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548. An Schiller, 12. Dezember 1798

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Es freut mich, daß ich Ihnen etwas habe wieder erstatten können von der Art in der ich Ihnen so manches schuldig geworden bin. Ich wünschte nur daß mein guter Rath zu einer günstigen Jahrszeit hätte anlangen können, damit Sie dadurch schneller gefördert wären; denn ich muß Sie wirklich bedauern daß die Zeit der Vollendung in diese Tage fällt, die eben unsere Freunde nicht sind.

Glücklicherweise habe ich entdeckt, daß mich etwas ganz neues, d. h. worüber ich noch nicht gedacht habe, in diesen Stunden reizen und mich gewissermaßen productiv machen kann.

Ich schicke hier Grübels Gedichte, von denen ich schon einmal erzählte. Sie werden Ihnen Spaß machen. Ich habe eine Recension davon an Cotta zur neuen Zeitung geschickt, davon ich Ihnen eine Abschrift senden will. Ich habe die Gelegenheit ergriffen etwas über diese heitere Darstellungen, die nicht gerade immer den leidigen Schwanz moralischer Nutzanwendung hinter sich schleppen, etwas zu sagen.

Uebrigens halte ich mich bald an dieses bald an jenes, um nur die Zeit nicht ganz ungenutzt verstreichen zu lassen, und so mögen denn diese vierzehn Tage noch hingehen.

Ob Ihr erstes Stück Weihnachten fertig wird oder nicht, wird meinen Januaraufenthalt entscheiden; im ersten Fall hoffe ich Sie bei mir zu sehen, im zweiten denke ich Sie zu besuchen. Für heute leben Sie wohl und grüßen Ihre liebe Frau.

Weimar am 12. December 1798.

G.