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447. An Goethe, 10. April 1798

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Jena den 10. April 1798.

An dem Amor, der hier zurückfolgt, erkennt man gleich die kräftige und solide Kunst unsers Meisters, wenn er sich nur nicht an der Spitze des kleinen Werkleins vor dem er zu stehen kommen soll, etwas zu streng und zu ernsthaft ausnimmt. Es wird recht gut sein, wenn Sie aus Ihrer Sammlung etwas für den Almanach wählen und Meyer es zeichnet. Ich brauche nicht zu sagen, daß eine poetische Idee von der Art wie diese mit dem Amor die zweckmäßigste sein wird; und weil der Almanach seines kleinen Formats und spielenden Gebrauchs wegen auch nur kleine Dimensionen erlaubt, so schien mir ein solcher Gegenstand, wo weniger auf der Ausführung als auf dem Gedanken beruht, der passendste zu sein. Doch das ist Ihre Sache, Sie werden schon das beste erwählen.

Ich lege Ihnen hier einen Brief nebst Gedichten von einem gewissen Jakobi bei, der sich an mich um Nachrichten von Ihnen gewendet hat. Die Gedichte habe ich kaum flüchtig angesehen und weder gutes noch schlimmes daran bemerkt. Indessen wäre mir’s nicht unlieb, wenn ich eins davon in das letzte Horenstück brauchen könnte, da mir gerade noch soviel daran fehlt. Haben Sie die Güte mir diese Gedichte, im Fall eins davon zu brauchen wäre, morgen durch die Botenfrau wieder zu schicken, da ich es an dem nämlichen Abend noch fortbringen kann.

Wenn Sie beim Geheimerath Voigt ein gutes Wort für unsern Niethammer sprechen wollten, so würden Sie etwas Gutes befördern. Ich habe Ursache zu glauben, daß er wenig Eifer für ihn hat, ja wirklich zu wenig, und hingegen seinen unbedeutenden Rival begünstiget. Fände sich Gelegenheit, Schellings Sache die bei Voigten zu liegen scheint, noch einmal in Bewegung zu bringen, so wäre es auch sehr gut für uns jenaische Philosophen, und selbst Ihnen würde es nicht unangenehm sein, das hiesige Personale mit einem so guten Subject vermehrt zu haben.

Obgleich das schöne Wetter hier noch fortdauert, so hat doch die schnelle Kälte mir wieder einen heftigen Katarrh mitgebracht und mein altes Uebel erneut. Die Arbeit rückt langsam fort, und ich stehe gerade an einem Punkt, wo die Stimmung alles thun muß.

Hier sagt man, daß Iffland am 24sten dieses Monats nach Weimar kommen würde um acht Tage dort zu spielen. Da Sie bei Ihrem Hiersein noch gar nichts davon zu wissen schienen, so kann ich es kaum glauben. Wäre es aber, so zweifelte ich sehr, daß er noch den alten Empfang finden würde, und unser würdiger gestiefelter Kater würde in einiges Gedränge kommen.

Leben Sie recht wohl. Ich höre von meinem Schwager der heute hier war, daß Thouret nun nächstens kommen wird. So ist es auch in dieser Rücksicht gut für Sie gewesen, daß Sie gerade jetzt in Weimar sind und nicht mitten in der Arbeit unterbrochen werden.

Meine Frau grüßt Sie aufs beste. Leben Sie recht wohl.

Sch.