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517. An Goethe, 5. Oktober 1798

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Jena den 5. October 1798.

Daß Sie mit dem Prolog zufrieden sind und daß die drei Herren sich zum Vorspiel so glücklich anlassen, sind mir sehr willkommene Nachrichten. Den Abdruck des Prologs kann ich bis morgen Abend nicht aufhalten, doch denke ich nicht, daß eine kleine Ungleichheit des gesprochenen und gedruckten Gedichts viel zu sagen haben wird, wenn nur das Exemplar, das Sie Posselten schicken, mit dem andern im Almanach gleichlautend ist.

An die Capuziner-Predigt will ich mich also machen, und habe gute Hoffnung von dem würdigen Abraham. Noch habe ich ihn nicht lesen können, weil Schelling den ganzen Nachmittag bei mir war. Auch muß ich Sie präveniren, daß noch einige andere Veränderungen im Werke sind, welche ich nebst der Capuziner-Predigt auf den Montag Abend abzuschicken hoffe, denn da sie nicht durchs Ganze gehen, so können sie in einem halben Tag recht gut eingelernt werden.

Sie werden es z. B. auch billigen daß ich den Constabler mit einer bestimmten dramatischen Figur vertausche. An seiner Statt habe ich einen Stelzfuß eingefühlt, der mir ein gutes Gegenstück zum Rekruten macht. Dieser Invalide bringt ein Zeitungsblatt, und so erfährt man unmittelbar aus der Zeitung Regenspurgs Einnahme und die neuesten passendsten Ereignisse. Es giebt Gelegenheit, dem Herzog Bernhard einige artige Complimente zu machen u. s. f. Zu einem Subject für den Stelzfuß wird sich schon Rath finden hoffe ich.

Finde ich Stimmung und Zeit, so will ich das Liedlein von Magdeburg noch machen, und nach einer alten Melodie, daß dadurch kein Aufenthalt entsteht. Uebrigens bin ich getröstet, wenn es an Zeit dazu fehlt, daß Sie etwas anders substituiren können.

Wenn Sie mir durch die Botenfrau mein Exemplar des Vorspiels schicken könnten, so würde es mir bei den vorhabenden Arbeiten gute Dienste thun. Wenn ich auch nur die ersten acht oder zehn Blatt habe, denn am Ende und in der Mitte wird nichts verändert.

Schelling ist mit sehr viel Ernst und Lust zurückgekehrt; er besuchte mich gleich in der ersten Stunde seines Hierseins, und zeigt überaus viel Wärme. Ueber die Farbenlehre, sagt er mir, habe er in der letzten Zeit viel nachgelesen, um im Gespräch mit Ihnen fortzukommen, und habe Sie um vieles zu fragen. Nach der Aufführung des Vorspiels wird er sich bei Ihnen melden, denn ich sagte ihm, daß er Sie jetzt zu beschäftigt finde. Es wäre hübsch, wenn Sie ihm vor Ihrer Hieherkunft noch Ihre Experimente zeigen könnten.

Ein sonderbares Original von einem moralisch-politischen Enthusiasten habe ich dieser Tage hier kennen lernen, den Wieland und Herder über Hals und Kopf zu der großen Nation spediren. Es ist ein hiesiger Student aus Kempten, ein Mensch voll guten Willens, von vieler Fähigkeit und einer heftig sinnlichen Energie. Er hat mir eine ganz neue Erfahrung verschafft. Leben Sie recht wohl. Ich denke es werden in diesen Tagen wohl noch einige Boten zwischen hier und Weimar in Bewegung gesetzt werden.

Meine Frau grüßt Sie aufs beste.

Sch.

Wenn Sie bei Empfang dieses Briefs mit Ihren Veränderungen im Prolog einig sind, und finden gleich einen Expressen, so haben Sie die Güte, mir das Exemplar gleich durch ihn zu senden.

N. S.

Hier lege ich noch einen Correctur-Abdruck des Prologs bei, so wie er im Almanach stehen wird; denn da ich die, Ihnen gesandte Abschrift aus dem Gedächtniß niederschrieb, so wurde einiges darin extemporirt und es finden sich Varianten die ich mit NB bezeichnet habe. Können Sie mir nun Ihre Aenderungen morgen vor Nachmittag 2 Uhr durch einen Expressen schicken, so kann ich mich im Druck noch darnach richten. Geht dieß nicht an, so haben Sie die Güte dieß beiliegende gedruckte Exemplar des Prologs, und nicht das geschriebne, an Posselt abzusenden, damit die zwei gedruckten Exemplare gleich lauten.