HomeBriefwechsel Schiller-Goethe1799583. An Schiller, 16. März 1799

583. An Schiller, 16. März 1799

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Recht herzlich gratulire zum Tode des theatralischen Helden! Könnte ich doch meinem epischen vor eintretendem Herbste auch das Lebenslicht ausblasen. Mit Verlangen erwarte ich die Montägige Sendung und richte mich ein den grünen Donnerstag zu Ihnen zu kommen. Wenn wir alsdann auch nur acht Tage zusammen zubringen, so werden wir schon um ein gutes Theil weiter sein. Den April müssen wir auf die Vorstellung von Wallenstein und auf die Gegenwart der Madame Unzelmann rechnen. Es wäre daher gut wenn wir den Wallenstein möglichst beschleunigten, um sowohl durch diese Tragödie als durch diese artige kleine Frau eine Folge von interessanten Vorstellungen zu geben und die Fremden festzuhalten die sich allenfalls einfinden könnten. Leben Sie recht wohl. Von der Achilleis sind schon fünf Gesänge motivirt und von dem ersten 180 Hexameter geschrieben. Durch eine ganz besondere Resolution und Diät habe ich es gezwungen und da es mit dem Anfange gelungen ist, so kann man für die Fortsetzung nicht bange sein. Wenn Sie uns nur bei den Propyläen beistehen so soll es dieses Jahr an mancherlei gutem nicht fehlen.

Weimar am 16. März 1799.

G.