigewohnt haben.

Weimar den 21. December 1796.

G.