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487. An Goethe, 31. Juli 1798

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Jena den 31. Juli 1798.

Der Aufsatz über die plastische Kunst der Hetrurier ist durch seine strenge und nüchterne Wahrheit zwar ein wenig mager, aber das darf der Arbeit selbst nicht zum Vorwurfe gereichen. Derjenige wird immer trocken erscheinen, der ein beliebtes Vorurtheil in seiner Blöße darstellt, und die Einbildungskraft in strenge Sachgrenzen zurückweist. Mich freute dieser Aufsatz weil ich einen klaren und genugthuenden Begriff von dem Gegenstand bekam, über welchem mir immer ein Dunkel gelegen hatte. Einige schwerfällige Perioden, z. B. gleich der erste, würden wohl noch verbessert werden können.

Es ist ein sehr guter Gedanke vom alten Meister gewesen die Dürftigkeit des Stoffs, bei dem zweiten Briefe, auf eine so anmuthige Art, wie er gethan hat, zu verstecken, wodurch dieser, an Sachen viel ärmere, zweite Brief noch sogar unterhaltender als der erste wird, bei dem man viel mehr lernt. Beide sind, jeder auf seine Weise, sehr zweckmäßige Beiträge zu der Sammlung.

Vor der Feierlichkeit, die in Ihrer Einleitung herrschen wird, ist mir nicht bange, denn was Sie feierlich nennen und was es auch ist, möchte dem deutschen Publikum im Ganzen es noch nicht sein und bloß als ernstlich und gründlich erscheinen. Diese Einleitung erwarte ich mit großer Begierde.

Zum Almanach sind wieder einige nicht unbrauchbare Beiträge gekommen, aber die gehörige Zahl ist noch immer nicht beisammen, wenn ich auch gleich meinen möglichen Antheil auf etliche und zwanzig Blätter rechne. Zwar erhielt ich gestern auf einmal und von einem einzelnen freiheitlichen Autor so viel Gedichte zugeschickt, um mehr als den halben Almanach damit zu füllen, aber, den Unwerth abgerechnet, unter der tollen Bedingung daß die ganze Suite abgedruckt werden sollte, wobei gegen fünfzig Seiten Gelegenheitsgedichte befindlich waren.

Ich selbst bin dieser Tage in einer ganz guten Stimmung zur Arbeit gewesen. Etwas ist auch fertig geworden und ein anderes auf dem Wege, es zu werden.

Ein Coreccturbogen des Almanachs ist noch nicht gekommen.

Bei Scherern, den ich gestern sprach, ist mir eine Bemerkung wieder eingefallen, die Sie mir voriges Jahr über ihn machten. Es ist eine ganz gemüthlose Natur, und so glatt, daß man sie nirgends fassen kann. Bei solchen Naturellen ist es recht fühlbar, daß das Gemüth eigentlich die Menschheit in dem Menschen macht, denn man kann sich, solchen Leuten gegenüber, nur an Sachen erinnern, und das menschliche in einem selbst ganz und gar nirgends hinthun. Schelling ist doch kein solcher Mensch, denk‘ ich.

Leben Sie recht wohl und machen, daß Sie Ihre Geschäfte in Weimar bald los sind. Ich empfehle Ihnen, was Sie mir oft vergebens rathen, es zu wollen und frisch zu thun.

Meine Frau grüßt Sie. Seit einigen Tagen befinden wir uns wieder allein.

Sch.